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Eiszeit

Eiszeit

Titel: Eiszeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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haben.
     
    Aber er wußte nicht, wie er es anstellen sollte. Mit achtunddreißig Jahren, davon acht Jahre Universitätsstudium, hatte er viel zu viele Stunden mit akademischen Beschäftigungen verbracht und viel zu wenige mit dem Studium des Rituals, mit dem man um eine Frau warb.
    Das Programm dieses Abends beinhaltete eine Filmstudie der großen UNO-Projekte innerhalb des Geophysikalischen Jahres, ein Bankett und eine Nachtklubvorstellung mit anschließendem Tanz, zu dem eine zwölfköpfige Kapelle aufspielte. Normalerweise wäre er nur zu der Filmvorführung gegangen, wenn überhaupt. Aber es bestand eine gute Chance, daß er Rita Marzano auf einer der gesellschaftlichen Veranstaltungen begegnen würde.
    Sie war die letzte in der Schlange vor dem Kinosaal des Hotels, in dem der Film gezeigt wurde. Sie schien allein zu sein und lächelte, als sie ihn sah.
    »Ich habe Sie den ganzen Tag lang gesucht«, sagte er mit einer Offenheit, die ihn selbst am meisten überraschte. Er hoffte, daß sie nicht bemerkte, wie er errötete.
    »Ich habe mich gelangweilt und bin einkaufen gegangen. Gefällt Ihnen mein neues Kleid?«
    Das Kleid war knöchellang, langärmlig, grün mit beigefarbenen Knöpfen. Der Farbton entsprach dem ihrer Augen, während ihr kastanienbraunes Haar im Gegensatz dazu heller wirkte. Der Ausschnitt enthüllte ein Dekollete, das für einen trockenen wissenschaftlichen Kongreß ungewöhnlich war, und unter dem anschmiegsamen, seidigen Stoff konnte er verschwommen die Umrisse ihrer Brustwarzen ausmachen. Mit etwas Mühe hätte sie ihn in einen Trancezustand versetzen können, wie eine Flöte eine Kobra hypnotisierte.
    »Es gefällt mir«, sagte er und versuchte, sie nicht allzu offen anzustarren.
    »Warum haben Sie den ganzen Tag lang nach mir gesucht?«
    »Na ja, wegen des Buches natürlich. Ich wollte mit Ihnen darüber sprechen, falls Sie eine Minute Zeit haben.«
    »Eine Minute?«
    »Oder eine Stunde.«
    »Oder einen Abend?«
    Verdammt, er errötete schon wieder. Er kam sich vor wie ein Farmersjunge aus Indiana. »Na ja ...«
    Sie betrachtete die Schlange vor dem Eingang, drehte sich wieder zu Harry um und grinste. »Wenn wir auf den Film verzichten, können wir uns den ganzen Abend lang unterhalten.«
    »Interessiert der Film Sie nicht?«
    »Nein. Außerdem wird das Abendessen schrecklich sein. Die Kabarettvorstellung wird zu konventionell ausfallen. Und die Kapelle wird schief spielen.«
    »Essen wir gemeinsam zu Abend?«
    »Das wäre schön.«
    »Zuerst ein paar Drinks bei Deux Magots?«
    »Wunderbar.«
    »Zum Essen ins Laperouse?«
    Sie runzelte die Stirn. »Das ist ziemlich teuer. Sie müssen mich nicht erster Klasse ausführen. Ich bin mit Bier genauso zufrieden wie mit Champagner.«
    »Das ist eine ganz besondere Gelegenheit. Wenn nicht für Sie, dann zumindest für mich.«
    Das Abendessen war perfekt. Nirgendwo in Paris war die Atmosphäre romantischer als im oberen Stockwerk des Laperouse. Die niedrige Decke und die Gemälde auf den von Rissen durchzogenen Wänden ließen das Restaurant warm und behaglich wirken. Von ihrem Tisch aus hatten sie einen Blick auf die Stadt, über die sich die Nacht gesenkt hatte, und unter ihnen lag der mit Lichtern gespickte, ölige Fluß und mutete an wie das fallengelassene schwarze Seidenhalstuch eines Riesen aus dem Märchenbuch. Sie aßen makellose oie rotie aux pruneaux, und zum Nachtisch gab es winzige zarte Erdbeeren in einer perfekten Zabaglione. Während des Dinners entfaltete sich ein endloser Gesprächsfluß, und ihnen war von Anfang an so wohl zumute wie zwei Freunden, die schon seit einem Jahrzehnt regelmäßig miteinander speisten. Als sie mit der gebratenen Gans fast fertig waren, fiel Harry auf, daß sie noch gar nicht über ihr Buch gesprochen hatten, sondern über Kunst, Literatur, Musik, das Kochen und zahlreiche andere Themen, ohne daß es ihnen je an Worten mangelte. Als er seinen Kognak austrank, wurde ihm bewußt, daß er den Abend noch nicht so schnell zu Ende gehen lassen wollte.
    Sie teilte sein Zögern. »Beim Abendessen waren wir Franzosen. Jetzt können wir Touristen sein.«
    »Was haben Sie im Sinn?«
    Der Crazy Horse Saloon war ein Großangriff auf die Sinne. Die Gäste waren Amerikaner, Deutsche, Schweden, Italiener, Japaner, Araber, Engländer, Griechen, sogar ein paar Franzosen waren darunter, und ihre Gespräche verflochten sich zu einer lautstarken Geräuschkulisse, die oft von Gelächter unterbrochen wurde. Die Luft war schwer

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