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Eiszeit

Eiszeit

Titel: Eiszeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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zu und beugte sich näher zu Pete. »Ich habe mich an einem davon festgehalten. Es hat sich nicht gedreht. Aber weshalb fragst du das?«
    »Hör mir mal zu. In welche Richtung standen die Schneemobile vor dem Tsunami mit den Schnauzen?«
    »Nach Osten.«
    »Bist du sicher?«
    »Absolut.«
    »Ich erinnere mich auch daran. Nach Osten.«
    Ihr Atem sammelte sich in dem abgeschirmten Raum zwischen ihnen, und Pete fuhr mit der Hand durch die Kristalle, um sie zu zerstreuen. Er biß sich auf die Unterlippe. »Habe ich dann den Verstand verloren, oder was ist los?«
    »Warum?«
    »Na ja, zum einen ...« Er tippte auf die Plexiglasoberfläche des Kompasses, der vor dem Windschutzschild an der Motorhaube des Schneemobils befestigt war.
    Harry warf einen Blick auf den Kompaß. Der Nadel zufolge stand das Schneemobil mit der Schnauze in südliche Richtung; es mußte sich also um neunzig Grad gedreht haben, als das Eis von den seismischen Wellen erschüttert worden war.
    »Das ist noch nicht alles«, sagte Johnson. »Als wir das Ding hier abgestellt haben, hat der Wind von hinten und vielleicht ein wenig von links gegen das Schneemobil geweht. Ich erinnere mich noch genau, daß er gegen die Rückseite des Schlittens gehämmert hat.«
    »Ich erinnere mich auch daran.«
    »Und jetzt weht er von der Seite, von meiner rechten Seite, wenn ich hinter der Lenkstange sitze. Das ist ein verdammt großer Unterschied. Aber bei einem Blizzard ist der Wind stets beständig. Er ändert seine Richtung nicht in ein paar Minuten um neunzig Grad. Das tut er einfach nicht, Harry. Das tut er nie.«
    »Aber wenn der Wind sich nicht gedreht und das Schneemobil sich nicht bewegt hat, heißt das, daß das Eis, auf dem wir sind ...«
    Er hielt inne.
    Beide schwiegen.
    Keiner von ihnen wollte seine Furcht in Worte kleiden.
    Schließlich beendete Pete den Gedanken: »... muß sich das Eis um ein volles Kompaßviertel gedreht haben.«
    »Aber wie ist das möglich?«
    »Ich hätte da eine bestimmte Idee.«
    Harry nickte zögernd. »Ja, ich auch.«
    »Nur eine Erklärung ist logisch.«
    »Wir sehen lieber mal auf dem Kompaß auf meinem Fahrzeug nach.«
    »Wir stecken tief in der Scheiße, Harry.«
    »Das Leben ist kein Rosengarten«, pflichtete Harry ihm bei.
    Sie eilten zu dem zweiten Fahrzeug, und der frische Schnee knirschte und quietschte unter ihren Stiefeln.
    Pete schlug auf die Plexiglasoberfläche des Kompasses. »Der hier zeigt auch nach Süden.«
    Harry wischte seine Brille ab, sagte aber nichts. Ihre Lage war so schrecklich, daß er sie nicht in Worte kleiden wollte, als könne der schlimmste Fall erst dann eintreten, wenn einer von ihnen davon sprach.
    Pete schaute in die ungastliche Einöde hinaus, die sie umgab. »Wenn der verdammte Wind auffrischt und die Temperatur weiterhin fällt... und sie wird fallen ... wie lange können wir dann hier draußen überleben?«
    »Mit unseren derzeitigen Vorräten nicht mal einen Tag.«
    »Die nächste Hilfe ...«
    »... wären diese UNO-Trawler.«
    »Aber die sind dreihundert Kilometer weit weg.«
    »Dreihundertundfünfzig.«
    »Und sie werden nicht nach Norden in einen gewaltigen Sturm fahren, nicht bei so vielem Treibeis, dem sie ausweichen müssen.«
    Beide schwiegen wieder. Das Kreischen des Windes, das an den Schrei einer Todesfee erinnerte, füllte ihr Schweigen aus. Furien aus aufgepeitschtem Schnee brannten auf den freiliegenden Teilen von Harrys Gesicht, obwohl seine Haut von einer Schicht Vaseline geschützt wurde.
    »Und was nun?« sagte Pete schließlich.
    Harry schüttelte den Kopf. »Nur eins steht fest. An diesem Nachmittag werden wir nicht mehr nach Edgeway zurückfahren.«
    Claude Jobert kam gerade noch so rechtzeitig zu ihnen, daß er den letzten Wortwechsel aufschnappte. Obwohl der untere Teil seines Gesichts von einer Schneemaske bedeckt war und seine Augen hinter der Brille nur undeutlich auszumachen waren, war seine Beunruhigung unmißverständlich. Er legte eine Hand auf Harrys Arm. »Was ist los?«
    Harry sah Pete an.
    »Diese Wellen ...«, sagte Pete zu Claude. »Sie haben den Rand des Eisfeldes aufgebrochen.«
    Der Franzose verstärkte seinen Griff um Harrys Arm.
    Obwohl er seinen eigenen Worten einfach nicht glauben wollte, sagte Pete: »Wir treiben auf einem Eisberg.«
    »Das ist doch unmöglich«, sagte Claude.
    »Noch nie dagewesen, aber es stimmt«, sagte Harry. »Mit jeder Minute entfernen wir uns weiter von der Station ... und geraten tiefer in diesen Sturm.«
    Claude ließ

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