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El Chapo - Beith, M: Chapo - The Last Narco

El Chapo - Beith, M: Chapo - The Last Narco

Titel: El Chapo - Beith, M: Chapo - The Last Narco Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Malcolm Beith
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Pressekonferenz am 22. Januar griff Limón den Chef der Federales frontal an: »Ich glaube, es existiert eine Reihe von Widersprüchen zwischen dem, was die staatlichen Behörden sagen, und dem, was sie tun. Sr. Tello Peón hat eine Telefon-Hotline eingerichtet, die Hinweise zum Verbleib von El Chapo entgegennimmt. Dagegen hat er weder offiziell noch informell um die Unterstützung der Regierung von Jalisco nachgesucht.« Vertreter der PGR in Sinaloa äußerten ähnliche Beschwerden. Die Öffentlichkeit war um Unterstützung gebeten worden, aber die örtlichen Behörden blieben außen vor. 56
    Die lokalen Behörden mochten in den Augen des Staates verdächtig wirken, doch auch die Hotline wirkte keine Wunder. In den Tagen nach Chapos Flucht erhielten die Federales im Schnitt zwei Anrufe pro Minute. Man hatte den Anrufern Anonymität zugesichert, aber keine Belohnung ausgesetzt, obwohl die meisten Anrufer sich zuerst danach erkundigten. Einigen Hinweisen wurde nachgegangen, aber es stellte sich heraus, dass sie von Jugendlichen stammten, die sich einen Spaß gemacht hatten. 57
    »Bedauerlicherweise sehen die Leute das als Anlass, sich auf unsere Kosten zu amüsieren«, ließ eine Polizeiquelle gegenüber einer Lokalzeitung verlauten.
    Tello Peón jedoch war nicht zum Scherzen aufgelegt. »Was in Jalisco passiert ist«, erklärte er, »ist der Beweis für das Ausmaß der Korruption, oder sollen wir sagen, der strukturellen Aushöhlung der nationalen Institutionen durch das organisierte Verbrechen, insbesondere durch den Drogenschmuggel. Gefängnismauern und Millionen in Sicherheitssysteme
investierte Peso nützen nichts, wenn die Häftlinge durch die Tür hinausspazieren. Es heißt, Sr. Guzmán sei nicht entkommen, sie hätten ihn hinausgelassen. Und das ist korrekt.«
    Noch einmal schwor Tello Peón, Chapo zur Strecke zu bringen. »Es liegt in unserer Verantwortung«, fuhr er fort. »Wir müssen uns für die Sicherheit Mexikos einsetzen, wir müssen Leuten wie Chapo das Leben nicht nur schwer, sondern unmöglich machen, egal ob es sich um einen geflüchteten Verbrecher oder um einen korrupten Beamten, der Beihilfe leistet, handelt.« 58
    Von diesem Tag an war Chapo der meistgesuchte Mann Mexikos. 59
    Allein im Jahr 2001 wurden in den Städten Reynosa, Puebla, Toluca sowie in der Hauptstadt Mexiko-Stadt Dutzende von Chapos Komplizen verhaftet. Sinaloa und der angrenzende Bundesstaat Nayarit waren Ziel permanenter Razzien.
    Im Spätsommer dieses Jahres wurde Esteban Quintero Mariscal, ein Vetter von Chapo, der für ihn als Auftragskiller arbeitete, verhaftet und nach Cefereso No. 1 gebracht, Mexikos bestausgerüstetes Hochsicherheitsgefängnis. Am Tag darauf wurde El Chito, der Wärter, der Chapo zur Flucht verholfen hatte, gefasst und nach Mexiko-Stadt in das Reclusorio Preventivo Oriente eingeliefert . 60
    Damals in Guadalajara hatte El Chito unmittelbar nach der gemeinsamen Flucht einen regelrechten Panikanfall bekommen. Er war mit einer Flasche Wasser zum Wagen zurückgekehrt, wo er feststellen musste, dass Chapo sich in die Nacht davongemacht hatte. Was sollte er nun mit dem Wagen anstellen? Sollte er Chapos Rat befolgen und ebenfalls flüchten? Er hatte keine Möglichkeit mehr, den Drogenbaron zu kontaktieren – würde er es schaffen, auf sich allein gestellt der Verhaftung zu entgehen?
    Schließlich entschloss er sich, den Chevrolet vor dem Haus einer Freundin stehen zu lassen, sie schlief fest und würde
keine Fragen stellen. Von dort nahm er ein Taxi ins Stadtzentrum von Guadalajara, wo er sich eine Busfahrkarte nach Mexiko-Stadt kaufte. Dort würde er in der Menge untertauchen, und niemand würde ihn erkennen.
    Aber die Federales erwischten ihn trotzdem. Und einmal in Haft, fing er an zu singen.
    El Chitos Geständnis schien dem meisten zu widersprechen, was die Regierung bis dahin behauptet hatte. Zum einen erklärte El Chito, allein gehandelt zu haben, er sei der einzig Verantwortliche für das gewesen, »was El Señor getan hat«, sagte er vor dem Untersuchungsrichter im Gefängnis aus. Außerdem sei die Flucht nicht geplant gewesen. Er habe mit dem Wäschewagen seine Runde gemacht, als Chapo ihn in seine Zelle gerufen habe.
    »Willst du mir helfen?«, habe der Drogenbaron gefragt. »Ich kann den Gedanken, ausgeliefert zu werden, nicht ertragen. Ich muss auf der Stelle von hier verschwinden.«
    Nach El Chitos Schätzung hatte die gesamte Flucht danach nicht länger als fünfzehn Minuten gedauert. Er habe

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