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Eiszeit

Eiszeit

Titel: Eiszeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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als Lin Shenyang in Kanton auf dem chinesischen Festland geboren, kurz bevor Mao Tse-Tungs Revolution die Kuomintang-Regierung verdrängt und einen totalitären Staat errichtet hatte. Seine Familie hatte erst nach Taiwan fliehen können, als George sieben Jahre alt war. In diesen frühen Jahren war in Kanton etwas Gräßliches mit ihm geschehen, das ihn auf ewig traumatisiert und geformt hatte. Gelegentlich ließ er eine Anspielung darauf fallen, doch er weigerte sich beharrlich, direkt darüber zu sprechen, entweder, weil er nicht imstande war, sich mit dem Schrecken dieser Erinnerungen zu befassen — oder weil Brians Fertigkeiten als Journalist nicht ausreichten, ihm die Geschichte zu entlocken.
    »Beeil dich einfach«, drängte Lin. Sein Atem kondensierte zu Strängen kristallinen Garns, die vom Wind aufgetrennt wurden.
    Brian drückte auf den Auslöseknopf seiner Fotokamera.
    Der elektronische Blitz wurde von der Schneelandschaft zurückgeworfen, und Gestalten und Licht sprangen und tanzten mit solchen aus Schatten. Dann kehrte die tiefe Dunkelheit zurück und setzte sich wieder an den Rändern der Scheinwerfer fest.
    »Noch eins«, sagte Brian, »damit wir ...«
    Die Eisdecke hob sich abrupt und steil, wie der von Motorkraft bewegte Boden einer Geisterbahn. Er neigte sich nach rechts und links und stürzte dann unter ihm hinweg.
    Er fiel, prallte so heftig auf das Eis, daß selbst die schwere Polsterung seiner isolierten Kleidung ihn nicht vollständig schützte. Der schmerzhafte Aufschlag schüttelte seine Knochen durcheinander, als wären sie I-Ging -Stäbchen, die in einer Metallschale schepperten. Das Eis hob sich wieder, erzitterte und bäumte sich auf, als wolle es ihn unbedingt vom Rand der Erde und ins All schleudern.
    Eins der abgestellten Schneemobile stürzte nur ein paar Zentimeter neben seinem Kopf auf die Seite, und scharfe Eissplitter explodierten in seinem Gesicht, glitzernde Nadeln, die in seine Haut stachen und kaum seine Augen verschonten. Die Skiuntersätze des Fahrzeugs klapperten leise und erzitterten, als wären sie Anhängsel eines Insekts, und dann wurde der Motor abgewürgt.
    Benommen, schockiert, mit rasendem Herzschlag hob Brian vorsichtig den Kopf und sah, daß das Funkgerät noch fest verankert war. Breskin und Lin lagen im Schnee, waren wie Puppen herumgeschleudert worden. Ihm selbst war es kaum besser ergangen. Brian wollte sich erheben, wurde aber erneut von den Füßen gerissen, als die Einöde einen noch heftigeren Satz als beim ersten Mal machte.
    Gunvalds unterseeisches Erdbeben war also hierhergekommen.
    Brian versuchte sich in einer flachen Senke im Eis festzuhalten und zwischen den natürlichen Konturen zu verkeilen, damit er nicht gegen die Schneemobile oder das Funkgerät geworfen wurde. Offensichtlich glitt ein gewaltiger Tsunami direkt unter ihnen hinweg, Hunderte von Millionen von Kubikmetern Wasser, die sich mit dem rachsüchtigen Zorn und der Stärke eines wütenden Gottes erhoben, der aus Jahrtausende währendem Schlaf erwachte.
    Zwangsläufig würden weitere Wellen noch immer beträchtlicher, aber sich vermindernder Stärke folgen, bevor die Eishülle sich stabilisierte.
    Das umgestürzte Schneemobil drehte sich auf der Seite um die eigene Achse. Die Strahlen der Scheinwerfer glitten zweimal über Brian hinweg und warfen Schatten wie vom Wind gepeitschte Blätter, die aus wärmeren Breiten herangeweht worden waren, bevor sie dann verharrten und die beiden anderen Männer erhellten.
    Hinter Roger Breskin und George Lin riß das Eis plötzlich mit einem ohrenbetäubenden Knall und klaffte wie ein scharfkantiges, dämonenhaftes Maul auf. Die Welt brach förmlich auseinander.
    Brian rief eine Warnung.
    Roger ergriff einen der großen Stahlnägel, die das Funkgerät ans Eis hefteten, und hielt sich mit beiden Händen fest.
    Das Eis hob sich ein drittes Mal. Das weiße Feld kippte zu einem neuen, klaffenden Abgrund hinüber.
    Obwohl Brian verzweifelt versuchte, sich zu verkeilen, glitt er aus der Senke, in der er Schutz gesucht hatte, als gäbe es nicht die geringste Reibung zwischen ihm und dem Eis. Er schoß auf die Spalte zu, griff nach dem Funkgerät, an dem er vorbeirutschte, prallte heftig gegen Roger Breskin und hielt sich entschlossen fest.
    Roger rief irgendetwas über George Lin, doch das Heulen des Windes und das Grollen des brechenden Eises machte seine Worte unverständlich.
    Durch die schneeverschmierte Brille blinzelnd und nicht bereit, das Funkgerät

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