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Eisnacht

Eisnacht

Titel: Eisnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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die andere Handfläche bohrend, kam Begley hinter Dutchs Schreibtisch hervor. »Wenn ich je herausfinde, wer das diesen Schwatztrinen gesteckt hat, trete ich ihm in den Arsch, dass er zu den Ohren rausfurzen muss.«
    Hoot wollte darauf keine passende Erwiderung einfallen, darum wartete er ein paar Sekunden, ehe er erklärte: »Ich glaube nicht, dass wir das je erfahren, Sir. Das kann eine ganze Reihe von Leuten gewesen sein.«
    »Tja, wer es auch war, er hat unsere Nachrichtensperre zum Witz gemacht.«
    »Ja, Sir.«
    Begleys Stirnfalten wurden immer tiefer. »Hoot, wir müssen verflucht aufpassen, dass wir uns diesen Tierney holen, bevor es irgendwer sonst tut.«
    »Da bin ich ganz Ihrer Meinung.«
    »Nehmen Sie sich ein Sandwich, dann rufen Sie in Charlotte an und bestellen einen Hubschrauber.« Er zielte mit dem Zeigefinger in Hoots Richtung und sagte: »Ich will da oben einen Helikopter und ein Rettungsteam haben, und zwar sofort.« Hoot sah aus dem Fenster.
    »Ich weiß, ich weiß«, murmelte Begley verdrossen. »Dann soll der Hubschrauber eben hier sein, sobald irgendwer durch diese Suppe fliegen kann. Kapiert?«
    »Kapiert, Sir.«
    Begley ging zur Tür und blieb dann stehen. »Und, Hoot, alle Gespräche mit dem Büro in Charlotte bleiben vertraulich. Je weniger die Leute hier wissen, was wir vorhaben, desto besser.«
    »Gilt das auch für die Polizei?«
    Begley zog die Tür auf und antwortete aus dem Mundwinkel: »Vor allem für die Polizei.«
    Der Schmerz presste die Luft aus Tierneys Lungen. Die Tränen gefroren, noch bevor sie ihm aus den Augen rinnen konnten.
    Flach auf dem Rücken liegend, fluchte er ausgiebig und laut vor Schmerz und Zorn.
    Als der erste reißende Schmerz nachließ und es im Gegenteil ein angenehmes Gefühl wurde, im Schnee zu liegen, wusste er, dass er in akuter Gefahr war zu erfrieren. Genau das war die Vorstufe; das Opfer wiegte sich in einem falschen Gefühl von Wärme und Sicherheit.
    Auch wenn es ihn unendliche Willenskraft kostete, zwang er sich, den verletzten Knöchel zu bewegen. Der Schmerz, der durch sein Bein jagte, verschlug ihm den Atem, aber zumindest riss er ihn aus der todbringenden Trance, in die er gefallen war.
    Er setzte sich auf. Sein Kopf drehte sich so sehr, dass er ihn mit beiden Händen festhalten musste, um nicht wieder umzukippen. Es gelang ihm gerade noch, den Schal von seinem Mund zu zerren, bevor er sich in den Schnee übergab. Er würgte bittere Magensäure hoch, und die Magenkrämpfe riefen ihm in Erinnerung, wie sehr seine Rippen schmerzten.
    Er atmete mehrmals tief durch, legte dann das ganze Gewicht auf das linke Bein und stand auf. Dann testete er den rechten Knöchel, indem er ihn langsam kreisen ließ. Der Fuß schmerzte wie die Hölle, aber Tierney glaubte nicht, dass er gebrochen war. Immerhin etwas. In diesem Stadium erschien ihm alles als Glück, was keine direkte Katastrophe war.
    Er machte sich wieder auf den Weg, diesmal schwer auf die Schaufel gestützt.
    Er war so aufs Gehen konzentriert, dass er jedes Gespür für Zeit und Entfernungen verlor. Auch der Knöchel beanspruchte seine Aufmerksamkeit. Er spürte, wie er im Stiefel anschwoll. Zum Glück würde das feste Leder die Schwellung auf ein Minimum eindämmen. Oder würde der enge Schaft die Blutzufuhr abschnüren und Erfrierungen auslösen? Den Fuß absterben lassen? Warum hatte er plötzlich vergessen, was er im Erste - Hilfe-Kurs gelernt hatte? Genau wie seine Postleitzahl? Oder seine Telefonnummer in Virginia?
    Mein Gott, er war so hungrig. Aber gleichzeitig war ihm so übel, dass er immer wieder trocken würgen musste.
    Ihm war kalt bis auf die Knochen, aber seine Haut glühte wie im Fieber.
    Am schlimmsten war dieser gottverdammte Schwindel.
    Möglicherweise trieb gerade jetzt ein todbringendes Blutgerinnsel, das sich durch die harte Landung auf dem Asphalt gelöst hatte, durch seine Adern in Richtung Hirn, Lunge oder Herz.
    Unzusammenhängende und bizarre Gedanken wie dieser schwirrten wie Glühwürmchen durch seinen Kopf. Sie erloschen, ehe er sie festhalten und verarbeiten konnte. Immerhin war er noch klar genug im Kopf, um den Beginn eines Deliriums zu erkennen.
    Eigentlich waren die verschiedenen Schmerzen seine Freunde. Ohne sie wäre er vielleicht in ein Stadium der Euphorie abgedriftet, hätte sich hingelegt, die Wange an einen Busen aus Schnee geschmiegt und wäre gestorben. Aber die Schmerzen ließen ihn nicht zur Ruhe kommen. Wie eine neunschwänzige Katze peitschten sie

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