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Eiszeit in Bozen

Eiszeit in Bozen

Titel: Eiszeit in Bozen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Burkhard Rueth
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problemlos zum Lago di Fedaia bringen. Damit
wäre der Spuk vorbei, das perverse Spiel zu Ende. Die Polizei konnte sich dann
darauf konzentrieren, diesen Verbrecher zu fassen und den Feuerteufel wieder
aus dem Verkehr zu ziehen.
    Der andere Bergsteiger hatte ihn bemerkt, er hob die Hand und winkte
Valentin zu. Er winkte zurück, bedeutete dem untersetzten, kräftigen Mann, auf
ihn zu warten. Der blieb stehen, bis der Bergführer ihn erreicht hatte.
    »Grüß Gott«, begrüßte Valentin den fremden Bergsteiger, der überaus
freundlich war.
    »Grüß Gott! Ja, sag mal, bist du nicht der Hans Valentin?«
    Valentin war ein bescheidener, zurückhaltender Mensch, dem es am
liebsten war, wenn er auf seinen Touren nicht erkannt wurde. Diesmal hatte er
Pech. »Stimmt. Was machst du denn heute auf dem Gletscher? Es wird bald ein
ziemliches Wetter geben.«
    »Ach, ich kenne hier alles, gar kein Problem. Dass ich dich mal
persönlich kennenlerne! Hab dich oft bei Vorträgen gesehen und ein paar von
deinen Büchern gelesen. Die Skiabfahrt vom Mount Everest – Wahnsinn, hat mich
total beeindruckt.«
    Wenn der Mann ihn bewunderte, war er wahrscheinlich auch
auskunftsfreudig. »Danke. Aber woher kommst du denn und wie heißt du?«
    »Ich bin der Josef aus Tuntenhausen. Kannst Sepp zu mir sagen, das
machen alle meine Freunde. Warst du schon mal in Tuntenhausen?«
    Valentin räusperte sich. »Nicht, dass ich wüsste. Wo ist das?«
    »Wie?« Der Sepp sah ihn ungläubig an. »Du kennst Tuntenhausen nicht?
Das ist bei Rosenheim. Wir haben eine weltberühmte Wallfahrtsbasilika. Von da
aus kannst du sogar die Zugspitze sehen! Aber ich komme nicht direkt aus
Tuntenhausen, sondern aus Brettschleipfen, das ist ein Ortsteil von
Tuntenhausen. Dass du das nicht kennst!«
    »Wenn ich mal einen Vortrag in München oder Rosenheim habe, schau
ich vorbei. Versprochen. Aber sag mal, ist dir heute schon jemand begegnet?«
    Sepp war gerne bereit, dem berühmten Alpinisten Rede und Antwort zu
stehen. »Niemand außer dir.«
    Valentins Hoffnung, Sepp könne ihm weiterhelfen, zerschlug sich.
»Das dachte ich mir. Bei den Verhältnissen kommt kaum jemand hier hoch.«
    »Ach, heute ist es doch super. Letzte Woche war’s viel schlimmer.
War ich auch auf dem Gletscher. Weißt du, die Marmolata finde ich spitze. Dort
habe ich übrigens tatsächlich jemanden gesehen.«
    Sofort wurde Valentin hellhörig. »Wo, wann, wie sah er aus, war er
allein?«, sprudelte es aus ihm heraus, so schnell, dass selbst der gesprächige
Sepp aus Tuntenhausen überrascht war.
    »Meine Güte, du willst es aber genau wissen. Ein einzelner Skifahrer
auf dem Gletscher, am letzten Sonntag. Ist mir entgegengekommen, als ich
aufgestiegen bin. Der hatte einen Affenzahn drauf, hat nicht mal gegrüßt. Keine
Ahnung, wie der aussah, das konnte ich nicht sehen. Wieso fragst du mich das?
Vermisst du jemanden?«
    Valentin ließ die Frage unbeantwortet. Er verabschiedete sich mit
dem Hinweis, dass Sepp sich lieber an den Abstieg machen solle. Das Wetter sähe
wirklich nicht gut aus. Der erfahrene Bergführer unterstrich seine Einschätzung
mit einem fachkundigen Blick gen Himmel.
    Sepp hatte dennoch einen wichtigen Hinweis geliefert. Am Sonntag war
das Wetter zwar halbwegs stabil gewesen, aber es hatte am Tag zuvor heftig
geschneit. Es war unwahrscheinlich, dass sich an so einem Tag noch ein zweiter
so verrückter Bergsteiger wie der Sepp auf den Gletscher wagte. Valentin hatte
keine Zweifel, dass es Oberrautner war, der grußlos an Sepp vorbeigerauscht
war.
    Er näherte sich der schmalen, tiefen Querspalte, nahm den Rucksack
ab, packte das große Seil aus, fixierte es am Rand der Spalte. Minuten später
war er am Fuß der Spalte angekommen. Ein allmählich breiter werdender Pfad
führte abwärts auf eine Eiswand zu, in die diverse Gänge hineingingen. Kurz vor
der Wand behinderte eine weitere, gefährlich tiefe Kluft den Zugang zu dem schmalen
Pfad, der für Valentin von Interesse war. Über die Spalte war eine alte,
verrostete Leiter aus Eisen gelegt. Typisch Leo Handl, das war seine geniale
Handschrift. Vorsichtig robbte Valentin über die Leiter, in jedem Augenblick
bereit zum Sprung nach vorne, falls sie wegbrach. Doch die Leiter hielt. Seit
seiner letzten Expedition in den Gletscher waren einige Jahre verstrichen. Es
hatte sich erstaunlich wenig verändert. Neben seinen außergewöhnlichen
Fähigkeiten als Ingenieur hatte Handl offensichtlich auch über ein untrügliches
Gespür für die

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