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Eisprinzessin

Eisprinzessin

Titel: Eisprinzessin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Graf-Riemann
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ab.
    »Keine Ahnung. Worum geht’s denn?«, fragte Meißner.
    »Ich hab doch so ein Buch geschrieben. Nicht ganz allein, das geb ich zu. Weil die Leute sich doch jetzt so für Kriminalfälle und die Arbeit von uns Rechtsmedizinern interessieren. Wie wir dazu beitragen, dass ihr eure Fälle löst und so weiter.«
    »Und? Was kann ich jetzt für dich tun, außer dein Buch zu kaufen und zu lesen?«
    »Da kommen jetzt gleich Leute, also Journalisten vom Fernsehen, die wollen ein kurzes Interview mit mir machen, ein bisschen Werbung für mein Buch.«
    »Und?«
    »Sie haben mich gefragt, ob ich nicht einen Kriminaler an der Hand hätte, dann wär das noch spannender für die Leute, die zusehen. Zuerst hab ich an den Wilfling gedacht, den Münchner.«
    »Genau, der schreibt doch auch.«
    »Ja, aber der kann heute nicht. Der hat runden Hochzeitstag, da kann er nicht weg, verstehst?«
    »Und jetzt soll ich das spontan übernehmen? Ich bin doch gar kein Münchner Kommissar.«
    »Das macht gar nix. An Schanzer nehmen wir auch. Den Seehofer haben wir ja als Ministerpräsident auch nicht abgelehnt, bloß weil er koa Münchner ist, oder? Außerdem ist Ingolstadt Oberbayern und nicht Franken, und mia Oberbayern halten zam, stimmt’s?«
    »Ja, aber –« Meißner sah nach draußen, wo Brunner mit Eberl wartete.
    »Mit dem ICE bist du in vierzig Minuten daheim. Die Fahrt geht natürlich auf meine Kosten. Jetzt lass mich halt nicht so lang betteln. Hast eh kein Weiberl, das daheim auf dich wartet, oder bin ich da falsch unterrichtet?«
    Meißner zögerte. Kern und er kannten sich so viele Jahre und mochten sich. Eigentlich waren sie als Freunde zu bezeichnen, aber er konnte Brunner doch nicht wegen einer quasi privaten Veranstaltung allein mit dem geständigen Mörder heimfahren lassen.
    »Außerdem hab ich noch was zu deinem Fall rausgefunden. Eine Kleinigkeit nur, aber vielleicht hilft dir die ja weiter. Und vielleicht haben wir ja dann doch noch Zeit für ein Glaserl, hinterher, mein ich natürlich. Jetzt komm, lass mich nicht im Stich!«
    Brunner staunte nicht schlecht, als er erfuhr, dass gleich zwei Kollegen der Münchner Polizei auftauchen und den Beschuldigten zurück in die JVA nach Neuburg bringen würden und Meißner noch etwas in München zu erledigen hatte, das nicht unmittelbar, sondern höchstens mittelbar mit dem zu lösenden Fall zu tun hatte, und er somit auf eigene Faust nach Ingolstadt zurückfahren musste. Nichts davon schmeckte ihm. Er war von seiner Niederlage immer noch schwer getroffen. Eigentlich hatte er gedacht, er würde die Sektionsräume der Uniklinik in der Nussbaumstraße breitbeinig wie ein siegreicher Gladiator verlassen. Doch statt eines Lorbeerkränzchens auf den Kopf hatte er nur eine auf die Gosche bekommen. Seine Verwirrung darüber war ihm anzusehen. Und zu guter Letzt war er nun auch noch von der folgenden Veranstaltung ausgeschlossen worden und sollte allein nach Ingolstadt heimfahren. Meißner hatte für einen Augenblick fast Mitleid mit ihm, aber das legte sich schnell wieder.
    Kern deckte die Leiche wieder zu und schob sie auf der Bahre zurück in ihr Fach. Rasch wusch er sich die Hände, sprühte sich mit einem Eau de Toilette ein, das Meißner übertrieben frisch und fruchtig fand, fuhr sich über das schüttere graue Haar, nahm eine Mappe aus der Schreibtischschublade, hakte sich bei Stefan Meißner unter und schob ihn aus seinen Diensträumen. Meißner spürte sein Handy in der Tasche vibrieren. Marlu.
    »Weiter«, trieb Kern ihn zur Eile an, als könne ein Mensch unmöglich gleichzeitig gehen und telefonieren. Während Meißner mit Marlu sprach, schubste Kern ihn durch diverse Gänge und Glastüren. Die Strecke war ziemlich lang. Schließlich blieb Kern gestikulierend vor einer Hörsaaltür stehen. »Audimax.«
    »Du, ich muss jetzt aufhören. Ich ruf dich später zurück«, wollte Meißner Marlus Redeschwall ein Ende machen.
    »Wo treibst du dich denn noch rum? Ist Axel auch bei dir?«, fragte sie.
    »Nein, nur Kern ist hier, und der hat noch nie einen Vornamen gehabt, oder er hat einen, an den ich mich nicht mehr erinnern kann. Aber eins weiß ich ganz gewiss, nämlich dass er nicht Axel heißt. Und jetzt bitte, Marlu, das Fernsehen wartet.«
    »Rothaarig oder brünett? Das Fernsehen, mein ich. Wie willst du denn überhaupt heute noch heimkommen?«
    »Ich fahr mit dem Zug und ruf dich dann später an.«
    Kern riss die Tür auf. Wie in einem Amphitheater stiegen die Ränge steil

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