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Eisrosensommer - Die Arena-Thriller

Eisrosensommer - Die Arena-Thriller

Titel: Eisrosensommer - Die Arena-Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arena
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Matussek unterbrach sie sofort. »Darüber können wir unten miteinander reden. Ich denke, wir lassen Becky jetzt erst mal ein bisschen ruhen.«
    Rebecca nickte dankbar. »Aber komm wieder, Pia, ja?«
    Anschließend, unten in der Küche, erhielt Pia einen Vortrag über Perlen-Kinder und ihre Psyche.
    »Jonas ist leider kein Einzelfall. Kannst du dich zum Beispiel an diesen schrecklichen Amoklauf in der Columbine High School erinnern?«
    »Klar. Da war ich zwar noch klein, aber ich hab die Bilder im Fernsehen gesehen, und wir haben in der Schule drüber gesprochen. Furchtbar.«
    »Siehst du, das ist die dunkle Seite! Das passiert, wenn man Perlen-Kinder nicht als das wahrnimmt, was sie sind!«
    »Was soll das denn heißen? Perlen-Kinder bringen Love, Peace und Happiness und sind im Innern ihres Herzens psychopathische Massenmörder?!«
    Therese Matussek gab ein trauriges kleines Lachen von sich. »Nein, natürlich nicht. Aber stell dir vor, du kommst mit der Weisheit und dem Wissen von Jahrtausenden auf die Erde, mit der Mission, einem neuen Äon einzuläuten. Da findest du dich verständlicherweise in unserer beschränkten Welt nur schwer zurecht. Und eh du dich versiehst, wirst du zum Außenseiter und Versager gestempelt.«
    »Das passiert auch ganz normalen Kids! Aber die planen deshalb noch lange nicht, wahllos auf Gleichaltrige zu schießen!«
    »Genau darin erweist sich ja die überirdische Macht dessen, was Perlen-Kinder in unsere Welt bringen: Wenn sie keinen Ausweg mehr sehen, wenden sie diese Macht gegen sich und andere. Weißt du, was der jüngere der beiden Columbia-Shooter in sein Tagebuch geschrieben hat?«
    »Nein.«
    Und ich will es auch gar nicht wissen!
    »Ich bin der Gott der Traurigkeit«, zitierte Therese Matussek geradezu ehrfurchtsvoll, »weißt du, was das bedeutet?«
    »Allmachtsfantasien? Realitätsverlust? Größenwahn?«
    Beziehungsweise alles auf einmal.
    »Nein, das ist viel zu oberflächlich«, Therese Matussek schüttelte geradezu mitleidig den Kopf. »Eric Harris, der Ältere von den beiden, hat geschrieben: Ich habe zu viel nachgedacht, zu viel verstanden, zu viel herausgefunden, und ich habe zu viel Selbsterkenntnis, um einfach aufzuhören, das zu denken, was ich denke.«
    »Blödsinn! Kein Mensch kann aufhören, das zu denken, was er denkt! Was gibt es denn in so ’ne abgedrehte Selbstbeweihräucherung reinzugeheimnissen?!«
    »Aber verstehst du denn nicht? Was immer Jonas getan hat: Er wollte der Welt damit ein Zeichen setzen! Weil er sich anders nicht mehr hat verständigen können! Weil niemand seine Mission erkannt hat! Weil wir verlernt haben, die Boten einer anderen, besseren Welt als das anzuerkennen, was sie sind!«
    »Danke für den Kaffee«, sagte Pia und verließ fluchtartig das Haus.

11
    Jonas starrte auf die gegenüberliegende Wand. Die ungewöhnlich blauen Augen beinahe ohne Lidschlag geradeaus gerichtet, lächelnd, ungerührt und wie in Trance wiederholte er nach jeder Frage gebetsmühlenartig denselben Satz: »Ich heiße Jonas Romeike und bin siebzehn Jahre alt.«
    Kommissar Böhnisch sprang auf und tigerte ein paar Schritte im Raum hin und her, um sich abzureagieren. »Jetzt hören Sie mit dieser blödsinnigen Show auf und reden Sie mit uns!«
    Auch seine Kollegin verlor langsam die Geduld. »Jonas, gegen Sie liegt in dieser Angelegenheit absolut nichts vor, also lassen Sie die albernen Spielchen! Sie sind hier lediglich als Zeuge! Kapieren Sie das denn nicht?«
    Auch dieser Appell ging ins Leere.
    »Ich heiße Jonas Romeike und bin siebzehn Jahre alt.«
    »Herrgott noch mal!« Böhnisch schlug geräuschvoll mit der Hand auf den Tisch. »Wo haben Sie das her? Aus dem Fernsehen?«
    »Ich heiße Jonas Romeike und…«
    »Jajaja! Das haben wir jetzt schon gefühlte dreihundert Mal gehört!«
    Ein strafender Blick seiner Kollegin ließ Böhnisch die Lautstärke drosseln: Laut Gesetz war Jonas ein Jugendlicher und somit besonders schutzbedürftig. Nicht nur wegen entsprechender Vorschriften hatte Böhnisch Jonas’ Mutter gebeten, in die Dimitroffstraße zu kommen und bei der Vernehmung anwesend zu sein: Es gab Jugendliche, die nach einer harmlosen Befragung einen Riesenzirkus abzogen, von wegen »unter Druck gesetzt« und so weiter. Reine Show, aber so was brachte ja womöglich einen Kurzauftritt im Fernsehen ein.
    Doch Jonas Romeike hatte die Anwesenheit seiner Mutter strikt verweigert, und seitdem Carina Romeike völlig aufgelöst das Kommissariat verlassen hatte,

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