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Eismord

Eismord

Titel: Eismord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giles Blunt
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zurück.
    »Ich will mir den Tatort noch einmal ansehen«, sagte er.
    »Soll mir recht sein. Übrigens hab ich mit Ron Larivière gesprochen – dem Buschpiloten, den Irena Bastov gevögelt hat. Zuerst hat er es geleugnet, doch mein priesterliches Gebaren hat ihm dann doch noch das Bekenntnis entlockt, dass sie vor ein paar Jahren eine kurze Affäre hatten, zwei Nächte, das sei es dann gewesen.«
    »Und Sie glauben ihm?«
    »Ja, tue ich. Außerdem hat er in der fraglichen Nacht mit ein paar Trappern im Bull and Bear getrunken.«
    »Was ist mit diesem Leiter des Trapper-Verbands?«
    »Das war schon mühsamer. Donald Rivard hat die Stadt vor sechs Jahren verlassen und mit niemandem Kontakt gehalten. Ich hab ihn bis nach Red River verfolgt, wo er offenbar 2008 an Leberzirrhose gestorben ist. So glamourös, die Pelzindustrie.«
    An der Zufahrt zum Wasserkraftwerk, wo Sam geparkt hatte, stand ein Wagen. Cardinal bog auf das Grundstück der Schumachers ein. Das Absperrband flatterte in der Brise, doch darüber hinaus ließ das Haus nicht erkennen, was sich darin zugetragen hatte. Sie betraten es durch die Hintertür und gingen von dort aus ins Esszimmer weiter. Der blutverschmierte Boden, die leeren Stühle.
    »Die Heizung ist wieder eingeschaltet«, sagte McLeod. Er hob eine unbenutzte Plastiktüte der Spusi vom Boden auf und steckte sie in die Tasche. »Fragt sich, wer sie ausgeschaltet hatte und warum.«
    »Wahrscheinlich der Mörder. Wollte sicherstellen, dass wir die Leichen haargenau so vorfinden, wie er sie zurücklässt.«
    »Meinen Sie, es ist der Typ, mit dem die Bastovs im Chinook waren? Jimmys Beschreibung nach könnte es der ältere Kerl auf dem Flughafenvideo sein.«
    »Möglich. Aber sie wurden Mittwochabend mit ihm gesehen. Getötet wurden sie am Donnerstagabend.«
    »Na ja, wir wissen, dass es nicht der Geldautomatenräuber war. Die Schuhabdrücke passen nicht. Und er war kein Linkshänder.« McLeod verstummte und zeigte aus dem Fenster, das zum Garten führte. »Mensch, sehen Sie sich das an – ein Verdächtiger.«
    Draußen betrachtete ein gedrungener Mann in einem langen, dunklen Mantel die verschneite Fläche des Sees. Er stand etwa zehn Meter vom Ufer entfernt auf dem Eis, die Hände in den Hosentaschen, die Schultern hochgezogen, obwohl es ein relativ warmer Tag war. Auf dem Kopf trug er eine Pelzkappe im Russenstil.
    »Sieht zu harmlos aus«, sagte Cardinal.
    »Sieht wie ein scheiß Kollege aus. Meinen Sie, ihm ist klar, dass das Eis des Sees nicht unbedingt sicher …«
    Es war, als hätte es McLeod, indem er nur die Gefahr erwähnte, verursacht. Das Eis gab unter dem Mann nach, und er kippte nach vorn. Als er versuchte, sich zu fangen, taumelte er nach hinten. Kaum verlagerte er das Gewicht auf den hinteren Fuß, brach das Eis auch dort ein. Jetzt waren nur noch seine Schultern und sein Kopf zu sehen.
    McLeod zückte sein Handy und wählte den Notruf.
    »Suchen Sie irgendeinen Strick und eine Brechstange oder so.«
    Cardinal schnappte sich einen Besen und war in wenigen Sekunden am See, wo er ans Ende des Landestegs rannte. Er rutschte auf allen vieren über das Eis und legte sich dann flach auf den Bauch, um sein Gewicht zu verteilen. Er robbte vorwärts und legte den Besen über das Loch. Der Mann versuchte, Luft zu holen, und brachte kein Wort heraus. Er hielt sich am Besenstiel fest. Cardinal klopfte auf den Rand des Lochs und brach an der dünnsten Stelle Stücke ab.
    McLeod war jetzt auf dem Landesteg. Er warf ihm ein Brecheisen zu, und Cardinal vergrößerte damit das Loch, bis er eine dickere Stelle erreichte.
    »Sie müssen sich hochhieven«, sagte er zu dem Mann. »Wenn Sie nicht mithelfen, können wir Sie nicht rausziehen.«
    McLeod hatte eine Wäscheleine zu einem Lasso verknotet. Cardinal legte dem Mann die Schlinge um die Schultern und forderte ihn auf, die Arme durchzustecken. Gemeinsam gelang es ihnen, den Strick unter seine Achseln zu schieben.
    Cardinal kroch zum Steg zurück. Er und McLeod legten sich das Seil um ihrer beider Rücken und zogen. Der Mann bekam zuerst ein Bein aus dem Wasser, dann das andere. Er brach auf dem Eis zusammen, und sie zogen ihn ans Ufer.
    Als die Sirene des Krankenwagens lauter wurde, griff Cardinal in die Manteltasche des Mannes, der mit der kreideweißen Hand symbolischen Widerstand leistete. Die triefnassen Scheine in der Brieftasche waren US -Dollar, und ein Dienstausweis wies ihn als Sonderermittler Irv Mendelsohn vom FBI aus.
    McLeod, der

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