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Eisnacht

Eisnacht

Titel: Eisnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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schränkte Begley ein. »Vielleicht haben sie sich seit letztem Sommer öfter gesehen. Als ihr Exmann muss Dutch Burton das nicht unbedingt wissen.«
    »Korrekt.«
    »Wenn andererseits…«, setzte Begley an.
    »Sich Ms Martin nicht zu Tierney hingezogen fühlt und er tatsächlich Blue ist…«
    »Genau.« Begley seufzte. »Dann würde es ihm nicht gefallen, einen Korb zu bekommen.« Er verfiel minutenlang in brütendes Schweigen, ehe er verärgert mit der Faust auf seinen Schenkel schlug. »Verfluchte Hurenkacke! Das passt einfach nicht zusammen, Hoot. Wenn Ritt Recht hat, und Wes Hamer hat das bestätigt, werfen sich die Frauen Tierney an den Hals. Warum sollte er sie also entführen? Hm, Hoot? Irgendeine Idee?«
    Obwohl Begley ungeduldig auf eine Antwort wartete, bedachte Hoot seine Worte sorgfältig. »Während meines Jurastudiums…«
    »Apropos«, fiel ihm Begley ins Wort. »Ich habe erst vor Kurzem erfahren, dass Sie einen Abschluss in Jura haben. Warum sind Sie nicht Anwalt geworden?«
    »Weil ich FBI-Agent werden wollte«, antwortete er ohne zu zögern. »Seit ich denken kann, wollte ich nie etwas anderes werden.« Die harten Jungs in der Schule hatten sich immer über seinen Traumberuf lustig gemacht. Sogar seine Eltern waren der Auffassung gewesen, dass er sich eine Alternative zurechtlegen sollte, falls sein Traumberuf ein Traum bleiben sollte. Doch er hatte sich von den Bedenken seiner Mitmenschen nicht beirren lassen.
    »Das Problem war, Sir, also, dass ich nie beim Militär war. Ich hatte auch keine Ausbildung als Polizist. Wenn man mich ansieht, würde man in mir nicht unbedingt den idealen Kandidaten für die beste Verbrechensaufklärungsorganisation der Welt sehen. Ich hatte Angst, dass mich das FBI ablehnen würde, wenn ich mich nicht auf einem anderen Gebiet hervortat. Also dachte ich, dass mir ein Jura-Abschluss helfen würde, damit habe ich mich offensichtlich nicht getäuscht.«
    Er sah Begley an, der wegen seiner hervorragenden militärischen Laufbahn, seiner Führungsqualitäten und - vor allem anderen - seiner Unerschrockenheit vom FBI auserkoren worden war. Ihre Qualifikationen lagen so weit auseinander, dass es zum Lachen war.
    Begley musterte ihn nachdenklich, aber nicht abweisend. Möglicherweise, nein, hoffentlich hatte er trotz Begleys scharfem Blick seine Anerkennung gefunden, dachte Hoot. Das war keine Kleinigkeit. Im Gegenteil, es war ein riesiger Schritt. Der Big Bang unter den Leistungsbeurteilungen.
    »Sie haben mich gefragt, warum Tierney Frauen entführt, Sir. Ich wollte Ihnen eine Entsprechung geben, die eventuell zutreffen könnte. Vom ersten Semester meines Jurastudiums an waren ein Kommilitone und ich die schärfsten Konkurrenten um den Titel des Jahrgangsbesten. Er sah aus wie ein junger John Kennedy. Athletisch. Charismatisch. Ging mit einem Badeanzug-Model aus Sports lllustrated. Damit nicht genug, war er auch noch genial. Schlicht genial.
    Trotzdem schummelte er. In praktisch jedem Seminar und während der gesamten Studienzeit mogelte er bei jeder Hausaufgabe, bei jedem Test. Schließlich machte er einen Abschluss, der ein winziges bisschen besser war als meiner, und graduierte als Jahrgangsbester.«
    »Und er wurde nie erwischt?«
    »Nein, Sir.«
    »Das war für Sie bestimmt nicht leicht zu schlucken.«
    »Eigentlich schon, Sir. Wahrscheinlich hätte er mich sowieso geschlagen. Entscheidend ist, dass er nicht zu schummeln brauchte.«
    »Warum hat er es dann getan?«
    »Das Studium war für ihn keine Herausforderung. Mogeln und damit durchzukommen schon.«
    Weiter vorn blinkten Wes Hamers Heckleuchten einmal, zweimal, dreimal. Hoot nahm das als Zeichen, dass er bald bremsen musste. Er nahm den Fuß vom Gas. Noch vor Hamers Wagen leuchteten die Bremslichter des Streulasters auf und gleichzeitig der rechte Blinker. Behutsam begann Hoot zu bremsen, damit er möglichst gleichmäßig verlangsamte.
    Begley schien nichts von dem wahrzunehmen, was sich jenseits der Windschutzscheibe abspielte. Er grübelte über Tierneys mögliche Motive nach. »Demnach haben wir es hier mit einem weiteren Überflieger zu tun, der keine neuen Herausforderungen sieht. Er entführt sie nur, um festzustellen, ob er es kann. Aber warum ausgerechnet diese Frauen? Warum nicht…«
    Plötzlich schnallte er den Gurt ab und drehte sich zur Rückbank um, was Hoot schrecklich nervös machte. Begley griff zwischen die Sitze und nach den fünf Ordnern mit zahllosen Formularen und Ermittlungsergebnissen, die

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