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Eistochter

Eistochter

Titel: Eistochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dawn Rae Miller
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Muskeln spannen sich an. Ich springe auf, während meine Gedanken schon zwei Schritte voraus sind und einen Plan austüfteln, um alle zu warnen, dass ein Dunkelhexer die Kuppel durchbrochen hat. Ich lasse meine Schuhe zurück, als ich zum Waldrand laufe. Die abgefallenen Kiefernnadeln stechen mir in die Fußsohlen, und ich schramme mir die Zehen an Kieseln auf, aber ich kann nicht stehen bleiben.
    Ich muss alle retten. Ich muss beweisen, dass ich gut bin.
    »Lark, warte, so ist das nicht! Lass es mich erklären«, ruft Mr. Treverns Stimme mir nach. »Ich bin kein Dunkelhexer, versprochen!«
    Ich wirble zu ihm herum. Es liegen mindestens dreißig Meter zwischen uns, aber ich kann sein Gesicht deutlich erkennen. Ich kneife die Augen zusammen und suche nach irgendeinem Anzeichen für Dunkelheit. Nicht dass ich wüsste, wonach ich Ausschau halten muss.
    Mr. Trevern begegnet meinem Blick, und ich schnappe nach Luft. Seine Augen sind so olivgrün wie meine. Und Becks. Wie kommt es, dass ich das noch nie bemerkt habe? Wir haben doch so viel Zeit damit verbracht, Seite an Seite im Gewächshaus zu arbeiten, und ich bin mir vollkommen sicher, dass sie noch vor ein paar Minuten braun waren.
    Ich stehe am Rande des Schattens, hin- und hergerissen, ob ich davonlaufen oder ihm zuhören soll.
    »Als mir das letzte Mal jemand etwas erklärt hat, hat es mir nicht gefallen«, rufe ich.
    Mr. Trevern steht mit ausgestreckten Händen am Strand. »Bitte bleib. Ich möchte mit dir reden, und du hast doch sicher viele Fragen.«
    »Wie kommt es, dass jeder außer mir über mein Leben Bescheid weiß?«
    »Das kann ich ändern, Lark. Ich kann dir erzählen, was du wissen willst.« Seine Augen funkeln auf eine Art, die mich an Beck erinnert. Ehrliche Augen. Ich mache einen Schritt zurück an den Strand und auf Mr. Trevern zu.
    »Erzählen Sie mir von meiner Mutter?« Ich verschränke die Arme und baue mich breitbeinig vor ihm auf.
    »Was willst du wissen?«
    Eine Million Fragen fallen über mich her, und jede einzelne bittet mich, sie auszuwählen. Ich suche nach den lautesten. »Warum ist sie Dunkel – und Sie nicht? Warum waren Sie an meiner Schule? Warum mögen Sie sie?«, feuere ich meine Fragen auf ihn ab.
    Mr. Trevern fährt sich durchs Haar. »In Ordnung, lass mal sehen … Erstens, sie ist Dunkel und ich nicht, weil unsere Eltern, genau wie deine, eine Mischehe geführt haben.«
    Ich recke den Hals und sehe zum Wasser hinüber. »Das hat Bethina mir erzählt. Weshalb kommt dabei jeweils eines von beidem heraus?«
    Er bedeutet mir, näher zu kommen. Obwohl die Sonne auf mich herabbrennt, schüttle ich den Kopf. Solange ich mir über seine Motive noch nicht im Klaren bin, ist es mir lieber, einen Sonnenbrand zu riskieren.
    »Anscheinend wird die Dunkelheit in unserer Familie in weiblicher Linie vererbt. Die Männer werden, wenn sie überhaupt Kräfte erkennen lassen, Lichthexer.«
    »Also ist Callum Lichthexer? Warum ist er dann mit Annalise zusammen?«
    »Eigentlich ist Callum gar nichts. Er ist ein ganz schwacher Lichthexer mit eingeschränkten Fähigkeiten. Er könnte genauso gut ein Mensch sein. Hast du noch nicht bemerkt, wie er sich Annalise unterordnet?«
    »Ich dachte, das läge daran, dass sie ein höheres Amt innehat als er.«
    Mr. Trevern zuckt mit den Schultern. »Nein, es liegt nur an den beiden. Sie haben da so ein seltsames Machtspielchen laufen.«
    »Also ist er ihr Prügelknabe?« Ich lache bei dem Gedanken, der auf sonderbare, verquere Weise lustig ist.
    Mr. Trevern grinst, und ich entspanne mich etwas.
    »Mischehen sind aber nicht normal, oder?«
    »Stimmt. Unsere Eltern – meine wie deine – haben mit der Tradition gebrochen und sich geweigert, ihre vorherbestimmten Partner zu heiraten. Das hat für einen ziemlichen Skandal gesorgt.«
    »Wie sind sie sich überhaupt begegnet? Meine Eltern?«
    »Sebb war ein junger Lehrer an der Schule, und Malin … Nun ja, Malin ist sehr gut darin zu bekommen, was sie will. Und sie wollte Sebb.«
    »Mein Vater war alleinstehend?« Das muss er gewesen sein, wenn er keine Partnerin hatte.
    Mr. Trevern tritt unbehaglich von einem Fuß auf den anderen. »Nein. Er hatte eine Partnerin, aber sie ist gestorben.«
    »Wie?«
    »Sie ist als Leiterin eines Segeltörns in der Bucht ertrunken«, antwortet er ausdruckslos.
    Ich ziehe die Augenbrauen hoch. »Hat meine Mutter dafür gesorgt?«
    Er zuckt die Achseln und verzieht die Lippen. »Malin war dabei, aber es gab keine Beweise. Es wurde

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