Eistochter
bist hier.«
Ich lege die Stirn in Falten. »Das verstehe ich in der Tat nicht.«
Beck streicht mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht. »Versprich mir, dass du, bis wir mehr wissen, niemandem erzählst, was wir mit unserer Magie bewirken können – auch nicht Bethina oder Eloise.«
Ich schürze die Lippen. Irgendetwas fühlt sich falsch an, aber ich komme nicht darauf, was es ist. Aber wenn ich überhaupt jemandem vertrauen kann, dann Beck. »Versprochen.«
Er tritt ein Stück zurück und lässt den Blick durchs Zimmer schweifen. »Wenn es hier drinnen schon so schlimm aussieht, muss es draußen noch schlimmer sein.« Der Boden ist mit Büchern, geborstenem Glas und umgestürzten Möbeln übersät.
»Hat meine Mutter das getan?«
»Ja.« Beck schluckt schwer und nimmt meine Hand. »Zumindest haben ihre Leute es getan. Malin macht sich nicht selbst die Hände schmutzig.« Er zeichnet mir sanft Kreise auf den Handrücken, und ich gestatte es mir, mich zu entspannen. »Ich konnte sie deinen Namen rufen hören.«
Mein Herz verkrampft sich. Sie wollten mich. Genau, wie Eamon gesagt hat. »Wenn es sie davon abhalten würde anzugreifen und so alle in Sicherheit wären, dann sollte ich vielleicht zu ihr gehen.«
Beck schüttelt den Kopf. »Bitte sag das nicht. Der Gedanke an ein Leben ohne dich …«
Ich drücke seine Hand. »Du und Bethina seid weit eher meine Familie als meine Mutter und Callum. Ich würde lieber bis in alle Ewigkeit hier mit dir im Verborgenen leben, als bei ihnen zu sein. Aber wenn es dich in Gefahr bringt, bei mir zu sein, dann muss ich meine Handlungsmöglichkeiten abwägen – und zwar schnell.«
Er runzelt die Stirn. Mein Handrücken kribbelt, als er die Lippen darauf drückt. Er zögert und sagt dann unvermittelt: »Sollen wir nachsehen, ob jemand unsere Hilfe braucht?«
Während wir miteinander gesprochen haben, ist der Schlachtenlärm verklungen, ohne dass ich es auch nur bemerkt habe. Hand in Hand mit Beck taste ich mich durch das verwüstete Zimmer. Seine Mutter wird außer sich sein, wenn sie sieht, was wir …
Ich erstarre. Die Wiese ist zerstört – das einst hohe, wogende Gras ist zu Boden gedrückt, und Hexen liegen überall wie vergessenes Spielzeug und stöhnen vor Schmerz. Eamon eilt, anscheinend unverletzt, übers Schlachtfeld und kümmert sich um die Verwundeten.
Ich kneife die Augen zusammen. Wenn nur etwas vom Himmel fallen und ihn zerschmettern würde!
Ein kräftiger Ruck reißt mich aus meinen Gedanken und zurück zu dem Anblick, der sich uns bietet.
Beck.
»So darfst du nicht denken«, sagt er und beugt sich zu mir.
Ich drehe mich zu ihm um und erhasche über seine Schulter einen Blick auf das Haus. Ich schlage die Hand vor den Mund, und mir kommen die Tränen. Es ist eine Ruine – viele Fenster sind geborsten, auf der rechten Seite fehlt das Dach, und das gegenüberliegende Ende der Veranda ist zusammengebrochen.
»Ach Vögelchen. Das ist nichts. Wir können es reparieren. Noch heute. Es wird wie neu aussehen.« Beck schlingt den Arm – den verletzten Arm – um mich. »Nicht weinen, in Ordnung?«
Das quälende Wissen, dass ich an allem – Becks Verletzungen, den Wunden der anderen und der Zerstörung des Hauses – schuld bin, lastet schwer auf mir. Wenn ich nicht hier wäre, hätte meine Mutter nicht angegriffen.
»Es ist zerstört«, flüstere ich, wende den Kopf hin und her und nehme noch mehr von dem Anblick, der sich mir bietet, in mich auf. Ein kleines Zittern bildet sich in meinem Innersten und gibt eine Hitzewelle ab, die sich entlang meiner Nervenbahnen ausbreitet. Wenn Bethina oder Eloise oder die kleine Bea verletzt sind, dann werde ich …
»Nun … ja. So sind Dunkelhexen eben, Lark. Sie zerstören Dinge.« Becks sachlicher Tonfall reißt mich aus meinem inneren Monolog.
»So wie ich dich zerstören werde.«
Er neigt den Kopf zur Seite. Seine Augen sind wachsam, vor mir verschlossen. »Das glaube ich nicht.«
Bevor ich widersprechen kann, schießt Becks Kopf nach links hinüber, als hätte er etwas gehört. Ich folge seinem Blick, sehe aber nur noch mehr verwundete Hexen und Verwüstung.
»Da drüben.« Er zeigt auf eine ferne Gestalt, die im hohen Gras ganz winzig wirkt. Eloise.
Sie rührt sich nicht. Sie hat die Arme um die Knie geschlungen und den Kopf in den Nacken gelegt und starrt die Kuppel an. Meine Füße tragen mich schneller an ihre Seite, als ich es für möglich gehalten hätte.
Als mir klar wird, dass Beck nicht mit
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