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Eisseele - Schlieper, B: Eisseele

Eisseele - Schlieper, B: Eisseele

Titel: Eisseele - Schlieper, B: Eisseele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Schlieper
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auf gar keinen Fall. Ich habe es mir anders überlegt.« Ihre Stimme klingt härter als gewollt.
    »Weil sie so werden könnten wie du?« Carl klingt sehr spöttisch.
    Weil sie so sein könnten wie Franziska. Und im allerschlimmsten Fall wie sie selber. Natürlich sagt sie das nicht.
    »Weil sie unfrei machen«, hört sie sich.
    Sie sieht wie Carl zufrieden grinst. Als hätte sie in einem Quiz die richtige Antwort gegeben. Sie studiert sein Gesicht. Nein, sie fühlt sich nicht angezogen von ihm. Nicht so wie von einem Magneten. Er ist eher das schwarze Loch im Universum, das sie verschlingen will. Aber sie will bestehen. Sie will seinen Respekt, seine Achtung. Noch nie hat sie jemanden getroffen, der mehr Stärke gezeigt hat als sie selber. Carl ist stärker. Furchtloser. Tabuloser. Er ist ein Grenzgänger wie sie. Aber sie spürt, dass er immer noch einen Schritt weiter gehen wird. Das macht sie neidisch und ihn begehrenswert. Nein, sie will ihn nicht als Freund. Keinen Sex mit ihm. Auch in den längsten Nächten taucht dieser Gedanke nicht auf. Sie will ihn beeindrucken.
    Sie hat nicht gemerkt, wie lange sie geschwiegen haben. Sie sieht wie Carls Bauch sich langsam hebt und senkt. Seine Gesichtszüge sehen weicher als sonst aus. Sie ist versucht, ihn im Schlaf zu berühren. Ihr Blick wandert an ihm runter.
    »Am Bauch bin ich kitzelig«, hört sie ihn plötzlich.
    Hat er ihre Gedanken erraten? Hat er sich extra schlafend gestellt?
    »Ich nicht«, sagt Zoe kühl und legt sich entspannt auf den Rücken. Sie wünscht sich, dass er ihren Bauch berührt. Weil sie es vielleicht eine halbe Sekunde genießen könnte und ihn dann mit einem scharfen »Fass mich nicht an« abduschen könnte. Natürlich berührt er sie nicht. Schläfrig schließt er wieder die Augen. Auch Zoe macht die Augen zu und ist fasziniert, wie sie trotzdem seine Nähe fühlt. Wie Sandpapier auf der Haut. Als stünden alle Poren auf Empfang, alle Härchen steil im Wind. Sie kann sich nicht erinnern, sich jemals so sehr gefühlt zu haben.
    »Ich habe Hunger.«
    Sie war gerade ein bisschen abgedriftet. Ihr Bewusstsein hatte kurz die Brücke verlassen. Sie war abgerudert, leicht geschaukelt auf wirren Gedanken.
    Sie ist sofort wieder an Deck.
    Was soll das jetzt? Er hat Hunger. Und? Soll sie ihm jetzt was kochen? Vielleicht noch ein Bier bringen?
    »Ich auch«, sagt sie nur.
    Sie spürt, wie er aufsteht und weggeht. Sie zwingt sich, die Augen nicht zu öffnen. Geht er jetzt und kommt nicht wieder? Geht er und holt irgendwo Pommes? Sie bleibt einfach auf dem Rasen liegen, spürt die Grashalme auf dem Rücken, die Sonne auf dem Gesicht brennen. Das nächste, was sie spürt ist feucht und kalt und auf ihrem Bauch. Carl war offenbar am Kühlschrank, wo er Sprühsahne gefunden hat. Er hat ihr einen dicken Klecks direkt auf den Bauchnabel gesprüht.
    »Wenn du da nicht kitzelig bist, kann ich das ja ablecken«, sagt er ruhig.
    Ehe er sich auch nur bewegen kann, hat Zoe den weißen Schaum mit der Hand abgewischt. Sie hält ihn Carl hin. »Hier, friss mir aus der Hand.«
    Er lacht trocken. »Vergiss es. Es gibt Besseres.«
    Zoe sieht, dass er noch viel mehr aus der Küche mitgebracht hat. Neben ihm steht ein Tablett im Gras. Käse, Tomaten, Brot, eine Dose Scheibenananas, Salzstangen, Oliven, Vollmilch-Nuss-Schoko und eine große Flasche Wasser. Zoe lässt sich einen Schwall über die Hände fließen, um die Sahne abzuspülen. Sie essen schweigend. Doch die Stille ist nicht kalt.
    »Warum hast du das Haargummi rausgenommen?«, fragt er irgendwann.
    Er hat es also doch gemerkt. Zoe ist sich sicher, dass er offene Haare besser findet und das Gummi entfernt, als er die Augen geschlossen hatte.
    »Weil ich es wollte.«
    Er nickt kurz. »Und wen wolltest du da beerdigen?« Er zeigt auf das große Loch im Garten.
    »Da lege ich einen Gartenteich an.«
    »Also eine Seebestattung?« Er lacht wieder trocken.
    »Für einen Hamster oder eine kleine Katze müsste es reichen«, erwidert sie ruhig.
    »Dann müsste die Katze aber suizidgefährdet sein. So flach wie dein Teich da ist.«
    »Du darfst gerne noch ein bisschen tiefer buddeln.«
    Sie sieht ihm gelassen zu, wie er Spaten um Spaten Erde aus dem Loch holt. Irgendwann steht sie langsam auf, geht in die Garage und kommt mit zwei Rollen zurück.
    »Zuerst muss das Vlies da rein, dann die Folie drauf.«
    »Zuerst brauche ich eine Rückenmassage.«
    »Leg dich ruhig wieder ins Gras, wenn du nicht mehr kannst. Den Rest schaff

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