Ekel / Leichensache Kollbeck
er damit, daß Frau Bolke wieder in die alte Verstocktheit zurückfällt und weitere Aussagen verweigert. Doch sie will reden.
Den Plan, Lutz Bolke zu liquidieren, habe sie sich mit ihrem Freund Günter Linke schon vor einigen Wochen ausgedacht, vor allem, wie er nach der Tötung beseitigt werden könnte. Linke wollte ihn erschlagen und dann weggschaffen, sie sollte ihm dabei helfen. Am Montag, dem 13. Juni 1966, waren alle drei zum Baden an den Müggelsee gefahren. Da sollte es eigentlich schon passieren. Linke hatte heimlich einen Hammer mitgeführt. Doch als er ihn hervorholte, um ihn dem vor ihm laufenden Bolke von hinten auf den Kopf zu schmettern, drehte sich dieser plötzlich zu ihm um. Es gelang Linke, den Hammer unbemerkt in das Uferschilf fallen zu lassen. Bolke war arglos geblieben, doch der Versuch war gescheitert.
Am Samstag, dem 18. Juni 1966, war es dann soweit. In den späten Nachmittagsstunden bereitete sich Bolke, der bei der Bahnpost am Ostbahnhof Pakete sortierte, auf die Nachtschicht vor. Sybille Bolke hatte Essen zubereitet und Günter Linke dazu eingeladen. Einträchtig nahmen die drei das Mahl zu sich. Dann legte sich Lutz Bolke auf die Liege in der Wohnstube, um vor der Nachtschicht noch etwas auszuruhen. Er schlief auch bald ein. Unterdessen verließ Linke die Wohnung, um den in einer Seitenstraße abgestellten Wartburg direkt vor dem Wohnhaus zu parken. Dann kam er mit einem am Vormittag gekauften Beil zurück. Um Fingerabdrücke zu vermeiden, zog Sybille Bolke einen dicken Strumpf über das Tatwerkzeug. Dann ging alles sehr schnell. Linke war leise an den schlafenden Bolke herangetreten und schlug das Beil mit kräftigen Hieben mehrmals auf den Schädel seines Opfers, das sich mit einem durchdringenden Stöhnen kurz aufbäumte und von der Liege auf die Dielen fiel. Dort blieb es regungslos liegen.
Sybille Bolke eilte die Treppen hoch zur Waschküche und bugsierte die Wanne in ihre Wohnung, in die der nackte Leichnam unsanft verfrachtet wurde. Die Wanne wurde bis zur Unauffälligkeit abgedeckt und verschnürt. Sybille Bolke und Günter Linke schleppten sie im Schutze der hereinbrechenden Nacht unbemerkt zum Auto und verstauten sie im Kofferraum. Danach säuberten sie den Fußboden der Wohnstube von den Blutspuren. Noch in der Nacht versenkten sie die Wanne von einer Brücke zwischen den Ortschaften Falkensee und Schönwalde im Havelkanal.
Die nächsten beiden Tage nutzte das mörderische Paar, die Wohnung gründlich zu reinigen, den Dielen in der Wohnstube einen neuen Anstrich zu geben, die blutbefleckte hellgrüne Tapete zu überkleben und die Bekleidung, Ausweise, Schlüsseltasche sowie die Geldbörse des toten Lutz Bolke zu verbrennen.
Am 20. Juni schrieb Sybille Bolke einen Brief an Verwandte in Westberlin. Sie äußerte darin die Bitte, man möge ihr eine Karte zurückschreiben, aus der hervorgeht, Bolke sei unbeschadet in Westdeutschland angekommen.
Am 23. Juni zeigte sie das Vermißtsein ihres Gatten bei der VP an.
Leutnant Lorenz schließt die erste große Vernehmung von Frau Bolke ab. Doch bis zum Abschluß des Ermittlungsverfahrens werden ihr noch weitere folgen.
Auch der Beschuldigte Günter Linke ist aussagebereiter als Lorenz es erwartet hatte. Die Konfrontation mit dem Geständnis der Geliebten, mit der Spurenlage am Tatort und mit der Aussage seines Chefs, ihm die heimliche Fahrt zum Havelkanal problemlos zur Bestätigung untergeschoben zu haben, stimmen Linke einigermaßen gesprächig. Geduldig, Fakt für Fakt entlockt ihm Lorenz in den folgenden Vernehmungen die ganze Wahrheit über den Mord an Lutz Bolke.
Der Strafsenat 2 a des „Stadtgerichts von Groß-Berlin“ verurteilt Günter Linke wegen gemeinschaftlich begangenen Mordes zu lebenslangem Freiheitsentzug, während Sybille Bolke für 15 Jahre hinter Gitter muß.
(Aktenzeichen B I 5/69 Bezirksstaatsanwalt Schwerin)
Drei Jahre später, Ende April 1969, wird der inzwischen zum Oberleutnant anvancierte Dietmar Lorenz eine Zeit lang zur Schweriner MUK abkommandiert, um die dortigen Kriminalisten, die sich seit langem mit einem höchst dubiosen Fall beschäftigten, zu unterstützen. Das kriminalistische Engagement in dieser Sache fand aber nur Mißfallen bei der Staatsanwaltschaft. Sie hätte ihrerseits den Fall längst auf sich beruhen lassen. Und das hatte seine guten Gründe:
Denn bereits am 7. Februar 1964 teilte die 41jährige Leiterin der Konsum-Verkaufsstelle in Lübbendorf, Martha Latz, der VP in der
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