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Eitle Liebe: Wie narzisstische Beziehungen scheitern oder gelingen können (German Edition)

Eitle Liebe: Wie narzisstische Beziehungen scheitern oder gelingen können (German Edition)

Titel: Eitle Liebe: Wie narzisstische Beziehungen scheitern oder gelingen können (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bärbel Wardetzki
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sie.
    Was wäre eine effektive Unterstützung? Was sollte die Person tun, die um Rat gefragt wird? Im Grunde erstmal nichts weiter, als da zu sein, falls notwendig zu trösten, die Gefühle ernst zu nehmen und jedwede Belehrung oder Wertung zu unterlassen. Denn die Verletzungsgefahr ist in diesem Moment besonders groß, da die Person sich verwundet und schutzlos fühlt. Ein achtsamer Kontakt kann an sich schon heilend wirken. Diese Einfühlung und Begleitung kann ihr Eberhard nicht geben, denn er müsste dazu das Machtspiel aufgeben, was ihn selbst schutzlos machen würde.
    Sobald Ingeborg sich aus dem Bann des »expanded self« von Eberhard gelöst hat, kann sie sich wieder selbst definieren als die, die sie ist, was in der narzisstischen Beziehung untersagt war und negativ sanktioniert wurde. Und sie kann ihr Idealbild des anderen mit realistischeren Augen sehen und auflösen.
    Man könnte bei dieser Darstellung meinen, Eberhard sei der Böse, der Täter, der der armen Ingeborg etwas antut. Ich möchte vor dieser Interpretation warnen, denn so einfach ist es nicht. Es geht hier nämlich nicht um Schuld oder richtig oder falsch, sondern um den Versuch, per Manipulation das eigene Selbstwertgefühl zu schützen. Es ist eine Machtdynamik, an der beide Seiten ihren Anteil haben und die Ingeborg durch ihr eigenes fragiles Selbst mitgestaltet. Die Rollen können auch wechseln und dann ist Ingeborg die, die den anderen definiert. Und in der Regel laufen diese Prozesse unbewusst ab.

12. Ein kleiner Leitfaden zum Aufspüren narzisstischer Verstrickungen
    Es gibt eine Reihe von Charakteristika, an denen man erkennen kann, dass ein »expanded self« zwischen zwei Menschen entstanden ist: 19 Drei Fragen sollen dies erhellen:
    1. Woran erkennen Sie bei sich selbst, dass Sie sich im »expanded self« eines anderen befinden?
    2. Woran erkennen Sie beim anderen, dass dieser ein »expanded self« mit Ihnen herstellt?
    3. Woran erkennen Sie bei sich, dass Sie ein »expanded self« mit einem anderen herstellen? Schauen wir uns diese Fragen nun eingehender an:
    1. Woran erkennen Sie, dass Sie sich im »expanded self« eines anderen befinden?
    • Fühlen Sie sich im Kontakt minderwertig, klein, nicht gut genug, nichtig?
    • Oder fühlen Sie sich im Gegenteil besonders und unangemessen aufgewertet?
    • Erleben Sie Ihr Gegenüber als ideal und überlegen?
    • Trauen Sie sich nicht, spontan zu handeln?
    • Kontrollieren Sie Ihre Impulse und Ihr Verhalten?
    • Trauen Sie sich nicht, dem anderen ehrlich zu sagen, wie es Ihnen geht und was Sie brauchen?
    • Schielen Sie immer danach, was Ihrem Gegenüber gefallen könnte?
    • Verhalten und fühlen Sie sich eher unbeholfen und unerwachsen? Vielleicht so, wie Sie das aus Ihrer Kindheit kennen?
    • Erleben Sie Angst, Panik, Verlassenheitsgefühle, Depression oder körperliche Zustände, die für die Situation nicht angemessen sind und Ihnen selbst übertrieben vorkommen?
    • Können Sie diese Zustände trotzdem im Kontakt mit dem anderen nicht stoppen?
    • Greifen Sie auf Suchtmittel zurück, um sich zu beruhigen, von Ihren Gefühlen abzulenken oder um die Situation zu ertragen?
    • Sehen Sie sich durch die Augen des anderen und versuchen, dem fremden Bild zu entsprechen?
    • Machen Sie sich und dem anderen etwas vor?
    • Sind Sie gar nicht die Person, die Sie vorgeben zu sein, nur um zu gefallen oder um Ihr Gegenüber für sich einzunehmen?
    • Verleugnen Sie alles, was Sie am anderen nicht sehen wollen?
    • Spüren Sie die Ablehnung und Abwertungen des anderen überhaupt erst, wenn Sie allein sind?
    • Sehen Sie im Kontakt mit dem anderen keinen Weg, sich von seiner Beeinflussung zu distanzieren?
    • Verhalten Sie sich anders als sonst?
    • Strengen Sie sich im Kontakt sehr an?
    Lothars Erfahrungen als Seminarleiter sind ein Beispiel dafür, wie eine Gruppe ein »expanded self« mit einem Lehrer installieren kann.
    Lothar arbeitete in der Aus- und Fortbildung von Psychotherapeuten und fühlte sich in seinem Fach sattelfest. Er wurde eingeladen, eine Gruppe von ärztlichen und psychologischen Psychotherapeuten weiterzuqualifizieren. Sie waren zu diesem Kurs gezwungen worden, um ihre Kassenzulassung zu behalten, obwohl viele von ihnen schon lange praktizierten. Das bedeutete ein hohes Kränkungsgefühl der Teilnehmer, die sich von staatlicher Seite entwertet und bevormundet fühlten. Ihr berufliches Selbstwertgefühl war enorm beschädigt, weil ihre Kompetenz infrage

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