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Eiszeit in Bozen

Eiszeit in Bozen

Titel: Eiszeit in Bozen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Burkhard Rueth
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stocherte wütend in ihren Kartoffeln herum. »Wir haben das
alles besprochen, stimmt. Mag auch sein, dass wir ab nächster Woche, wenn dein
Fasciani über uns geschrieben hat, ein volles Haus haben. Den Bericht heute in
der Zeitung zu lesen, hat trotzdem verdammt wehgetan.«
    Piero schenkte sich das zweite Glas ein, auch ihm waren Frust und
Enttäuschung deutlich anzumerken. »Geht mir genauso. Wir haben schon acht
Absagen für heute Abend. Ist ja klar, weshalb. Stadtbekannte Trattoria! Bis auf
ein paar Touristen, die zum ersten Mal hier sind, weiß jeder, wer damit gemeint
ist. Hoffentlich findest du Gianna bald und lochst diesen Hundesohn ein. Je
eher der Fasciani über uns schreibt, desto besser. Wenn du im Schweiße deines
Angesichts dein eigenes Restaurant hochgezogen hast, dann denkst du nicht immer
betriebswirtschaftlich. Was interessieren mich die Zahlen von morgen, wenn ich
heute sehe, dass kein Mensch kommt.« Er leerte sein Glas in einem Zug und
schenkte sich erneut nach.
    Vincenzo fühlte sich hundeelend. Gerade, als er zu einer
Beschwichtigungsrede ansetzen wollte, klingelte das Handy des Spielführers , das wie immer vor ihm auf dem Tisch lag.
Ausgerechnet jetzt! »Da muss ich dran, das ist er.«
    Mit dem Handy am Ohr ging er nach draußen.
    »Vincenzo, wie schön, deine Stimme zu hören. Wie geht es dir?«
    Freundlich säuselnd tönten die Worte aus dem Gerät.
    »Wie soll es mir gehen? Du hast mich gezwungen, meine eigenen Eltern
zu verraten. Ich habe es getan. Lass mich im Gegenzug dazu bitte mit Gianna
sprechen.«
    »Vincenzo, Vincenzo.« Stille.
    »Was ist los? Ich habe die Aufgabe gelöst oder etwa nicht? Wäre es
nicht angemessen, dass ich mich im Sinne gegenseitigen Vertrauens selbst davon
überzeugen kann, ob es meinem Einsatz, wie du sie nennst, gut geht?«
    »Vincenzo, du bist manchmal so entzückend naiv. Mit deinem Einsatz
sprechen! Niedlich. Das geht nicht, Vincenzo, tut mir leid. Du wirst mir bis
zum Ende unseres Spiels vertrauen müssen. Wenn ich dir sage, deinem Einsatz
geht es blendend, musst du mir glauben. Meinst du, in meiner Position hätte ich
es nötig, dich anzulügen? Außerdem habe ich das Gefühl, dass du meinen Brief
nicht gründlich gelesen hast. Kann das sein?«
    »Worauf willst du hinaus?«
    »Da stand eindeutig , Vincenzo. Eine eindeutige Nachricht in der ›Dolomiten‹. Ich konnte heute
nirgends den Namen da Piero finden. Was hast du dazu
zu sagen?« Er sprach weiterhin sanft und melodiös. Keine andere Tonlage hätte
besser zu dieser makabren Form des Sadismus gepasst.
    Ein Zorn, den er kaum zügeln konnte, kochte in Vincenzo hoch. »Was
soll das? Soll ich Aufgaben lösen oder Briefe interpretieren? Meine Eltern
sitzen in einer leeren Trattoria! Das dürfte reichen, oder?«
    Er vernahm ein paar tiefe Atemzüge. »Vincenzo, ich muss dich viel zu
oft daran erinnern, dass unser Spiel auf Höflichkeit und Respekt basiert. Wenn
du mich noch einmal dermaßen heftig angehst, erteile ich dir eine deftige
Strafe. Ich würde nicht sagen, dass du mich enttäuschst. Du machst deine Sache
recht ordentlich. Aber manchmal frage ich mich, wie viel dir dein Einsatz
wirklich bedeutet. Wenn ich bedenke, dass du mich von ein paar deiner
einfältigen Kollegen beobachten lassen wolltest. Derartiges Gebaren habe ich
wiederholt untersagt. Hast du allen Ernstes geglaubt, ich merke das nicht? Was
fällt dir zu deiner Entschuldigung ein?«
    Vincenzo verspürte ohnmächtige Wut. Er schloss für einen Moment die
Augen und stellte sich vor, dass Hans gerade in diesem Augenblick Gianna fand.
»Ich versuche alles, das kannst du mir glauben. Ich habe deinen Brief
wahrscheinlich nicht sorgfältig genug gelesen. Die Entscheidung, die Trattoria
im Auge zu behalten, stammt nicht von mir. Ich nehme an, du bist mit den
Grundsätzen unseres Rechtsstaates vertraut. Dann weißt du, dass ich keinen
Einfluss darauf hatte. Wie willst du damit umgehen?«
    »Gute Einstellung, Vincenzo! Ich liebe selbstbewusste Menschen! In
der Tat fällt eine Bewertung schwer, denn du hast einen Teil deiner Aufgabe
zufriedenstellend gelöst. Wir lösen das folgendermaßen: Sechs Punkte sind im
Falle deines Sieges zu vergeben. Gemäß der Spielregeln hast du verloren. Mir
stünden zehn Punkte zu. Doch ich anerkenne deine Bemühungen. Ich habe ein
salomonisches Urteil gefällt: Jeder erhält drei Punkte, eine faire Teilung.
Eine Strafe kann ich hingegen nicht abwenden. Sie ist notwendig, um dich auf
den nächsten Level

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