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Eisseele - Schlieper, B: Eisseele

Eisseele - Schlieper, B: Eisseele

Titel: Eisseele - Schlieper, B: Eisseele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Schlieper
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ich auch alleine.«
    Er grinst richtig fröhlich. »Du bist echt ein Eisklotz. Bei dem Wetter genau das Richtige.«
    Sie spannen schließlich zusammen Vlies und Folie auf. Sie arbeiten schweigend und genau. Irgendwann können sie endlich die überschüssige Folie am Rand abschneiden. Zoe hat dafür extra ein scharfes Teppichmesser aus der Werkzeugkiste ihres Vaters geholt. Sie zupft noch die Folie zurecht. Über die Schulter sagt sie knapp: »Gib mir mal schnell das Messer.«
    Carl legt es ihr in die Hand. Mit der Klinge zu ihr. Sie schaut auf ihre Hand. Schaut ihm in die Augen und drückt dann fest zu. Drückt sich die rasiermesserscharfe Klinge in den Handballen. Sie sagt keinen Ton, öffnet langsam die Hand.
    »Du hast mich geschnitten«, sagt sie ganz ruhig und schaut interessiert auf das Blut, das aus ihrer Hand fließt. Carl starrt sie an. Ungläubig, erstaunt. Ganz langsam nimmt er ihre Hand, legt seinen Mund auf die Wunde.

Abrudern
    E s dauert, bis der Gartenschlauch endlich den Teich gefüllt hat. Sie haben sich im Internet schlau gemacht und einen kleinen Graben rund um das Ufer ausgehoben und das Ufer mit Steinen beschwert. Zoe ignoriert das Pochen in ihrer Hand. Sie ist fast glücklich. Dieser Tag ist irreal und fremd und schön und soll nicht enden. Nichts hier hat mit ihrer eigentlichen Realität zu tun und das genießt sie jede Sekunde.
    Sie legen sich wieder in das Gras, dicht neben das Wasser.
    Immer wieder kommt der Gedanke: Er muss jetzt gehen. Ich muss jetzt schlafen. Immer wieder die Frage darauf: warum?
    Es ist längst dunkel. Sie glaubt, dass er längst schläft, aber sie vertraut nicht mehr darauf. Vor ein, zwei Stunden hat sie Shorts und Bikini-Oberteil gegen Jeans und Shirt getauscht. Sie starrt in die Sterne, sieht minütlich mehr davon.
    »Wie findest du eigentlich die Alt?«, fragt Carl plötzlich in die Schwärze.
    »Jung«, kontert sie sofort.
    Wie kommt er jetzt auf die neue Lehrerin? Sie spürt kurz ein Stechen in der Seite wie nach einem Achthundert-Meter-Lauf.
    Die Nacht verschwimmt. Irgendwann kann sie gar nicht mehr sagen, wann sie wacht und wann träumt. Sie sieht die Silhouette Carls, fühlt sich eingelullt und eingehüllt von den sanften Geräuschen um sich. Immer wieder fallen ihre Augen zu, dann kommen wilde Träume zu ihr. Dann schreckt sie wieder hoch, denkt weiterzuträumen. Gegen Morgen erst, als es hinter den Bäumen schon leicht grau-blau wird, schläft sie ein. Gegen sechs Uhr wacht sie verwirrt auf. Sie liegt alleine im Gras.
    Hat sie alles nur geträumt?
    Hat er sich heimlich weggeschlichen?
    Das Haus war die ganze Nacht offen? Sie will gar nicht dran denken, was sich für ein böser Gedanke in ihre Gehirnwindungen schleicht. Müde bindet sie die Haare wieder zum Zopf.
    »Guten Morgen, Schöne. Auch schon wach?«
    Carl kommt über die Terrasse. Er hat nasse Haare und zwei Becher in der Hand.
    »Kaffee?« Er drückt ihr einen Becher in der Hand und sie riecht, dass er sich mit ihrem Shampoo die Haare gewaschen hat. Er setzt sich neben sie ins Gras.
    »Guck mal.« Er holt ein Papierschiffchen aus der Hosentasche, setzt es in den Teich. Es fährt ein paar Zentimeter, kippt dann um.
    Zoe nippt an ihrem Kaffee, zuckt die Schultern.
    »Umfallen ist nicht schlimm. Nur untergehen.«
    »Untergehen ist nur schlimm, wenn man nicht wieder auftauchen kann«, kontert er.
    Zoe steht auf, streckt sich. »Ich gehe jetzt auch duschen. Und danach werde ich wieder hier auftauchen«, grinst sie.
    Sie frühstücken schweigend im Stehen in der Küche.
    »Soll ich einen Bus nach dir nehmen?«
    Zoe ist dankbar für seine Frage. Doch auf dem Weg zur Bushaltestelle ändert sie plötzlich ihre Meinung. Es ist ihr doch eigentlich völlig egal, was andere von ihr denken. Andere als Carl.
    »Wir nehmen denselben Bus«, teilt sie ihm nur mit. Er hebt kurz eine Augenbraue, fragt aber nicht. Kim fragt auch nicht. Sie traut sich nicht. Zoe hat wieder diesen Blick. Dieser Blick, der sagt: Komm mir nicht zu nahe.
    »Du hast recht. Sie ist jung. Aber irgendwie auch süß.«
    Carl hat es sich nach Englisch auf ihrem Tisch bequem gemacht.
    »Süß? Stimmt, süß wie Zuckerwatte. Eigentlich nur heiße Luft.« Zoe klingt schärfer als sie will.
    »Heiße Luft? Stimmt. Heiß ist sie auch irgendwie.«
    Sie blitzt ihn an. »Hättest du was dagegen, deine schwülen Phantasien anderen mitzuteilen?«
    Er steht auf. Er hat erreicht, was er wollte.

Flucht
    I hre Eltern sind frustriert. Das sagen sie natürlich

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