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Eisnacht

Eisnacht

Titel: Eisnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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schloss Mr Gunn. »Natürlich hat sie inzwischen wieder ein paar Pfund verloren, aber das kommt von ihrem Cheerleader-Training. Wir sind fast sicher, dass sie sich nicht absichtlich übergibt. Das macht sie nicht mehr.«
    Dutch war da weniger überzeugt, und er sah Wise und Begley an, dass sie es ebenso wenig waren.
    »Wie steht es mit Jungs?«, fragte Begley.
    »Die hat sie auch. Ab und zu. Sie wissen schon. Es sind eben Kinder. Sie verliebt und entliebt sich so regelmäßig, wie sie die Frisur wechselt«, sagte Mr Gunn.
    »Kein fester Freund?«
    »Nicht seit Scott.«
    Dutch reagierte verblüfft, und das fiel den Agenten auf. Sie sahen ihn neugierig an und wandten sich dann wieder an die Gunns.
    »Scott wer?«, fragte Wise.
    »Hamer«, antwortete Mr Gunn. »Der Sohn von Wes. Er und Millicent waren das ganze letzte Jahr befreundet, obwohl sie das inzwischen anders nennen. Sie ›gingen miteinander‹.« Er schnaubte verächtlich über den Begriff.
    »Gingen?«, fragte Wise.
    »Kurz vor den Frühjahrsferien haben sie sich getrennt.«
    »Wissen Sie, warum?«
    Mr Gunn zuckte mit den Achseln. »Wahrscheinlich hatten sie genug voneinander.«
    »Nein, Schatz«, mischte sich Mrs Gunn ein. »Damals ist irgendwas passiert, was sie auseinandergebracht hat. Das habe ich schon damals gesagt.«
    Begley beugte sich vor. »Und was könnte das gewesen sein, Mrs Gunn?«
    »Das weiß ich nicht. Millicent hat es nie erzählt. Ich wollte mit ihr darüber reden, aber sie wollte und will das auf keinen Fall. Schließlich habe ich aufgehört zu fragen, weil sie sich so aufregte und dann nichts mehr aß. Dass sie verhungern könnte, machte mir mehr zu schaffen als der Ärger mit ihrem Freund.«
    Sie hätte genauso gut herausschreien können, dass das eine mit dem anderen zusammenhing, so offensichtlich war es für Dutch und die FBI-Agenten.
    Wise war der Erste, der das einsetzende Schweigen brach. »In ihrem Tagebuch steht nichts über Scott Hamer oder die Trennung.«
    »Sie führt das Tagebuch erst, seit sie aus dem Krankenhaus kam. Es gehört zu ihrer Therapie«, erklärte Mr Gunn. »Die Psychologin meinte, sie soll anfangen, alles aufzuschreiben. Positive Dinge.« Sein Mund verhärtete zu einem dünnen Strich. »Ich vermute, sie hält Ben Tierney für etwas Gutes.«
    »Zum gegenwärtigen Zeitpunkt haben wir keinen Anlass, etwas anderes anzunehmen, Mr Gunn«, warnte Begley strenger als zuvor.
    »Sie können mir erzählen, was Sie wollen, Mr Begley.« Gunn stand auf und reichte seiner Frau die Hand, um ihr beim Aufstehen zu helfen. »Ich würde mein ganzes Geld auf ihn setzen. Ich kenne seit meiner Geburt jeden hier in Cleary und in den drei Countys ringsum. Ich kann mir nicht vorstellen, dass einer davon so was Grausames tun würde, wie fünf Frauen verschwinden zu lassen. Das muss jemand von außerhalb sein, aber er muss sich gleichzeitig hier auskennen, und er hat die Initialen B.T. Auf Mr Ben Tierney trifft all das zu.«

Kapitel 21
    Das muss man geübt haben«, sagte William. »Das kann nicht jeder.«
    »Ich schaff das schon. So schwer kann das doch nicht sein, oder?«
    William hasste Wes Hamers herablassenden Tonfall. Nur weil er der Superhengst und Footballtrainer war, hieß das noch lange nicht, dass er eine Spritze setzen konnte. »Ich kann auf dem Heimweg bei dir zu Hause anhalten und…«
    »Ich schaff das schon, Ritt.«
    William hasste es auch, wenn man ihn Ritt nannte. Wes hatte ihn schon in der Grundschule immer nur Ritt genannt. Damals war Wes ein kleiner Tyrann gewesen, und jetzt war er ein großer Tyrann. Sie waren gleich alt, aber er behandelte William nicht respektvoller als einen seiner Studenten, und das nahm William ihm übel.
    William hatte gute Lust, die Packung Spritzen und den kleinen Beutel mit einem Mehrtagesvorrat an Ampullen wieder wegzupacken. Aber das tat er nicht. Dass er Wes belieferte, gab ihm grenzenlose Macht, und das genoss er.
    »Was ist das?«
    Marilees unerwartetes Erscheinen im Lagerraum überraschte sie beide. Wes hatte sich als Erster wieder gefangen. Er stopfte die Sachen in die Manteltasche und schenkte ihr sein berühmtes Killerlächeln. »Bist du bereit?«
    Williams Schwester reagierte mit einem kleinen Seufzer auf seine zweideutige Frage. Wie jede Frau, die seinem betörenden Lächeln ausgesetzt war, verwandelte sie sich augenblicklich in ein willenloses Schaf.
    »Ich wollte euch nur daran erinnern, dass ich das Brot nicht toasten kann, weil wir keinen Strom haben«, sagte sie zu Wes.

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