Eisrosensommer - Die Arena-Thriller
und ausgedruckt…
Pia zuckte ratlos die Achseln. »Aber… das macht doch überhaupt keinen Sinn…«, murmelte sie.
Lennart verstärkte den Druck seiner Hand.
Pia war ratlos.
Wer stellt jemandem, der sich nicht wehren kann, das Bild eines x-beliebigen Reklamehundes auf den Nachttisch? Und das, nachdem der eigene Hund gerade unter grausamen Bedingungen gestorben ist?
Lennarts Augen verrieten eine Mischung aus Angst und Wut.
»Möchtest du, dass ich das Bild… wegnehme?«
»Ja!«, signalisierte Lennarts Hand.
Kaum hatte Pia den Bilderrahmen in ihrem Rucksack verstaut, flog die Tür auf, und ein penetrant gute Laune verbreitender Oberarzt kam hereingestürmt, gefolgt von einer Gruppe beflissener junger Weißkittel.
»Bis morgen!« Pia verabschiedete sich hastig, und Lennart blieb keine Zeit, ihr klarzumachen, dass hinter der Sache mit dem Bilderrahmen wesentlich mehr steckte als die ungeschickte Wahl eines Mitbringsels, das nichts als schreckliche Erinnerungen wachrief.
Am nächsten Morgen riss ein Anruf Pia aus dem Schlaf.
»Hast du’s schon gelesen?!«
»Nele…?! Es ist halb sechs!«
»Jajaja, ich weiß! Egal! Bist du wach?«
»Nee, ich befinde mich mitten in ’nem fiesen Traum, in dem meine Schwester mich zu nachtschlafender Zeit…«
»Vergiss es! Guck in den Leipziger Anzeiger! Steht auch in der online-Version!«
Pia wälzte sich, das Handy am Ohr, stöhnend auf die andere Seite. »Hat das nicht Zeit, bis ich gefrühstückt habe?«, maulte sie.
»Mit Sicherheit nicht!« Am anderen Ende der Leitung hörte man das Klicken einer Computertastatur. »Ich schick dir den Link, okay?«
»Hey, wenn du bloß wieder mal ’n ultracooles Schnäppchen-Angebot von irgend ’ner Boutique für mich entdeckt hast…«
»Dafür schmeiß ich dich wohl kaum in aller Herrgottsfrühe aus dem Bett!«
»Ja!!! Hab’s ja kapiert!«
Schlaftrunken machte Pia sich auf den Weg zu ihrem Laptop. »Was auch immer so irrsinnig wichtig sein soll: Danke fürs Bescheidsagen.«
Ein kurzer Klingelton kündigte das Eintreffen einer E-Mail an.
»Ist angekommen! Bye Schwesterherz!«
»Ruf mich zurück, sobald du’s gelesen hast, ja?«
Die Pressenotiz war denkbar kurz; offenbar war die Nachricht erst kurz vor Redaktionsschluss eingetroffen.
»Verdächtiger im Fall Lennart P. flüchtig!«, lautete die Überschrift. Darunter stand in kleineren Lettern »Freundin belastet Jonas R. schwer«.
Auf einem Foto links daneben sah man Rebecca – wie immer ganz in Weiß – auf der Bank im heimischen Garten sitzen. Offenbar hatte sie noch am selben Abend bereitwillig für ein Interview zur Verfügung gestanden.
Erstaunlich: von ungewaschenen Haaren und Virusgrippe keine Spur…
»Rebecca M. schwieg tagelang«, hieß es in der Bildunterschrift.
Sie habe gewusst, dass Jonas einen Anschlag auf seinen Mitschüler geplant hatte, hieß es weiter. Und sie wurde mit einem theatralischen »Aber ich liebe ihn doch und wollte ihn nicht verraten!« zitiert.
Pia las die wenigen Zeilen wieder und wieder: Ja, sie sei dabei gewesen, als Jonas die Stahlseile und so weiter eingekauft habe. Aber er habe ihr versichert, dass nichts Ernstes passieren könne. »Er wollte Lennart P. doch nur erschrecken!«
Wie auf dem Schulhof letzten Winter… Alles keine Absicht…
Ist einfach so passiert… Wer einmal lügt…
Obwohl es warm im Zimmer war, begann Pia zu frösteln. Was war das für ein Mensch, in den sie sich noch vor nicht allzu langer Zeit Hals über Kopf verliebt hatte?
Die Sache auf dem Schulhof hätte ebenso mit schweren Verletzungen abgehen können. Oder sogar tödlich.
Warum hat das bloß keiner von uns sehen wollen?
»Bei Redaktionsschluss hieß es aus Polizeikreisen, der mutmaßliche Täter habe sich durch Flucht seiner Festnahme entzogen«, hieß es am Ende des Artikels.
Bevor Pia Nele zurückrufen konnte, klingelte erneut ihr Handy.
»Piiiiia!«
Auch das noch!
»Ich weiß, es ist viel zu früh für einen Anruf, aber… bitte, kannst du nach der Schule herkommen? So um drei? Becky geht es nicht gut und ich hab einen Zahnarzttermin, den ich unmöglich absagen kann.«
»Aber…«
»Du weißt doch, wie das ist: Wenn du da ein Mal nicht hingehst, dauert es wieder monatelang, bis du…«
»Ja, ich weiß. Nur…«
»Becky ist völlig am Boden zerstört. Und sie hat doch nur dich! Wir waren gestern bei der Polizei. Becky hat es einfach nicht mehr ausgehalten! Sie hatte panische Angst, dass Jonas versucht, ihr auch noch diesen
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