Eistochter
mir spricht.
»Dein Kleid gefällt mir, Lark«, sagt ein Mädchen links von mir und rückt beiseite, um mir Platz zu machen. Als ich mich nicht niederlasse, lacht sie. »Du wirkst ja wie betäubt.«
»Wo sind meine Manieren?«, sagt Eloise. Sie deutet erst auf das Mädchen, dann auf den Jungen. »Lark, das sind Julia und Kellan.«
Die beiden Hexen strecken mir die Hände entgegen, und ich starre sie an. Nachdem ich wochenlang wie eine Ausgestoßene behandelt wurde, bin ich mir nicht ganz sicher, was gerade vorgeht. Ich lasse den Blick über die etwa fünfzehn Leute am Tisch schweifen. Die meisten von ihnen sind ins Gespräch vertieft. Mich nehmen sie nur am Rande wahr – es ist das genaue Gegenteil dessen, was die Hexen tun, die meine Unterrichtsstunden beobachten, mich schikanieren und Alouette pfeifen, wann immer ich in ihre Nähe komme.
»Danke«, sage ich und ergreife die erste ausgestreckte Hand. Es fühlt sich so gut an. Diese Hexen schließen mich nicht aus und behandeln mich nicht, als wäre ich ein Monster. Ich grinse Eloise an, und ein übermütiges Kichern entschlüpft meinen Lippen.
Sofort kommen alle Gespräche, die nicht an unserem Tisch stattfinden, zum Erliegen.
Ich wende den Kopf, um zu sehen, was passiert ist.
Hunderte von Augen starren uns an. Ich drehe mich um und blicke wieder zu den Hexen, die am selben Tisch wie ich sitzen. Die meisten von ihnen versuchen so zu tun, als wäre alles normal. Eloise räuspert sich.
Oh. Es liegt an mir. Alle starren mich an.
In einem schwachen Versuch, mich vor ihren missbilligenden Blicken zu verstecken, lasse ich mir die Haare ins Gesicht fallen und setze mich gegenüber von Eloise hin.
»He.« Sie beugt sich über den Tisch und stupst mein Kinn hoch. »Lass sie nicht gewinnen.« Wir sehen einander in die Augen, und ein Rauschen tost durch meine Ohren, gefolgt von einer Aufwallung von Tapferkeit. »Kopf hoch. Du hast es genau wie jeder andere verdient, glücklich zu sein.«
Sie hat recht. Ich werde mir von niemandem die halb-gute Laune verderben lassen. Ich schiebe mir die Haare hinter die Ohren und lasse den Blick über den Rasen schweifen, um nach Beck Ausschau zu halten. All die anderen Hexen tun wieder so, als würde ich gar nicht existieren. Anscheinend kann ich nicht lachen, in Aufregung geraten, weinen, niesen oder sonst irgendetwas tun, ohne ein seltsames Gruppenstarren auszulösen.
»Du solltest den Kopf vielleicht lieber stillhalten, sonst bekommst du noch ein Schleudertrauma.«
Ich lächle sie an. »Oh, stimmt.« Ich habe Herzklopfen, und kleine Knoten bilden sich in meinen Eingeweiden.
Eloise weist mit einer Kinnbewegung über meine Schulter. »Da ist er.«
Ich versuche, so gefasst wie möglich zu wirken, als ich in seine Richtung sehe, aber mir stockt sofort der Atem. Beck kommt auf uns zugeglitten. Seine blonden Haare wehen im Wind, und die Erinnerung daran, mit den Fingern hindurchzufahren, lässt mir einen Schauer über den Rücken laufen. Selbst aus dieser Entfernung funkeln seine Augen. Ich konzentriere mich darauf, wie sein Hemd sich eng an die Konturen seines muskulösen Körpers schmiegt.
Eloise pfeift leise. »Wow«, flüstert sie. »Er ist ganz schön eindrucksvoll, nicht wahr?«
Ich kann den Blick nicht abwenden. Je näher er an mich herankommt, desto schneller rast mein Herz. Er bleibt ein paar Meter vom Tisch entfernt stehen, neigt den Kopf leicht zur Seite und lächelt mich an. Ich mustere verlegen meine Fingernägel, freue mich aber zugleich, dass er Bescheid weiß.
»Eloise, du siehst heute Abend beeindruckend aus.«
Ihr kupferrotes Haar ist zu einem lockeren Knoten aufgesteckt; kleine Strähnen fallen ihr über die Schultern. Ihr grasgrünes Kleid hebt sich hübsch von ihrer milchweißen Haut ab. Ich frage mich, ob ich da überhaupt mithalten kann.
Eloise sieht Beck kopfschüttelnd an. »Ich weiß nicht, wie du mich überhaupt bemerken kannst, wenn dieses wunderschöne Wesen hier sitzt.« Sie neigt den Kopf in meine Richtung. Ihr breites Lächeln lässt sie sogar noch attraktiver wirken.
Julia, das Mädchen neben mir, rutscht beiseite und macht Beck Platz, damit er eines seiner langen Beine über die Bank schwingen kann. Er setzt sich rittlings darauf, und unsere Körper sind nur Zentimeter voneinander entfernt.
»Lark ist unglaublich, nicht wahr?«, sagt er zu Eloise, aber seine Augen bleiben auf mich gerichtet.
Mein Herz macht einen Sprung.
Ich liebe ihn. Dich. Ich liebe dich.
Ich will mich zu ihm beugen
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