Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eisvampire

Eisvampire

Titel: Eisvampire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Quinn
Vom Netzwerk:
seiner tiefen Stimme: »Zwanzig Mann und fünf Fahrzeuge. Einige der Leute mußte ich zwar mit dem Schießprügel überzeugen, aber« – er lachte dröhnend – »die Furcht vor einem Stück Blei ist wohl doch größer als vor den Eismonstren.«
    Logan grinste. Kerbricks Überredungsmethoden waren berüchtigt.
    »Hallo, Mister Kerbrick!« rief Sandra aus dem Fenster. Der Bürgermeister winkte ihr zu.
    »Was hält denn dein Vater von deinen Einfällen?« fragte er.
    Das Mädchen grinste. »Ma hat ihn überzeugt.«
    Kerbrick lachte wieder und klopfte Logan scherzhaft auf die Schulter. »Sei bloß vorsichtig, mein Junge. Du hörst es ja selber, wozu die weiblichen Mitglieder dieser Familie in der Lage sind.«
    Logan machte ein zerknirschtes Gesicht. »Wem sagst du das! Wem sagst du das!«
    Quincy Kerbrick schnappte nach Luft. Dann ließ sein donnerndes Gelächter den ganzen Eisrover erbeben. Aus dem Hintergrund tauchte Nogger auf. Mit seinem unförmigen Bärenfellmantel, den Fellstiefeln und der speckigen Hose sah er wie ein zu Tode abgemagerter Grizzly aus. Die Schutzmaske und die steife Mütze mit den pelzigen Ohrmuscheln verstärkte diesen Eindruck noch.
    »Worauf warten wir noch?« erklang es dumpf unter der Maske hervor. »Wir sind vollzählig.«
    »Okay«, sagte Logan. »Brechen wir auf.« Er wandte sich an Sandra. »Gib das Signal!«
    Laut und mißtönend gellte die Hupe über die Straße. Die Männer verteilten sich auf die Fahrzeuge, und Logan Nogger und ein dritter Mann, Tomtom Kezikewa, stiegen ebenfalls in den Rover ein. Sandra Vaughn schenkte Kezikewa ein strahlendes Lächeln. Der untersetzte, stämmige Eskimo mit den pechschwarzen, kurzgeschnittenen Haaren und den mandelförmigen Augen in dem kupfernen Gesicht lächelte zurück.
    Ächzend setzte sich Nogger auf die hintere Sitzbank und steckte sich eine kurzstielige Pfeife an. Kezikewa rümpfte tadelnd die Nase.
    »Dieses Laster bringt dich noch einmal ins Grab«, teilte er dem dürren Mann mit.
    Nogger befreite sich von seinem Mantel. Die Wagenheizung verbreitete eine angenehme Wärme.
    »Ob ich mich zu Tode saufe oder zu Tode rauche, wo ist da der Unterschied?« spielte er auf Kezikewas Alkoholkonsum an.
    Der Eskimo verzog die Lippen zu einem ironischen Grinsen. »Es ist ein Unterschied, ob man seinem Laster tagtäglich oder einmal im Monat frönt.«
    »Pah!« Nogger winkte ab. »Das gleiche sagte mein seliger Vater – die Hölle möge ihn zu Schmorfleisch braten – auch immer. Und das Resultat? Zum Schluß soff er den ganzen Monat durch und machte nur am letzten Tag eine Pause. Einmal im Monat, daß ich nicht lache!«
    Logan unterbrach das scherzhafte Geplänkel. »Tomtom, was weißt du über die Eisvampire? Besitzen sie eine verwundbare Stelle? Wie leben sie? Von was ernähren sie sich?«
    Der Eskimo zog die Stirn in Falten. »Bis zu deinem Erlebnis, Rick, habe ich die Sagen über das kalte Gewürm, über die Konin-itya-akki, mehr für Aberglauben oder für gruselige Parabeln gehalten. Doch dann haben sie sich Spencer Troup geholt. Anschließend bin ich dann, wie du ja weißt, für mehrere Monate zu meinem Stamm gefahren und habe mich da ein wenig umgehört. Besonders der Medizinmann und meine Großtante wußten viel über die Eisvampire.
    Den größten Teil ihrer Existenz verbringen sie schlafend in den Felskavernen des Rumsfield-Plateaus. Wo genau, weiß kein Mensch. Nur in besonders kalten Wintern kommen sie an die Oberfläche, denn sie brauchen die Kälte zum Leben, und dieser Winter ist beinahe ideal für sie.
    Sie streifen über das Plateau und tanzen, wenn Schneestürme die Sonne verdunkeln. Nahrung im eigentlichen Sinn des Wortes benötigen die Vampire nicht, aber sie sind darauf angewiesen, in bestimmten Abständen die Lebensenergie von Tieren – und auch Menschen – in sich aufzunehmen. Eine Berührung genügt, und das Opfer wird wie sie – kalt, nicht-tot, nichtlebend, von dem dämonischen Drang erfüllt, Leben zu vernichten.
    Ihre Hauptnahrung bilden die Tiere, wie ich schon sagte – Bären, Wölfe, Caribous, Elche und so fort. Aber wenn es ihnen einmal gelungen ist, einen Menschen zu erbeuten, dann geben sie keine Ruhe, bis sie nicht Dutzende von uns dahingemetzelt haben.
    So ist es geschehen vor drei Generationen, als sie einen ganzen Eskimostamm überfielen und vernichteten.
    Sonst wagen sie sich kaum vom Plateau herunter, weil es nur dort möglich ist, bei beginnender Wärme schnell zurück in ihre Kavernen zu kriechen, denn die

Weitere Kostenlose Bücher