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Eiswein (German Edition)

Eiswein (German Edition)

Titel: Eiswein (German Edition)
Autoren: Carmen Mayer
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voller Kraft ihr Gesicht zertrümmert. Vermutlich mit einem Stein«, fuhr Schwarz mit einem Seitenblick auf seinen Kollegen fort, der weiterhin schwieg. »Die Spurensicherung konnte allerdings weder diesen Knüppel, noch den Stein finden, mit dem die Frau so übel zugerichtet wurde. Der Täter muss wohl beides geistesgegenwärtig mitgenommen und irgendwie entsorgt haben. Keine paar hundert Meter vom Tatort entfernt gibt es diesen kleinen Bach, und wir vermuten, dass beides da hineingeworfen wurde.«
    »Geistesgegenwärtig. Das spricht für eine geplante Tat«, überlegte Braunagel laut.
    »Geistesgegenwärtig«, wiederholte Annemarie Zeller ebenfalls, ohne auf ihn einzugehen. »Oder doch eher vorsätzlich? Was erneut für meine Theorie spricht.«
    »Leider konnte die Spurensicherung keine Fuß- oder Reifenspuren ausmachen, die uns weiterhelfen könnten«, ergänzte Braunagel, der sich wieder im Griff hatte. Wobei ihm bewusst wurde, dass er schon aus Prinzip ablehnte, was sich seine Chefin zusammenreimte. Es konnte also durchaus sein, dass ihre Vermutungen stimmten. Aber daran wollte er später noch arbeiten, falls seine Überlegungen in eine Sackgasse führen sollten. »Man kann direkt vom Weg aus etwas in den Bach werfen, und dieser Weg ist geteert.«
    »Ich erinnere mich an den Weg«, gab die Kommissariatsleiterin ungerührt zurück. »Er führt ein ganzes Stück an dem Bach entlang, bevor der kleine Waldweg davon abzweigt, auf dem die Frau entlang und ihrem Mörder in die Hände gelaufen sein muss. Allerdings sind wir von der anderen Seite her zum möglichen Tatort gekommen, was erklärt, warum wir dieses Auto nicht gesehen haben.«
    Braunagel atmete tief durch. Sie hatte also auch ein schlechtes Gewissen wegen dieses übersehenen Fahrzeugs. Betont lässig tippte er auf eine handschriftliche Notiz in seinen Unterlagen, in denen er suchend geblättert hatte.
    »Im direkten Umfeld der Toten gab es keine Spuren, die wir verwerten können. Dass die Leiche erst zwei Tage nach ihrer Ermordung gefunden wurde, obwohl sie direkt neben diesem Seitenweg lag, liegt daran, dass Spaziergänger so gut wie nie dort entlang gehen. Schon gar nicht bei Regen und um diese Jahreszeit. Er wird bestenfalls hin und wieder von Holzarbeitern oder dem Forstverwalter genutzt, dessen Hund die Leiche gefunden hat.«
    Die Kommissarin verschränkte seufzend ihre Arme vor der Brust. Braunagel sah aus seinen Unterlagen auf und wartete, dass sie etwas sagte. Dabei fiel sein Blick auf den glänzend neuen Ring mit dem blauen Stein, den seine Chefin am linken Mittelfinger trug, und den er noch nie an ihr gesehen hatte. Gleichzeitig bemerkte er, dass sie heute ohnedies etwas anders aussah als sonst. Ihre fast schwarzen, kinnlangen Haare mit dem exakt geschnittenen Pony umrahmten im frisch gestylten Kleopatralook Zellers ovales, etwas blasses Gesicht mit den wachen, dunklen Augen. Braunagel stellte überrascht fest, dass seine Chefin auffallend hübsch geschminkt war. Er warf einen prüfenden Blick zu Schwarz hinüber, der wohl gerade dieselben Feststellungen gemacht haben musste, und ihm kaum merklich zunickte. ‚Die Zeller hat sich mit dem Staatsanwalt verlobt!’, fuhr ihm durch den Sinn, und er schmunzelte grimmig in sich hinein. Das konnte ja noch heiter werden. Die ließ ja gar nichts aus, um vorwärtszukommen.
    »Wenn Sie damit fertig sind, mich zu taxieren, hätte ich gerne noch gewusst, was Sie weiter unternehmen werden«, hörte er seine Chefin sagen. »Und: Ja, ich habe mich verlobt, aber das ist jetzt nicht Thema, und schon gar nicht Ihres.«
    »Glückwunsch!«, entfuhr es den beiden Männern gleichzeitig. Wobei Braunagel sich noch Gedanken darüber machte, ob er nur in Gegenwart dieser Frau, oder generell in der Nähe von Frauen im Gesicht stehen hatte, was in ihm vorging. Na, und wenn schon! Er kannte genügend Gründe, die ihn davon abhalten würden, Frauen der Kategorie Zeller weiteren Einblick in sein Inneres zu gewähren.
    Schwarz berichtete indes weiter, was sie von Karl Mauracher erfahren hatten, und informierte die Kommissariatsleiterin darüber, dass sie im Anschluss an die Besprechung nach Breitenkirchen fahren und sich mit Christoph Orthler unterhalten wollten. Braunagel zog dazu einige Seiten der ausgedruckten Mails zwischen Renate Kellermann und Julia Neubauer aus seiner Mappe und verwies auf die Stellen, die mit dem Winzer zu tun hatten.
    »Heute erst wollen Sie da hin?«, wollte Annemarie Zeller mit hochgezogenen Augenbrauen
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