Ekel / Leichensache Kollbeck
einen schrecklichen Krieg, eine Granatsplitterverletzung und eine ausgebombte Wohnung glimpflich überstand.
Walter Mangold weiß, daß er einen schmerzlosen Tod aus dem Gasherd strömen lassen kann. Nur einige Atemzüge, und er wäre erlöst. Doch ihm wird bewußt, andere Menschen gefährden zu können. Nein, diese Sünde will er nicht auf sich laden. Deshalb schreibt er Frau Großkopf eine kurze Mitteilung und steckt sie, einige Zeit bevor er den Gashahn seines Herdes öffnet, in ihren Briefkasten. Er vermutet richtig, daß sie diese finden wird, wenn sie die Morgenzeitung holt. Zu dieser Zeit aber befindet sich seine Seele längst auf der großen Reise.
Über viele Jahrzehnte war die suizidale Vergiftung mit Kohlenmonoxid die häufigste Durchführungsart. Die vor allem in dichtbesiedelten, städtischen Gebieten relativ leichte Zugriffsmöglichkeit begründet die Häufigkeit dieses Tötungsmittels ebenso wie der schnelle Todeseintritt. Die Bindungsfähigkeit des Kohlenmonoxids an die roten Blutkörperchen ist dreihundertmal stärker als die des Sauerstoffs. Folge: Das Blut kann keinen Sauerstoff mehr zu den Zellen transportieren. Schon wenige Atemzüge in einer kohlenmonoxidreichen Atmosphäre reichen aus, um mit rasantem Tempo den inneren Erstickungsvorgang auszulösen. Eine Konzentration von 75 bis 80 Prozent Kohlenmonoxid im Blut bedeutet den sicheren Tod
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Das herkömmliche Leuchtgas besaß einen erheblichen Kohlenmonoxidanteil (bis 15 Prozent) und war daher höchst gefährlich. Deshalb wurde ihm ein unangenehm riechendes Odoriermittel als Warnstoff zugesetzt, damit in der Luft bereits geringste Gasmengen wahrgenommen werden konnten, denn Kohlenmonoxid ist geruchlos. Bei einem Leuchtgasgehalt von etwa 5 Prozent in der Atemluft besteht bereits extrem hohe Explosionsgefahr. Bereits ein kleiner Funke (z. B. beim Betätigen der elektrischen Klingel) kann die Katastrophe auslösen
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Die Gefährlichkeit ausströmenden Gases ist vielen Suizidenten bekannt. Um die Beeinträchtigung von Leben und Gesundheit anderer auszuschließen, treffen sie bestimmte Sicherheitsvorkehrungen (Herausdrehen der Sicherung, Abstellen der Klingel, Außer Kraft setzen von elektrischen Geräten, Abdichten von Türen usw.)
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Doch eine weitere Gefahr birgt ausströmendes Leuchtgas in sich: Während Erdreich und Mauerwerk die warnenden Odorierstoffe abfiltern, so daß sie nicht mehr wahrzunehmen sind, lassen sie das geruchlose Kohlenmonoxid ungehindert hindurch. Das kann den Tod von Personen verursachen, die sich in Nachbarräumen, mitunter sogar im angrenzenden Nebenhaus befinden. Überlebt der Suizident in solchen Fällen, kann er z. B. wegen fahrlässiger Tötung strafrechtlich zur Verantwortung gezogen werden
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Mit der Ablösung des üblichen Leuchtgases durch sogenanntes konvertiertes Stadtgas (stark reduzierter Kohlenmonoxidanteil) und der immer stärkeren Nutzung von nahezu kohlenmonoxidfreien Gasen (Butan, Propan, Erdgas) verringerten sich die Suizide durch Leuchtgas ebenso wie die Gasunfälle. In den letzten 15 Jahren rückte deshalb die Schlafmittelvergiftung statistisch an die erste Stelle der Suizidmethoden
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Aber dennoch hält sich eine gewisse Größe suizidaler Kohlenmonoxidvergiftungen z. B. durch Einatmen der Auspuffgase von Kraftfahrzeugen. Diese Abgase sind ebenso gefährlich wie das Leuchtgas, da sie über den gleichen Kohlenmon-oxidanteil verfügen. Überhaupt kann bei jeder Form unvollständiger Verbrennung (z. B. bei Bränden in geschlossenen Räumen) eine tödliche Kohlenmonoxidkonzentration entstehen
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Daß Kohlenmonoxid aber auch als Tatmittel vorsätzlicher Tötung zur Anwendung gelangt, belegen zahlreiche Mordfälle. Durch seine Benutzung ist eine Verbrechenssituation relativ leicht als ein klassischer Suizid oder Unfall vorzutäuschen. Deshalb stellen Gastodesfälle immer eine besondere kriminalistische Herausforderung dar
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Fall 2:
Sie trägt einen Namen, der vermuten läßt, sie wohne in einem hochherrschaftlichen Schloß mit großen Parkanlagen und ihr adeliger Gatte gehe wohltätiger Beschäftigung nach: Christine von Canee heißt die 28jährige Frau. Ihr Schloß aber ist nur eine heruntergekommene Altbauwohnung in der Berliner Wilhelminenhofstraße in Schöneweide. Und der Schloßpark entpuppt sich als ein ödes, schmutziges Industriegebiet. Auch in den Adern ihres Gatten Achim fließt kein blaues Blut, jedoch alle paar Tage jede Menge Alkohol. Seine Beschäftigung als Transportarbeiter in einem
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