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Eisseele - Schlieper, B: Eisseele

Eisseele - Schlieper, B: Eisseele

Titel: Eisseele - Schlieper, B: Eisseele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Schlieper
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ein.
    »Man muss ab und zu mal das Laub rausfischen. Ich denke, das ist machbar«, erklärt ihm seine Frau.
    »Das meine ich nicht. Der muss ja erstmal gegraben werden. Es reicht nicht, einfach den Gartenschlauch auf eine Stelle zu halten und zu warten, bis sich so eine Pfütze von alleine bildet.«
    »Ja, aber so ein Teich hat was ganz Beruhigendes«, findet Zoe.
    »Bis gerade war ich auch ohne Teich total ruhig«, lacht Stefan Kessler.
    »Außerdem findet Franzi das bestimmt auch schön. Da kann sie die Fische beobachten – und Frösche und Kröten werden sich bestimmt auch bald ansiedeln«, erklärt Zoe.
    »Super. Ich sehe schon eine Froschwanderung aus dem gesamten Viertel in unseren Garten ziehen. Wir werden vor Gequake nicht in den Schlaf kommen«, versucht Stefan Kessler sich weiter zu wehren. Aber er spürt schon die Aussichtslosigkeit, dieses Projekt abzuwenden. Denn Zoe hat den einen Satz gesagt und er hat gesehen, wie seine Frau daraufhin zusammengezuckt ist. Franzi wird es gefallen. Jetzt gibt es wohl kein Zurück mehr.
    »Stefan, Franziska wird es lieben, den Fischen zuzusehen. Zoe hat recht«, bestätigt sie jetzt seine Vermutung.
    »Wir können uns ja mal verschiedene Teichformen ansehen«, räumt ihr Mann ein.
    »Wenn wir erst groß die Form diskutieren, dann wird das die nächsten fünf Jahre nichts«, kontert Zoe.
    »Soll ich etwa jetzt aufstehen, den Spaten holen und anfangen zu buddeln?«, fragt er erstaunt und mürrisch.
    »Ich mache das schon«, verkündet Zoe. Sie freut sich. Sie muss sich bewegen. Sie muss diese Unruhe in sich bekämpfen. Sie weiß, sonst geht sie auf den Spielplatz und vergisst da wieder eine Schachtel Streichhölzer. Beim letzten Mal hat eine halbe Stunde später der Mülleimer gebrannt und ein Junge musste mit leichten Verbrennungen ins Krankenhaus. Das hat sie am nächsten Tag in der Zeitung gelesen. Sie will das eigentlich nicht. Sie muss ihre Unruhe anders abstellen. Und deswegen muss sie jetzt was tun.
    »Du?«
    Beide Eltern gucken sie überrascht an.
    »Ja, ich. War ja auch meine Idee. Du kannst dafür unsere zänkischen Nachbarn fragen, ob wir die Erde in ihren Bauschuttcontainer tun dürfen. Hässlich genug, dass der da immer noch rumsteht«, gibt Zoe genaue Anweisungen.
    »Unsere Tochter weiß, was sie will. Das hat sie von mir«, freut sich Sonja Kessler.
    »Wieso? Ich weiß auch immer, was du willst«, brummt Stefan Kessler.
    Nach einer Stunde ist Zoe klatschnass. Ihr Top klebt am Rücken. Ihre Schulter schmerzt und trotzdem treibt sie den Spaten immer wieder in die Erde. Der Nachbar hat Kesslers sogar eine Schubkarre geliehen, um die Erde abzutransportieren. Er hatte sofort zugestimmt, dass Kesslers den Container befüllen könnten. Seine Frau hat dann was von Kosten genuschelt, sodass Stefan Kessler ihnen dreißig Euro auf den Tisch gelegt hat. Zoe genießt den Schmerz. Als ihre Mutter ihr ein Glas Eistee bringt, hat sie kaum Zeit, es zu trinken. Sie will den Rausch nicht unterbrechen. Bloß nicht.
    Ihre Eltern nutzen die Zeit und gucken sich im Internet Gartenteiche an. Sie entscheiden sich für eine Technik, bei der das Loch einfach mit Vlies und Folie ausgelegt wird. In zwei Tagen soll die geliefert werden. Stefan Kessler steckt genau die Maße ab, damit Zoe nicht zu viel ausbuddelt. Er ist ein bisschen irritiert von der Arbeitswut seiner Tochter, sagt aber nichts.
    Als Zoe sich am Abend ins Gras fallen lässt, spürt sie nichts mehr. Nicht ihre Gedanken, nicht ihre müden Arme, nicht den beginnenden Muskelkater im Rücken. Sie ist ganz ruhig.
    »Soll ich dir das Würstchen dorthin bringen oder schaffst du es noch bis zum Tisch?«, fragt Stefan Kessler vom Grill. Sie würde gerne einfach liegen bleiben. Am liebsten die ganze Nacht, würde sich einhüllen lassen von der Dunkelheit, der Schwärze. Doch sie schaltet wieder um.
    »Wenn du es schaffst, das Würstchen nicht ganz verbrennen zu lassen, komme ich sogar zum Tisch«, tut sie fröhlich.
    »Wieso hast du schon wieder diese Bollerhose an? Weißt du, wie dein Po von hinten darin aussieht?«, fragt Zoe erstaunt und sieht in Saskias Gesicht sofort, wie verletzt die ist.
    »Weißt du, wie mein Arsch in der neuen Hose aussieht? Wie eine gepresste Fleischwurst mit Dellen. Das Wochenende bei meiner Oma war ein Kaloriendesaster. Es gab fetten Braten mit fiesen Klößen, Schwarzwälderkirsch und schon zum Frühstück so komische Waffeln mit klebriger Soße«, antwortet Saskia gereizt, während sie ein XL-Shirt

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