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Eisnacht

Eisnacht

Titel: Eisnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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gesagt?«
    »Nichts. Nur das.« Er spuckte noch mal in die Dose, wischte den Mund mit dem Handrücken ab und grinste sie an. »Wenn ihr mich fragt, hat er sich vor allem für Dutchs Frau interessiert. Exfrau inzwischen.«
    Begley sah Hoot an, als wollte er sichergehen, dass er alles mitbekam. »Was ist mit ihr?«
    »So wie's aussieht, hat Mr Tierney sie irgendwann im Sommer kennen gelernt.« Gus Elmers Grinsen wurde breiter, und sein Gesicht zeigte etwas wie Erleichterung. »Dabei fällt mir ein, ich kann Ihnen versichern, dass er keine Hisse ist. Wenn ihr mich fragt, hat er sich ganz schön in Dutchs Ex verguckt.«
    Begley hörte auf zu schaukeln. »Verguckt?«
    Der Alte stieß ein verschleimtes Lachen aus. »Verliebt, verschossen, verknallt, ist doch alles eins.«

Kapitel 14
    Lilly wachte frierend auf. Sie brauchte einen Augenblick, um sich zu besinnen, wo sie war und warum sie hier war. Sie lag voll bekleidet unter einer dreifachen Deckenschicht und hatte die Knie an die Brust gezogen. Die Eiseskälte hatte alle Schichten durchdrungen.
    Sie lag dem Kamin gegenüber, aber der strahlte keine Wärme mehr ab. Die Scheite, die noch geglüht hatten, als Tierney das Licht ausgeschaltet hatte, waren längst zu Asche zerfallen. Sie klappte die Decke nach unten, weg vom Gesicht, und atmete durch den Mund aus. Ihr Atem bildete eine Wolke.
    Das Propangas musste in der Nacht ausgegangen sein. Der Kamin war jetzt ihre einzige Wärmequelle. Eigentlich hätte sie aufstehen und Holz auf den Rost stapeln sollen, um ein neues Feuer zu entfachen. Wenn sie sich bewegte, würde ihr auch wärmer werden. Aber sie brachte es einfach nicht fertig, aus ihrem relativ warmen Kokon zu schlüpfen.
    Im Zimmer war es immer noch dunkel, nur trübes, graues Licht schlich sich an den Vorhängen vorbei.
    Der Wind war noch genauso stark wie am Abend zuvor. Ab und an pochte ein eisverkrusteter Ast wütend aufs Dach. Wenn es einen perfekten Tag zum Kuscheln gab, dann war es dieser.
    Vielleicht hätte sie Tierneys Vorschlag annehmen sollen. Dann würde sie jetzt nicht so bibbern.
    Aber nein, sie hatte die richtige Entscheidung gefallt. So viel Nähe hätte den Grundton ihrer Zwangsgemeinschaft verändert und die Situation verkompliziert. Schon ein einfacher Kuss hatte alles viel zu kompliziert gemacht.
    Ein einfacher Kuss? Wohl kaum.
    Er war kurz, aber atemberaubend gewesen. Tierney hatte sie sofort wieder freigegeben. Den Rücken ihr zugewandt, hatte er das Gespräch fortgesetzt, als wäre gar nichts geschehen. Er sagte, dass ihm jetzt wahrscheinlich keine Gefahr mehr drohte, wenn er einschlief, denn inzwischen waren mehrere Stunden verstrichen, seit er sich die Gehirnerschütterung zugezogen hatte.
    Bemüht, genauso ungerührt zu wirken wie er, hatte sie ihm beigepflichtet.
    Er drängte sie noch mal, etwas zu essen, aber sie hatte darauf beharrt, dass sie nicht hungrig war, woraufhin er erklärt hatte, dass er auch keinen Hunger habe.
    Er hatte ihr angeboten, dass sie als Erste ins Bad könne. Während sie darin war, hatte er die Matratze vom Bett ins große Zimmer geschleift. Sie hatte mit ihm geschimpft, weil er nicht gewartet hatte, bis sie ihm helfen konnte, und er hatte erwidert, sie brauchte sich gar nicht einzubilden, Matratzen schleppen zu können, wenn jede Anstrengung eine Asthmaattacke auslösen konnte. Sie hatte ihm vorgehalten, dass er eine Gehirnerschütterung hatte und sich ebenso wenig anstrengen sollte. Aber nachdem die Sache bereits erledigt war, hatte ihr Streit damit geendet.
    Bis er wieder aus dem Bad kam, lag sie schon eingemummelt unter ihrem Anteil an Decken. Er löschte die Lichter und streckte sich auf einem der Sofas aus. Von dort aus fragte er, ob sie fror, und bot ihr eine seiner Decken an, aber sie meinte, es ginge schon, und lehnte dankend ab.
    Er war aufgewühlt. Erst nach einer Weile fand er Ruhe. Sie fragte, ob er Kopfweh habe, und er sagte, die Schmerzen seien erträglich. Sie fragte, ob sie noch mal nachsehen, die Wunde eventuell noch mal desinfizieren und neu verbinden sollte, doch er sagte, nein danke, er habe sie untersucht, während er im Bad war. Sie rätselte, wie er es geschafft hatte, seinen Hinterkopf zu untersuchen, wo es nur einen Spiegel gab, ließ die Sache aber auf sich beruhen.
    Er erwähnte, dass er zwar überall blaue Flecken habe, aber keine Anzeichen einer inneren Blutung spüre, was sie mit einer geistlosen Bemerkung wie »Wunderbar« quittiert hatte. Sein unverständliches, zustimmendes Grunzen

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