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Eisnacht

Eisnacht

Titel: Eisnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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höher standen die Chancen, dass ihnen jemand dazwischenfunkte.
    Jetzt war es zu spät.
    William klopfte zweimal an die Schlafzimmertür, bevor er sie aufdrückte. Dann blieb er abrupt stehen, ließ die Arme sinken und starrte in Marilees Zimmer. Warum stand er nur da, glotzte ins Schlafzimmer seiner Schwester und zeigte dieses sogar für William Ritt eigenartige Verhalten?, fragte sich Dutch.
    Es sei denn, der Anblick hatte William so gelähmt, dass er sich nicht mehr bewegen und nicht einmal reagieren konnte.
    Dutchs Polizisteninstinkt meldete sich. Er rief fragend Williams Namen, und im selben Moment lief er schon durch den Flur. Es hätte ihn nicht überrascht, wenn er Blutspritzer und einen zerhackten Leichnam entdeckt hätte.
    »Was zum Teufel ist da los?«, fragte Wes, der Williams merkwürdiges Verhalten ebenfalls bemerkt hatte.
    In den paar kurzen Sekunden, die sie brauchten, um das Schlafzimmer zu erreichen, schoss Dutchs Adrenalin alarmierend schnell in sein Blut. Darauf bedacht, nicht ins Zimmer zu stürzen und eventuell Beweismaterial zu vernichten, blieb er in der Tür stehen und schob William beiseite.
    Es gab keine Blutspritzer. Marilee war nicht zerhackt worden. Sie saß aufrecht im Bett, die Decke ans Kinn gezogen und starrte ihn vor Schrecken sprachlos an.
    Neben ihr im Bett saß genauso geschockt Scott Hamer.
    »Ach du Scheiße.« Dutch wirbelte herum, weil er Wes aufhalten wollte, aber der war schon an der Tür.
    Er schubste Dutch ins Zimmer und blieb dann stehen, die Hände gegen den Türrahmen gestützt, als müsste er sich daran festhalten. »Was zum Teufel ist das denn?«, dröhnte er.
    »Wes.« Dutch wollte ihm beruhigend die Hand auf die Schulter legen, aber Wes schlug sie weg und donnerte wütend auf das Bett zu.
    Scott warf die Decke zurück und kletterte aus dem Bett. Er war splitternackt. Aber keineswegs beschämt. Streitlustig stellte er sich seinem Vater entgegen. »Es ist genau das, wonach es aussieht. Dad.« Er trennte das letzte Wort vom Satz ab wie ein lästiges Anhängsel.
    Dutch vermutete, dass Wes über die trotzige Reaktion seines Sohnes genauso zornig war wie darüber, dass er ihn in flagranti erwischt hatte. Aber den wutentbrannten Blick hatte er auf Marilee gerichtet. »Du konntest dir wohl keinen Mann suchen, du erbärmliche alte Fotze.«
    Scott sprang vor und rammte wie ein Linebacker beim Football gegen Wes, jagte dabei den Kopf in den Bauch seines Vaters und ließ ihn meterweit durch die Luft fliegen. Wes krachte gegen einen antiken Standspiegel. Holz splitterte, und der Spiegel zersprang in tausend Scherben. Doch das konnte Scott nicht aufhalten. Er hieb mit beiden Fäusten auf Wes ein und brüllte ihn an, wie er es wagen könne, so mit Marilee zu reden!
    Dutch erkannte, dass er eingreifen musste, weil sich die beiden sonst an den Spiegelscherben krankenhausreif schneiden würden. Das Glas knirschte unter seinen Stiefeln, während er Scott von hinten um die Taille packte und ihn von Wes wegzerrte, der außer Atem und keuchend am Boden lag.
    Dutch schleuderte Scott ans andere Ende des Zimmers. »Krieg dich wieder ein, und zieh was an, Scott. Wes.« Er kommandierte ihn mit einer Kopfbewegung nach draußen. Wes schoss einen giftigen Blick auf Marilee ab und trat dann wieder in den Flur. Dutch folgte ihm und zog die Tür von außen zu.
    Wes tigerte im Flur auf und ab wie ein eingesperrtes Tier. Dutch wandte sich an William und wollte schon vorschlagen, dass sie alle ins Wohnzimmer zurückgehen sollten, um dort auf eine Erklärung zu warten, als ihm aufging, dass William keine Erklärung brauchte. Er stellte ein selbstzufriedenes Grienen zur Schau. Und plötzlich fügte sich das Bild zusammen. Williams Beharren darauf, dass sie zu ihm nach Hause fuhren und Marilee weckten, war nichts als eine Finte gewesen. Er hatte die Szene inszeniert. »Du Hurensohn. Du hast alles gewusst.«
    William stritt das gar nicht ab. »Meine Schwester ist keineswegs eine stille Geliebte. Von Scott ganz zu schweigen.«
    Erstaunlich gefasst trat Marilee, in einen Morgenmantel gekleidet und die Haare zu dem üblichen Pferdeschwanz gebündelt, aus ihrem Schlafzimmer. »Scott ist weg«, sagte sie. »Er ist völlig außer sich.« Wes hielt auf sie zu. »Er ist außer sich? Er ist außer sich?«
    »Ja, und er ist der Einzige, um den ich mir Sorgen mache.«
    »Tja, du solltest dir lieber um deine zukünftige Stellung Sorgen machen. Deine Stellung als Lehrerin bist du los.«
    »Das weiß ich selbst, Wes,

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