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Eiszeit

Eiszeit

Titel: Eiszeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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diesem Hotelzimmer in Paris. Dann hob er den Kopf und sah, daß sie direkt auf ein verschwommenes gelbes Licht zufuhren, das in den Schneeflocken funkelte und träge auf dem Eis schimmerte. Er richtete sich auf Hände und Knie auf und bereitete sich drauf vor, in dem Augenblick, da sie anhielten, von dem Anhänger zu springen.
    Pete Johnson steuerte das Schneemobil an dem vertrauten Eisplateau entlang und in das Becken hinab, in dem die Iglus errichtet worden waren. Die aufblasbaren Gebilde waren in sich zusammengestürzt, von gewaltigen Eisplatten zerschmettert.
    Aber der Motor eines Schneemobils lief. Die Scheinwerfer des Fahrzeugs leuchteten, und zwei Menschen in arktischer Schutzkleidung standen daneben und winkten.
    Einer davon war Rita.
     
    Harry schwang sich von dem Anhänger, während das Schneemobil noch in Bewegung war. Er fiel in den Schnee, rollte sich ab, rappelte sich auf und lief zu ihr.
     
    »Harry!«
    Er packte sie, hob sie fast über den Kopf, setzte sie wieder ab, zog seine Schneemaske herunter und wollte etwas sagen und konnte nicht sprechen und umarmte sie statt dessen.
    »Bist du verletzt?« sagte sie schließlich mit zitternder Stimme.
    »Nasenbluten.«
    »Mehr nicht?«
    »Es hat schon wieder aufgehört. Und du?«
    »Nur verängstigt.«
    Er wußte, daß sie stets gegen ihre Furcht vor Schnee, Eis und Kälte ankämpfte, und bewunderte unablässig ihre unerschütterliche Entschlossenheit, sich ihren Phobien zu stellen und ausgerechnet in dem Klima zu arbeiten, das sie vor die härteste Prüfung stellte. »Diesmal hast du guten Grund dazu«, sagte er. »Hör zu, weißt du, was wir machen, wenn wir von diesem verdammten Eisberg herunterkommen?«
    Sie schüttelte den Kopf und schob ihre beschlagene Brille hoch, damit er ihre wunderschönen grünen Augen sehen konnte. Sie waren ganz groß vor Neugier und Freude.
    »Wir fahren nach Paris«, sagte er zu ihr.
    »Und gehen ins Crazy Horse«, sagte sie grinsend.
    »Und wohnen im George V.«
    »In einem Zimmer mit Blick auf den Garten.«
    »Und einer Flasche Moet.«
    Er zog seine Brille ebenfalls hinauf, und sie küßten sich.
    Pete Johnson legte eine Hand auf Harrys Schulter. »Nimm auf die Rücksicht, deren Frauen keine Erfrierungen mögen«, sagte er. »Und hast du nicht gehört, was ich gerade gesagt habe? Die ganze Bande ist hier, habe ich gesagt.« Er zeigte auf zwei Schneemobile, die durch den Schnee auf sie zurasten.
    »Roger, Brian und George«, sagte Rita mit offensichtlicher Erleichterung.
    »Muß wohl so sein«, sagte Johnson. »Unwahrscheinlich, daß uns hier draußen ein paar Fremde über den Weg laufen.«
    »Die ganze Bande ist hier«, stimmte Harry ihm zu. »Aber wohin, in Gottes Namen, geht sie jetzt?«

13:32
     
    Am vierzehnten Tag einer hunderttägigen elektronischen Spionagemission erreichte das russische Atom-U-Boot Ilja Pogodin planmäßig den ersten Überwachungsposten. Der Kapitän, Nikita Gorow, befahl den Männern im Steuerraum, das Schiff in der schwachen südöstlichen Strömung nordwestlich der Jan-Meyen-Insel, vierzig Meilen vor der Küste Grönlands und einhundert Fuß unter der stürmischen Oberfläche des Nordatlantiks, auf Position zu halten.
    Die Ilja Pogodin war nach einem offiziellen Helden des Sowjetvolks benannt worden, damals noch, bevor die korrupte Bürokratie Bankrott gemacht hatte und der totalitäre Staat unter der Last seiner eigenen Unfähigkeit und Bestechlichkeit zusammengebrochen war. Der Name des Schiffes war nicht geändert worden; zum Teil, weil die Marine traditionsbewußt war, zum Teil, weil die neue Quasi-Demokratie noch zerbrechlich war und man darauf achten mußte, die verbitterten und möglicherweise mörderisch gefährlichen Parteimitglieder der alten Garde nicht zu beleidigen, die man von ihren Machtpositionen vertrieben hatte, aber die eines Tages vielleicht zurückkehren würden, um die ›Umerziehungs-‹ und Vernichtungslager neu zu eröffnen; und zum Teil, weil Rußland nun so furchtbar arm und vom Marxismus und von Heerscharen von Politikern, die nur in die eigene Tasche gewirtschaftet hatten, dermaßen in den Bankrott getrieben worden war, daß das Land einfach keine Geldmittel erübrigen konnte, um neue Namen auf Schiffshüllen zu lackieren oder die Register in bezug auf solche Umbenennungen zu verändern.
    Gorow konnte nicht einmal dafür sorgen, daß sein Schiff ausreichend gewartet wurde. In diesen kritischen Tagen nach dem Sturz des Reiches machte er sich zu große Sorgen um die

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