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Eiszeit

Eiszeit

Titel: Eiszeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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zu übertragen. Das Schiff lag zur planmäßigen Überholung und zum Einbau einiger neuer, moderner elektronischer Überwachungsgeräte im Trockendock von Kaliningrad. Er nahm den Dienst wieder auf, überwachte die Installation der Überwachungsausrüstung und nahm Mitte Dezember mit dem U-Boot eine vierzehntägige Testfahrt in der Ostsee vor.
    Am Neujahrstag war er mit Anja in Moskau, aber sie fuhren nicht in die Innenstadt. In Rußland ist dies ein Feiertag für die Kinder. Überall waren Jungen und Mädchen zu finden: in den Puppentheatern, dem Ballett, den Kinos, auf den Straßenfesten und in den Parks. Sogar das Kremlgelände stand ihnen an diesem Tag offen. Und an jeder Ecke plauderten diese Kinder glücklich von den Geschenken und den Pfefferkuchenmännern, die Ded Moroz — Väterchen Frost — ihnen gebracht hatte. Obwohl Nikita und Anja zusammen waren und jeder den anderen stützte, hätten sie diesen Anblick nicht ertragen können. Sie verbrachten den gesamten Tag in ihrer Dreizimmerwohnung. Sie schliefen zweimal miteinander. Anja kochte Tschebureki, fritierte armenische Fleischpasteten, und sie spülten das Essen mit einer beträchtlichen Menge an süßem Algeschat herunter.
    Er schlief im Nachtzug nach Kaliningrad. Die schaukelnde Bewegung und das rhythmische Klappern des Zuges brachten nicht den reinen, traumlosen Schlaf, den er erhofft hatte. Er wachte zweimal mit dem Namen seines Sohnes auf den Lippen auf, die Hände zu Fäusten geballt, mit kaltem Schweiß auf seinem Gesicht.
    Nichts ist schrecklicher für Eltern, als ihr Kind zu überleben. Die natürliche Ordnung schien auf den Kopf gestellt worden zu sein.
    Am zweiten Januar war er mit der Ilja Pogodin zu einer einhunderttägigen Spionagemission in See gestochen. Er hatte sich auf vierzehn Wochen unter dem Nordatlantik gefreut, denn dies schien eine gute Gelegenheit und ein guter Ort zu sein, um sich von seiner anhaltenden Trauer und seiner unerschütterlichen Schuld loszusprechen.
    Doch Nikki hatte ihn weiterhin des Nachts besucht, war durch die dunklen Abgründe der See und durch die noch tiefere Dunkelheit in Gorows Verstand zu ihm gekommen und hatte die vertrauten Fragen gestellt, auf die es keine Antwort gab: Warum hast du mich im Stich gelassen, Vater? Warum bist du nicht zu mir gekommen, als ich dich gebraucht habe, als ich Angst hatte und nach dir rief? Hat dir nichts daran gelegen, Vater, hat dir nicht an mir gelegen? Warum hast du mir nicht geholfen? Warum hast du mich nicht gerettet, Vater? Warum? Warum?
     
    Jemand klopfte leise gegen die Kabinentür. Wie ein schwacher Ton, der in der bronzenen Aushöhlung einer Glocke schwang, hallte das Klopfen leise in dem kleinen Raum.
    Gorow kehrte aus der Vergangenheit zurück und schaute von dem Foto in dem silbernen Rahmen hoch. »Ja?«
    »Timoschenko, Herr Kapitän.«
    Nikita stellte das Bild wieder auf den Schreibtisch und drehte sich um. »Kommen Sie herein, Leutnant.«
    Die Tür öffnete sich, und Timoschenko sah ihn an. »Wir haben einige Nachrichten abgefangen, die Sie lesen sollten.«
    »Worum geht es?«
    »Um diese Forschungsgruppe der Vereinten Nationen. Sie nennen ihre Basis Station Edgeway. Sie erinnern sich?«
    »Natürlich.«
    »Nun, sie stecken in Schwierigkeiten.«

14:46
     
     
    Harry Carpenter befestigte die Stahlkette an einem Karabiner und den Karabiner an der Anhängerkupplung an der Rückseite des Schneemobils. »Jetzt brauchen wir nur noch etwas Glück.«
     
    »Es wird halten«, sagte Claude und tätschelte die Kette. Er kniete neben Harry auf dem Eis, den Rücken dem Wind zugedreht.
    »Ich befürchte auch nicht, daß sie reißen wird«, sagte Harry, erhob sich müde und streckte sich.
    Die Kette wirkte zart, fast, als wäre sie von einem Juwelier gefertigt worden. Aber sie hatte eine garantierte Reißfestigkeit von viertausend Pfund und müßte die bevorstehende Aufgabe spielend leicht bewältigen können.
    Das Schneemobil stand praktisch auf dem wieder geöffneten Schacht. Roger Breskin saß hinter der leicht beschlagenen Plexiglasscheibe an der Lenkstange und achtete im Rückspiegel auf Harrys Handzeichen, daß es losgehen konnte.
    Nachdem er die Schneemaske über Mund und Nase gezogen hatte, gab er Breskin das Zeichen. Dann drehte er sich in den Wind und beobachtete das kleine, völlig runde Loch im Eis.
    Pete Johnson kniete auf der einen Seite des Schachts und wartete darauf, daß das Schneemobil endlich losfuhr, damit er den Fortschritt der Bombe beobachten konnte,

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