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Eiszeit

Eiszeit

Titel: Eiszeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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sich nur zögernd von der Wahrheit bekehren. Er sah von Harry zu Pete und schaute dann in die abstoßende Landschaft hinaus, als hoffe er, dort etwas zu entdecken, womit er widerlegen konnte, was sie ihm gesagt hatten. »Ihr könnt euch nicht sicher sein.«
    »Völlig sicher«, widersprach Pete.
    »Aber unter uns ...«, sagte Claude.
    »Ja.«
    »Diese Bomben ...«
    »Genau«, sagte Harry. »Diese Bomben.«

ZWEITER TEIL - DAS SCHIFF

13:00 Uhr - DETONATION IN ELF STUNDEN
     
     
     Eins der Schneemobile lag auf der Seite. Der Sicherungsautomat hatte den Motor abgeschaltet, als das Fahrzeug umgekippt war; daher hatte es kein Feuer gegeben. Das andere Schneemobil stand schräg an einem niedrigen Eisblock. Die vier Scheinwerfer teilten den Schneevorhang, erhellten nichts, zeigten fort von der Spalte, in die George Lin gestürzt war.
     
    Obwohl Bryan Dougherty überzeugt war, daß jede Suche nach dem Chinesen reine Zeitverschwendung war, kroch er zu dem neuen Abgrund und lugte über den schroffen Rand der Spalte. Roger Breskin gesellte sich zu ihm, und sie lagen nebeneinander und spähten in eine schreckliche Dunkelheit hinab.
    Brian zog sich der Magen zusammen. Er versuchte, die Metallspitzen seiner Stiefel in das eisenharte Eis zu bohren, und krallte sich an der flachen Oberfläche fest. Sollte ein weiterer Tsunami die Welt erneut zum Tanzen bringen, würde er vielleicht in den Abgrund geschleudert werden.
    Roger richtete die Taschenlampe auf die andere Seite der Spalte. Außer fallendem Schnee enthüllte der gelbe Strahl rein gar nichts. Das Licht verschwand in totaler Dunkelheit.
    »Das ist keine Spalte«, sagte Brian. »Es ist eine verdammte Schlucht!«
    »Das auch nicht.«
    Der Strahl bewegte sich langsam hin und her. Dort befand sich nichts. Überhaupt nichts. Weniger konnte auch kein Astronaut sehen, wenn er aus einem Bullauge ins leere Weltall schaute.
    Brian war völlig verwirrt. »Das verstehe ich nicht.«
    »Wir wurden vom Haupteisfeld getrennt«, erklärte Roger mit charakteristischem, aber nichtsdestoweniger bemerkenswertem Gleichmut.
    Brian brauchte einen Augenblick, um diesen Satz und seine volle Bedeutung zu verdauen. »Getrennt... Du meinst, wir treiben?«
    »Ein Schiff aus Eis.«
    Der Wind wehte eine halbe Minute lang so heftig, daß Brian sich kein Gehör verschaffen konnte, selbst wenn er aus voller Lunge gebrüllt hätte. Die Schneeflocken stachen so emsig und wütend wie ein Bienenschwarm auf die freiliegenden Teile seines Gesichts ein, und er schob die Schneemaske hoch, um Mund und Nase zu bedecken.
    Als die Bö endlich nachließ, rutschte Brian zu Roger Breskin hinüber. »Was ist mit den anderen?«
    »Sie könnten auch auf diesem Eisberg sein. Aber hoffen wir, daß sie noch auf sicherem Eis sind.«
    »Gott im Himmel.«
    Roger wandte die Taschenlampe von der Dunkelheit ab, in der sie die andere Seite einer Spalte zu finden gehofft hatten. Der schmale Strahl glitt hinab und in die entsetzliche Leere.
    Sie konnten die Unterseite der Klippe, die direkt vor ihnen abfiel, nur sehen, wenn sie sich vorwärts schoben und teilweise über dem Abgrund hingen. Keiner von ihnen war bereit, sich diesem gewaltigen Risiko auszusetzen.
    Das fahle Licht zog nach links und rechts und berührte dann die unruhige, schwarze, nicht gefrorene See, die fünfundzwanzig oder dreißig Meter unter ihnen tobte. Flache Eisplatten, unregelmäßig geformte Klötze, knotige Flöße und feine, sich ständig verändernde Borten aus Eis hüpften und wirbelten in den tiefen Wellentälern des kalten, dunklen Wassers und krachten auf den Kämmen der Wellen zusammen. Wenn das Licht sie berührte, funkelten sie wie Diamanten, die man auf schwarzem Samt ausgebreitet hatte.
    Wie hypnotisiert von dem Chaos, das die Taschenlampe enthüllte, schluckte Brian schwer. »George ist ins Meer gestürzt«, sagte er. »Er ist tot.«
    »Vielleicht auch nicht.«
    Diese Hoffnung konnte Brian nicht teilen. Das flaue Gefühl im Magen hatte sich zu handfester Übelkeit gesteigert.
    Sich mit den Ellbogen über das Eis drückend, schob Roger sich vor, bis er über den Rand und direkt hinab zum Fuß des Abgrunds schauen konnte.
    Trotz seiner Übelkeit — und trotz der Befürchtung, ein weiterer Tsunami könnte unter ihnen hinweggleiten und ihn in George Lins Grab schleudern — schloß Brian zu Roger auf.
    Das Licht der Taschenlampe fand die Stelle, an der ihre Eisinsel das Meer berührte. Die Klippe tauchte nicht sauber ins Wasser. An ihrem unteren Ende

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