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Eiszeit

Eiszeit

Titel: Eiszeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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sich unter Einsatz seiner Arme und Beine ohne Rogers Hilfe hinaufstemmen.
    Er rappelte sich auf und machte ein paar unsichere Schritte in die Richtung, in der er die Scheinwerfer des Schneemobils sah. Seine Knöchel und Schenkel schmerzten, aber der Muskelkater würde nachlassen, wenn er sich bewegte. Er hatte die Aktion praktisch unverletzt überstanden. »Unglaublich«, sagte er und löste die Knoten, die das Geschirr zusammenhielten. »Unglaublich.«
    »Wovon sprichst du?« fragte Roger, als er zu ihm kam.
    »Ich hatte nicht erwartet, daß ich es schaffe.«
    »Du hast mir nicht vertraut?«
    »Das war es nicht. Ich hatte befürchtet, das Seil würde reißen oder der Vorsprung auseinanderbrechen, oder sonst was ...«
    »Irgendwann wirst du sterben«, sagte Roger, und seine tiefe Stimme klang fast theatralisch. »Aber das war nicht der richtige Zeitpunkt und der richtige Ort dafür.«
    Brian war genauso erstaunt, diese philosophische Äußerung von Roger Breskin zu hören, wie er es gewesen war, als er erfahren hatte, daß der Mann Furcht kannte.
    »Wenn du nicht verletzt bist, machen wir uns lieber auf den Weg.«
    Dougherty rieb sich die pochenden Schultern. »Was jetzt?«
    »Wir richten das zweite Schneemobil auf und stellen fest, ob es noch funktioniert.«
    »Und dann?«
    »Suchen wir das provisorische Lager. Tun uns mit den anderen zusammen.«
    »Und wenn das Lager nicht auf dem Eisberg ist?«
    Roger hatte die Frage nicht gehört. Er hatte sich bereits umgedreht und schritt auf das umgestürzte Schneemobil zu.
     
    Die Kabine des übriggebliebenen Schneemobils bot nur zwei Personen Platz; daher hatte Harry sich entschlossen, in dem offenen Anhänger mitzufahren. Claude hätte ihm seinen Sitz überlassen, und Pete Johnson beharrte darauf, den Platz hinter der Lenkstange aufzugeben, als sei es angenehmer, in dem Anhänger mitzufahren, obwohl es durchaus tödlich sein könnte, sich dort offen der Kälte auszusetzen. Harry hatte sie unterbrochen und sich auf seine Stellung berufen, um den schlechtesten Platz einnehmen zu können.
    Der Anhänger enthielt die fünfzig Quadratzentimeter große Heizplatte und das Stahlfaß, in dem sie Schnee geschmolzen hatten, um Wasser zu bekommen, mit dem sie die Sprenglöcher füllen konnten. Sie kippten das Faß vom Anhänger und rollten es aus dem Weg; der Wind erfaßte es und jagte es in die Nacht davon, und nach ein paar Sekunden verblich das hohle Scheppern in der kakophonischen Symphonie des Sturms. Die Heizplatte war klein, und da sie ihnen später einmal nützlich sein könnte, verstaute Claude sie in der Kabine.
    Zehn oder zwölf Zentimeter Schnee hatten sich auf der Ladefläche des Anhängers aufgehäuft, und an den sechzig Zentimeter hohen Einfassungen hatten sich kleine Verwehungen gebildet. Harry fegte den Schnee mit den Händen hinaus.
    Der Sturm stöberte hinter ihnen und jaulte wie Apatschen in einem Western, wehte unter den Anhänger und ließ ihn auf dem Eis leicht auf und ab springen.
    »Ich bin immer noch der Ansicht, du solltest fahren«, sagte Pete, als der Wind etwas nachließ.
    Harry hatte den Anhänger fast gänzlich vom Schnee befreit. »Ich habe meinen Schlitten glatt in eine Eisspalte gesetzt, und du willst mir deinen anvertrauen?«
    Pete schüttelte den Kopf. »Mann, weißt du, was mit dir nicht stimmt?«
    »Mir ist kalt, und ich habe Angst.«
    »Das nicht.«
    »Na ja, ich habe mir doch echt seit Wochen nicht mehr die Zehennägel geschnitten. Aber das dürftest du eigentlich nicht wissen können.«
    »Ich meine, was in deinem Kopf nicht stimmt.«
    »Dies ist nicht gerade der beste Zeitpunkt für die Durchführung einer Psychoanalyse, Pete. Mein Gott, ihr Kalifornier seid aber geradezu besessen von Therapien.« Harry wischte den letzten Schnee vom Anhänger. »Vermutlich bist du der Ansicht, ich wolle mit meiner Mutter schlafen ...«
    »Harry...«
    »... oder meinen Vater umbringen.«
    »Harry...«
    »Na ja, wenn du das glaubst, wüßte ich nicht, wie wir noch länger Freunde sein können.«
    »Du hast einen Heldenkomplex«, sagte Pete.
    »Weil ich darauf bestehe, auf dem Anhänger mitzufahren?«
    »Ja. Wir sollten Strohhalme ziehen.«
    »Das ist keine Demokratie.«
    »Es wäre nur fair.«
    »Warte, damit ich dich nicht mißverstehe — du bestehst darauf, im Autobus hinten zu sitzen?«
    Pete schüttelte den Kopf und versuchte, ernst dreinzuschauen, konnte ein Lächeln aber nicht unterdrücken. »Weißer Narr.«
    »Und ich bin stolz darauf.«
    Harry drehte

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