Eisvampire
Sonne und die Wärme töten sie. Auch Feuer läßt sie schmelzen.
Messer, Kugeln, auch Bomben können ihnen nichts anhaben, weil ihre Körper aus dem Kristall des Eises bestehen und nur ein dämonischer Geist das Eis zusammenhält und es in eine Form preßt. Schlägt man ihnen einen Arm ab, so können sie aus dem Material ihrer Umgebung sich in Windeseile einen neuen wachsen lassen.
Sie sind klug und verschlagen, voller teuflischer Listen und satanischer Niedertracht. Nichts ist ihnen heilig.«
Logan unterbrach: »Wie viele Vampire gibt es?«
»Die Zahl ist nicht genau bekannt«, murmelte Tomtom Kezikewa. »Manche sprechen von fünf, sechs, andere von zwanzig, wieder andere von einem Dutzend.
Dazu kommen noch Unzählige dämonisierter Opfer, Menschen wie Tiere, die willfährig den Befehlen ihrer Meister und Verderber gehorchen.«
»Was ist mit den Eskimos, die vor drei Generationen verwandelt worden sind? Eine derartige Menschenmenge muß doch auffallen, selbst wenn sie sich nur auf dem Plateau aufhält.«
Der Eskimo schüttelte den Kopf.
»Die bedauernswerten Opfer der Eisvampire besitzen kein langes Leben mehr. Nach vier, fünf Wintern ist der gespenstische Funke, der ihr Denken bestimmt, erschöpft, und sie zerfallen zu Staub.«
Die drei Männer und die junge Frau schwiegen. Ihre Gedanken beschäftigten sich mit dem, was gerade gesprochen worden war, und sie spürten schon jetzt das Grauen, das sie auf dem Plateau erwartete.
Der Eisrover schoß mit gleichmäßiger Geschwindigkeit durch die verschneite Landschaft. Bunker’s Hope und das Arbeitercamp der Alyeska lagen schon weit hinter ihnen. Nur die weißgemalten Nadelbäume und hin und wieder ein vereister Bach durchbrachen die Monotonie, die der Winter erzeugt hatte.
Die fünf Rover folgten der Route, die die drei Prospektoren nach McClosens Unterlagen genommen hatten.
Von Zeit zu Zeit tauchte der schlanke Körper eines einsamen Caribous auf, dessen geweihbesetzter Schädel an ein Rentier erinnerte.
Kilometer um Kilometer legte der Konvoi zurück.
Nach zwei Stunden ununterbrochenen Fahrens wechselten Logan und Sandra Vaughn die Plätze. Der im Licht der schwachen Sonne wie ein gigantischer Spiegel glänzende Schnee überanstrengte trotz der getönten Windschutzscheibe und der dunklen Brillen schnell die Augen. Die eintönige Szenerie tat ihr übriges, um das Fahren zu einer erschöpfenden Angelegenheit zu machen.
Gegen Mittag legten die Männer eine Rast ein. Die mitgebrachten Vorräte wurden erwärmt und hungrig verschlungen, dann ging es weiter.
Erst als der Abend anbrach, stoppte der Konvoi in der Nähe einer einsam im Schnee stehenden Baumgruppe. Die Rover wurden zu einem Kreis zusammengestellt und in der geschützten Mitte die Zelte aufgebaut.
Klar und blinkend standen am Himmel die Sterne.
Die Teilnehmer der Expedition legten sich schlafen.
Das warme Bad weckte in Enver Chroschka die Lebensgeister. Pfeifend duschte er sich kalt ab und trat wieder in den Salon, wo der Professor inzwischen ein reichhaltiges Abendessen zubereitet hatte.
Chroschka seufzte, als er gesättigt war, trank einen Schluck Wein und beobachtete, wie Heartley sich eine Zigarre ansteckte.
»Ich hatte erst gesagt«, begann Chroschka, »daß ich das Ende von Bunker’s Hope befürchte, Bill. Diese Befürchtung ist nicht aus der Luft gegriffen. Meine Studien haben mich davon überzeugt.
Diese geheimnisvollen Wesen, die Patrick Logan in Ermangelung eines besseren Begriffs Eisvampire getauft hat, haben ihre Spuren in den Sagen und Märchen der Völker hinterlassen – größtenteils zwar in verzerrter Form, aber sie sind da. Beispielsweise die Eisriesen der Edda, die uns Europäern und Nordamerikanern am vertrautesten sind. Am ursprünglichsten sind aber die Sagen der Eskimos.
In ihnen werden die Eisvampire Konin-itya-akki genannt, was so viel heißt wie: Kalte Leiber, die die Wärme hassen, oder, in anderer Form, Kaltes Gewürm, das Leben tötet. In der Eskimo-Sprache sind die Begriffe für Leben und Wärme nahezu identisch.
Ich hatte schon früher von diesen Frostwesen gelesen und gehört, aber erst dein Brief ließ mich ernsthaft mit diesem Thema beschäftigen.
Ich studierte uralte Bücher, Reiseberichte, Zeitungsartikel — kurz, alles, was sich irgendwie mit Alaska und diesen seltsamen Kreaturen beschäftigte.
Dabei stieß ich auf zwei, drei interessante Dinge. Erstens: vor fünfundsiebzig Jahren – also drei Generationen – verschwand ein ganzer Eskimo-Stamm
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