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Eisseele - Schlieper, B: Eisseele

Eisseele - Schlieper, B: Eisseele

Titel: Eisseele - Schlieper, B: Eisseele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Schlieper
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Gefühl, dass es immer mehr wird, dass es aufquillt, ihren Hals verschließt.
    Manchmal, ja manchmal, möchte sie alles ausspucken, alle Worte, die sich zu einer harten Kugel in ihr geformt haben. Aber die Kugel ist zu groß geworden im Laufe der Zeit. Sie passt nicht mehr durch ihren Hals. Glaubt sie.
    Einmal mehr schafft sie es, das Gespräch abzubrechen, den Fragen auszuweichen. Sonja Kessler nimmt sich vor, mal in Ruhe mit Kims Mutter zu reden. Ob Kim wohl auch so unberechenbar, so hasserfüllt ist? Ob in ihr auch die Stürme toben, die die Grenze zwischen Jugend und Erwachsensein kennzeichnen? Sonja Kessler möchte ihrer Tochter so gerne helfen. Aber noch nie war sie ihr so fremd.

Erste Schritte
    D er Vormittag perlt an Zoe ab. Die Wortlosigkeit von Saskia und Kim. Die Stille in den Pausen. Sie konzentriert sich auf den Unterricht, versucht bei der Alt besonders aufmerksam und freundlich auszusehen. Nach der Stunde guckt Carl kurz zu ihr rüber und simuliert kurz Beifall. Sie lügt ihre Mutter an, dass sie schon in der Stadt gegessen habe und setzt sich gleich ans Laptop. Eine Viertelstunde später weiß sie fast alles über Enya Alt. Dass sie Griechenland und Südamerika mag, italienisches Essen, sonntags Tatort guckt, DSDS hasst, Techno kacke, dafür französische Chansons super findet und gerne Salsa tanzt. Dazu lacht Enya Alt sie von sechs verschiedenen Fotos an. Alle im Urlaub aufgenommen. Sie ist auf allen alleine zu sehen. Zoe schlüpft in ihre Joggingklamotten und läuft Richtung Berliner Straße. Die Gegend ist gesichtslos. Einige ältere Einfamilienhäuser, daneben Appartmentbauten. Eine Straße, in der man den Nachbarn wohl grüßt, aber eigentlich nichts über ihn weiß. Vier Mal nur muss Zoe die Straße hoch und runter traben, bis sie die Alt aus ihrem Golf aussteigen sieht. Sie spurtet die letzten Meter. Wäre ja total bescheuert, wenn die jetzt ins Haus ginge, ohne sie zu sehen. Doch die Lehrerin sieht sie, winkt ihr sogar freundlich zu.
    »He, Zoe. Was machst du denn hier? Wohnst du hier irgendwo?«
    »Nee. Ich laufe nur. Ich suche mir immer andere Strecken aus, damit es nicht so langweilig ist. Heute hat es mich hierher verschlagen.« Zoe keucht laut. »War aber doch weiter, als ich dachte.«
    »Möchtest du mit hochkommen und was trinken?«
    Zoe tut so, als müsse sie kurz überlegen.
    »Das wäre ehrlich gesagt total nett. Ich stehe kurz vorm Verdursten.«
    »Kein Problem. Komm.«
    Zoe schüttet ein Glas Wasser in sich rein, saugt jedes Detail in sich auf. Die Wohnung ist eine Mischung aus Oma, Studentenleben, Ikea und Designer-Trödel. Eigentlich ganz witzig. Vor einem Foto im Wohnzimmer bleibt Zoe stehen. »Das ist ja traumhaft. Ist das in Griechenland gemacht?«
    Das Bild zeigt die typische griechische Idylle. Viel Blau, viel Weiß, eine träge Katze, eine faltige Frau. Alle Vorurteile in einem Foto vereint. Kitschiger geht es nicht.
    »Stimmt. Das habe ich auf Naxos gemacht. Witzig, dass du das gleich gesehen hast.«
    »Ich finde, das Licht in Griechenland ist irgendwie besonders.«
    »Da hast du recht. Warst du schon mal in Griechenland?«
    »Leider nein. Aber sobald ich alleine in Urlaub darf, werde ich dahinfliegen. Am liebsten mit Rucksack, und dann von Insel zu Insel hüpfen.«
    Enya Alt strahlt sie an. »Das habe ich während des Studiums mal gemacht. Mit zwei Kommilitoninnen. Das war super. So frei und so ungezwungen.«
    Zoe kann sich schon vorstellen, wie die drei Mädels frei und ungezwungen in typischen Hafenlokalen gesessen und horrende Preise für frittierte Fischabfälle bezahlt haben. Dazu gab es billigen Wein mit Kopfschmerzgarantie für zwanzig Euro die Flasche. Dann haben die sich bestimmt Retro-Schmuck am Strand gekauft und abends mit anderen deutschen Studenten Kicker gespielt. Vielleicht wurde sogar geknutscht. Am auffälligsten findet Zoe aber, dass Enya Alt nicht von Freundinnen gesprochen hat. Nur von Kommilitoninnen. Klingt irgendwie nach Zwangsgemeinschaft.
    »Das klingt super«. Zoe tut schwärmerisch. »Kann ich noch ein Glas haben?«
    »Klar.«
    Zoe schafft es, fast eine Stunde bei der jungen Lehrerin zu bleiben. Dafür muss sie noch nicht mal alle Trümpfe ausspielen und braucht nicht das Gespräch auf Chansons oder so einen Mist bringen. Als sie geht, hat sie den Eindruck, dass Enya Alt fast ein bisschen traurig ist.
    »Ich muss echt los. Muss schließlich noch Englischhausaufgaben machen«, grinst Zoe sie verschwörerisch an.
    Sie ist sehr zufrieden mit

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