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Eisseele - Schlieper, B: Eisseele

Eisseele - Schlieper, B: Eisseele

Titel: Eisseele - Schlieper, B: Eisseele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Schlieper
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ja auch noch gerne mit Zoe über ihren Ausbruch gesprochen. Sie will sie fragen, was sie mit den unausgesprochenen Worten meint. Gestern Abend war sie schon auf dem Weg zu ihrer Tochter, als Franzi plötzlich weinte. Später musste Stefan ihr noch irgendwas erzählen. Sie nimmt sich ganz fest vor, direkt nach der Rückkehr mit Zoe zu reden. Sie weiß nicht, ob sie ihrer Tochter helfen kann. Vielleicht hat es ja was mit diesem Carl zu tun, der plötzlich aufgetaucht ist. Auf jeden Fall soll Zoe das Gefühl haben, dass sie mit allen Problemen zu ihrer Mutter kommen kann.
    Zoe schließt die Haustür, als das Auto um die Ecke gebogen ist. Sie grinst ihr Spiegelbild an. Sie weiß genau, was sie jetzt vorhat.
    Es klappt schon in der ersten kurzen Pause. Sie schlendert zu Leo, lässt sich auf dessen Tisch nieder.
    »Du bist doch so ein Filmfreak. Kann ich mir bei dir heute Nachmittag was Gutes abholen? Ich habe bis morgen sturmfreie Bude.«
    »Ich könnte auch kommen und wir gucken uns zusammen was an«, grinst Leo.
    Zoe lächelt zurück. »Ich darf doch niemanden reinlassen, wenn ich alleine zu Hause bin. Also? Hast du was?«
    Leo wühlt in seiner Tasche. »Hier, hat Nils mir gerade wiedergegeben. Ist aber brutal.«
    Zoe sieht schon an den kaputten Karren auf dem Cover, dass das sicher nicht ihr Film ist. Aber das ist ja nicht wichtig.
    Sie nimmt den Film und spürt auf dem Weg zu ihrem Platz Carls Blicke auf ihrem Rücken.

Ein kurzer Blick in die Wolken
    S ie ist überrascht, als er da liegt.
    Sie hatte gehofft, dass er kommt, es auch geahnt. Sie hatte aber gedacht, dass er sich ankündigt. Jetzt liegt Carl da im Garten auf der Wiese. Sie fragt sich, wie lange schon. Zoe behält ihren Schritt bei, geht langsam auf ihn zu und fühlt sich von Sekunde zu Sekunde nackter. Sie hat alte Jeans-Shorts an, dazu ein Bikini-Oberteil. Die Hand mit dem angebissenen Apfel hängt runter. Er guckt sie ruhig an, wartet, bis sie bei ihm ist.
    »Lässt du mich mal beißen?«
    Sie reicht ihm den Apfel. »Hier Adam.«
    Er grinst. »Bist du wohl Eva oder doch die Schlange?«
    Sie setzt sich im Schneidersitz neben ihn, verschränkt die Arme vor der Brust, versucht so viel Haut wie möglich mit sich selbst zu verstecken. »Vielleicht ernähre ich mich einfach nur gesund. Sorry, dass ich in dein kitschiges Bild nicht passe.«
    Er kaut genüsslich, isst den Apfel mit Kernen und Gehäuse einfach auf. Ganz langsam legt er sich wieder hin, verschränkt die Arme hinter dem Kopf. Das T-Shirt rutscht dabei hoch. Zoe kann nicht anders. Sie guckt auf den Bauch, sieht die Muskeln, die feinen Haare.
    »So hat der Böker auch immer geguckt.«
    Sie zuckt kurz. »Ja, aber ich habe tiefer blicken lassen.«
    Sie fühlt, wie sie sich aus dem Fenster lehnt. Wie nah sie ans Feuer geht. Aber was soll ihr passieren? Sie weiß, sie kann fallen, verbrennen, ertrinken – es täte nicht weher.
    »Guck mal, das sieht aus wie ein U-Boot.« Carl zeigt auf eine lang gestreckte Wolke.
    »Es sieht aus wie eine Wolke. Finde ich.«
    »Es könnte auch eine nackte liegende Frau sein.«
    Zoe verdreht die Augen. »Und der Berg in der Mitte? Ist die Schwanger oder hat die einen Darmverschluss?«
    Carl lacht trocken. »Vielleicht hat sie beim Oral-Sex den Dildo verschluckt.«
    Zoe lehnt sich zurück. Carl wird gerade billig. Sie fühlt, wie ihre Macht wächst. Er wird kleiner. Das gefällt ihr.
    »Was machst du wohl in zwanzig Jahren?«, will er plötzlich wissen.
    Sie starrt ihn an. Was soll das jetzt? »Keine Ahnung. Leben im besten Fall.«
    »Nein, im Ernst. Was willst du werden? Was oder wer möchtest du in zwanzig Jahren sein?«
    »Ich werde noch immer Zoe sein und der Rest ist mir scheißegal.«
    »Willst du mal Kinder? Oder machst du Karriere? Was meinst du?«
    Sie fängt an, über die Frage nachzudenken. Das erste Mal. Es fällt ihr nichts ein. Es ist ihr wirklich egal. »Vielleicht Kinder, vielleicht auch Karriere. Es ist nicht wichtig.«
    »Nicht wichtig?«
    Carl zieht die Augenbrauen hoch. Die Augen darunter sind mittlerweile geschlossen.
    »Ich werde Abi machen, irgendwas studieren und dann Geld verdienen. Am besten viel.« Sie lässt den Blick schweifen. Können die Nachbarn sie jetzt hier mit Carl im Garten liegen sehen? Bei den hohen Bäumen eher unwahrscheinlich. Die Gedanken werden langsamer, zäher. Sie kehren zurück zu dem Geld. Viel Geld wäre wirklich gut. Sie fröstelt plötzlich. Hatte sie gerade gesagt, dass sie vielleicht Kinder wolle?
    »Kinder will ich

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