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Eiswind - Gladow, S: Eiswind

Titel: Eiswind - Gladow, S: Eiswind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Gladow
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Jensen am Vorabend in Mecklenburg-Vorpommern festgenommen. Die Kassiererin einer Bäckerei hatte ihn aufgrund der Fahndungsfotos in der Zeitung erkannt und sofort die Polizei verständigt, als sie ihn vor ihrem Geschäft am Zeitungskiosk hatte stehen sehen.
    Dann war alles rasend schnell gegangen. Ein Streifenwagen war sofort vor Ort gewesen, und die Beamten hatten Jensen, da er keinen Widerstand leistete, problemlos festnehmen können. Am Morgen war er mit dem erstmöglichen Transport in das örtliche Untersuchungsgefängnis überstellt worden.
    Hauptkommissar Braun hatte Anna Lorenz nicht erreichen können. Er hatte ihr anbieten wollen, an der Vernehmung teilzunehmen, aber sie schien wie vom Erdboden verschluckt. Niemand hatte ihm sagen können, wo sie sich aufhielt, aber das war, angesichts der schlechten Besetzung der Geschäftsstellen, auch kein Wunder. Also hatte Braun ihr eine Nachricht hinterlassen,
bevor er Jensen in das Polizeipräsidium hatte bringen lassen. Hier dauerte die Vernehmung jetzt bereits zwei Stunden an.
    Alexander Jensen war müde und erschöpft. Vor ihm stand ein überquellender Aschenbecher. Die Luft war unerträglich stickig im Raum. Braun hatte absichtlich nicht gelüftet. Die Sauerstoffarmut unterstrich die Enge und Kargheit des Vernehmungszimmers. Er konnte förmlich spüren, dass die grauen Wände in Jensens Wahrnehmung immer dichter an diesen heranrückten. Jensen fühlte sich in die Enge getrieben und wirkte langsam mürbe. Sie hatten ihn nahezu dort, wo sie ihn haben wollten.
    »Ich habe es Ihnen doch gesagt«, stammelte Jensen verzweifelt, während er sich auf seinem Stuhl kauernd eine weitere Zigarette ansteckte. »Ich habe sie nicht getötet!«
    »Und ich fasse noch einmal zusammen«, gab Braun unmittelbar zurück. Er stand, die Arme auf den Vernehmungstisch gestützt, dem Beschuldigten direkt gegenüber und hielt beharrlich Augenkontakt.
    »Bis vor einer Stunde wollten Sie weder mit Frau Mertens gestritten haben noch am Tatort gewesen sein. Sie haben angegeben, der Hund sei zufällig wieder aufgetaucht, wobei Sie nicht einmal imstande waren, uns zu sagen, wo!«
    Er machte eine Pause, bevor er fortfuhr. »Als wir Ihnen vorgehalten haben, dass Ihre Nachbarin den Streit bemerkt hatte, wollten Sie dann plötzlich doch gestritten haben.« Braun nahm direkt gegenüber von
Alexander Jensen Platz. »Nachdem wir Ihnen dann eröffnet hatten, dass eine Zigarettenkippe von Ihnen am Tatort gefunden wurde, waren Sie dann angeblich auch rein zufällig dort.«
    »Das nennt man Salamitaktik«, schaltete sich nun Bendt ein. Er stand schräg hinter Alexander Jensen an die Wand gelehnt. Jetzt löste er sich mit einem Ruck und schritt durch den Raum, während er weitersprach.
    »Sie räumen scheibchenweise ein, was Sie nicht mehr bestreiten können.« Er sah Jensen herausfordernd an. »Sieht gar nicht gut aus für Sie«, sagte er dann und stützte sich nun seinerseits auf den Vernehmungstisch.
    Jensen wich seinem Blick aus. Er schien in seinem Stuhl immer kleiner zu werden. »Ich weiß, wie das aussieht«, jammerte er geradezu. »Aber ich habe sie nicht getötet! Zum hundertsten Mal, ich bin am Morgen wieder zur Wohnung gefahren. Nach unserem Streit am Abend habe ich mir erst mal in meiner Wohnung ein paar Bier hinter die Binde gekippt und versucht zu schlafen. Ich kam aber nicht richtig zur Ruhe, weil ich so wütend auf sie war. Ich bin dann wieder zu ihr gefahren und habe wer weiß wie lange vor ihrem Haus im Auto gesessen und mich gefragt, was ich ihr sagen soll, wenn ich zu ihr raufgehe. Da ich sie nicht nach Hause kommen sah, ist sie wohl schon wieder da gewesen und schlief bereits. Morgens kam sie dann irgendwann raus und stieg in ihr Auto. Ich bin ihr einfach hinterhergefahren. Mir war klar, dass sie zum Wald wollte. Ich weiß schließlich, in welchem Teil des Lauerholzes sie lief. Ich bin ihr nachgefahren
und habe eine Weile auf dem Parkplatz auf sie gewartet …«
    »Warum hätten Sie warten sollen?!«, unterbrach ihn Bendt. »Sie sagen doch selbst, Sie sind ihr sofort nachgefahren. Warum haben Sie sie nicht gleich angesprochen?«
    »Oder sie direkt vor der Tür abgefangen?«, ergänzte Braun.
    »Weil ich dachte«, fuhr Jensen resigniert fort, »dass es nicht schlecht wäre, wenn sie sich erst etwas abreagiert, verdammt!«
    Die beiden Kommissare verständigten sich mit einem Blick darauf, Jensen nicht sofort wieder ins Wort zu fallen.
    Er fuhr fort: »Ich dachte, wenn sie gelaufen ist, steht

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