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Eistochter

Eistochter

Titel: Eistochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dawn Rae Miller
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ergreift meine linke Hand – Dr. Hanson hält immer noch meine Arme fest – und zeichnet mir kleine Kreise auf den Handrücken. »Jetzt hol tief Luft und beruhige dich, damit ich ordentlich mit dir reden kann.«
    Ein Schmerz durchzuckt mein Herz, und ich sacke vornüber und reiße Dr. Hanson mit. Unmittelbar bevor wir beide umfallen können, lässt er mich los. Ich keuche, als ich ein seltsam brennendes Pochen in den Armen spüre. Jeder Nerv meines Körpers schmerzt, als elektrischer Strom über meine Haut rast.
    Ich bin nun voll bei Bewusstsein und schüttle an Bethina gewandt den Kopf. Ich will nicht reden. Ich will wissen, wohin der Staat Beck gebracht hat, und niemand sagt es mir. Ich greife auf meine rasch schwindenden Kraftreserven zurück, um mich aufzurichten. Der Schmerz ist jetzt erträglich, nur noch ein dumpfes Pochen. Meine Augen richten sich auf die Tür. Wenn mir niemand Antworten geben will, werde ich sie mir selbst suchen.
    Ich ringe darum, einen Fuß vor den anderen zu setzen. Es ist, als ob meine Füße von Zementblöcken umschlossen wären. Die Energieaufwallung, die ich noch vor wenigen Augenblicken gespürt habe, versickert angesichts der körperlichen Anstrengung.
    Da mein Zustand mich ausgebremst hat, verstellt mir Dr. Hanson mühelos den Weg, bevor ich die Tür erreichen kann. Ich verstehe das nicht – warum darf ich nicht gehen? Was soll ich nicht wissen?
    »Bitte, Dr. Hanson. Bethina. Sagt mir doch jemand, was geschehen ist!«
    Sie tauschen einen Blick, sprechen sich stumm ab.
    »Lark«, beginnt Dr. Hanson in dem Ton, den Ärzte nur für die schlimmsten Fälle benutzen. »Die Ermittlungen des Staates haben ergeben, dass mehrere Schüler etwas mit der Sicherheitslücke zu tun hatten, darunter auch Kyra und Beck. Sie werden nicht zurückkommen. Sie sind nicht mehr da.«
    Nicht mehr da. Schon wieder diese Formulierung. Ich drehe den Kopf in seine Richtung und kneife die Augen zusammen. Das Kribbeln wird stärker, und ein Knurren entfährt meinen Lippen. »Wo sind sie? Wohin sind sie gegangen?«
    Dr. Hanson weicht mit weit aufgerissenen Augen zurück, bis er außerhalb meiner Reichweite ist.
    Ein wahnsinniges Lachen bricht zwischen meinen Lippen hervor. Ein erwachsener Mann hat Angst vor mir? Der Gedanke erregt mich.
    Ich kneife erneut die Augen zusammen, während er sich duckt und zur Tür schleicht.
    »Lark, du musst damit aufhören. Beherrsch dich.« Bethina schiebt sich zwischen Dr. Hanson und mich. Sie greift nach mir, und die Dunkelheit lockt mich wieder.
    Aber ich darf nicht ohnmächtig werden. Ich muss wissen, ob es Beck gut geht. Ich halte mich an einem Tisch fest, um das Gleichgewicht zurückzugewinnen, während die Luft im Raum stickiger als im Gewächshaus wird. Sie zieht mir den Sauerstoff aus der Lunge und erstickt mich …
    Dr. Hanson weicht zur Tür zurück. Maz steht mit roten, verquollenen Augen auf der Schwelle.
    »Maz?«, rufe ich und hoffe, dass er mir etwas erzählen wird.
    Dr. Hanson nutzt die offene Tür, dreht sich um und flüchtet.
    Maz ruft: »Sie werfen ihnen vor, Empfindsame zu sein!«
    Die Tür schlägt zu.
    Wütend und nicht länger von Zement umhüllt, werfe ich mich gegen die geschlossene Tür, zerre daran und schlage mit den Fäusten darauf ein. Aber sie ist zugeschweißt. Ich kann sie nicht öffnen.
    Ich sehe mich im Zimmer nach etwas um, womit ich sie rammen kann, aber da ist nichts – nichts bis auf Bethina, die mich argwöhnisch beobachtet. Erschöpft und besiegt sacke ich gegen die Tür.
    Empfindsame? Das Wort durchzuckt mein Gehirn. Unmöglich. Ich würde es doch wissen, wenn Beck ein Empfindsamer wäre. Meine Faust trifft auf meinen Oberschenkel. Wie kann Maz es wagen, so etwas zu sagen? Beck hat einen makellosen Stammbaum – er ist kein Ungeheuer.
    Ich hätte es gespürt, hätte es bemerkt. Oder?
    Tränen steigen mir in die Augen, und ich ziehe die Knie an die Brust. Ich will das Gesicht vor Bethina verstecken.
    »Lark?« Ihre Stimme ist leise. Ein sachtes Kribbeln breitet sich über meinen Körper aus wie ein beruhigendes Streicheln. Der Drang zu kämpfen lässt nach und weicht dem Bedürfnis, getröstet zu werden.
    »Warum kommst du nicht her und setzt dich?«
    Aus reiner Gewohnheit gehorche ich. Ich ziehe mich am Türgriff vom Boden hoch. Meine Beine zittern und geben fast unter mir nach.
    »Wie kann das sein, Bethina? Wie?« Ich schleppe mich zur Couch. Mein Körper sackt schwer in die prall gefüllten Polster. »Beck ist ein Nachfahre der

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