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El Chapo - Beith, M: Chapo - The Last Narco

El Chapo - Beith, M: Chapo - The Last Narco

Titel: El Chapo - Beith, M: Chapo - The Last Narco Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Malcolm Beith
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meisten jungen Männer in Rancho Anapra gehören zu einer Gang. Sie fangen schon jung an – die Jüngsten stehen an den Straßenecken Wache –, und nur wenige erreichen das dreißigste Lebensjahr. Viele Gangs sind kleine, auf ein paar Straßenzüge beschränkte Grüppchen, die in ihrer Gegend den Drogenhandel kontrollieren. Aber dann gibt es noch Los Aztecas, deren Mitglieder man an den Tätowierungen mit aztekischen Symbolen wie Pyramiden und Schlangen erkennt. Ihre Anfänge reichen zu der mexikanischen Gefängnis-Gang »Barrio Azteca« zurück, die im Gefängnis von El Paso entstand und schon lange von den US-Behörden beobachtet wird. Seit einiger Zeit haben die Aztecas Verbindungen zum organisierten Verbrechen geknüpft. 314
    Die Mitglieder der Aztecas arbeiten direkt für Juan Pablo Ledesma, alias »El JL«, einen Top-Leutnant von Vicente Carrillo Fuentes. Und sie agieren längst nicht mehr als schlichte Schmuggler, sondern haben sich zu einer Einheit von Auftragskillern entwickelt. Daneben bewachen sie die Methamphetamin-Produktion in der Region. Bei einer Razzia in einem Drogenlabor wurden einmal einundzwanzig Gang-Mitglieder verhaftet, die Armee fand zehn AK-47-Sturmgewehre, mehr als dreizehntausend Portionen Crack, zwei Kilo Kokain und
mehr als achttausend Schuss Munition. Fünfundsiebzig Prozent der Insassen des vor den Toren von Ciudad Juárez gelegenen Staatsgefängnisses gehören den Aztecas an. 315
    Doch das organisierte Verbrechen rekrutiert in Ciudad Juárez nicht nur junge Männer mit kriminellem Potenzial, sondern auch diejenigen, die hoffnungslos drogensüchtig sind und keine andere Möglichkeit mehr haben. Die mexikanischen Drogen-Gangs nutzen seit langem Entzugskliniken und Reha-Zentren als Rekrutierungsfelder. Aufgrund ihrer verzweifelten Lage sind die Süchtigen leicht zu beeinflussen. Sie können mit Drogen bezahlt werden, und je tiefer sie sinken, desto billiger sind sie zu haben. Manchmal genügt ein Schuss oder eine lächerliche Menge Geld, und sie sind bereit, einen Mord zu begehen.
    Auch die DEA und die mexikanischen Behörden haben festgestellt, dass ihnen die Abhängigen nützlich sein können. Wenn man ihnen dabei hilft, die Sucht zu überwinden, und sie zurück auf die Straße schickt, verfügt man über ausgezeichnete Informanten. Für kleines Geld liefern die ehemaligen Abhängigen wertvolle Informationen.
    Im September 2009 Stürmte eine Gruppe bewaffneter Männer ein Reha-Zentrum in Ciudad Juárez. Sie stellten siebzehn Suchtkranke an die Wand und eröffneten das Feuer. Bei diesem Massaker handelte es sich um das jüngste und schlimmste Blutbad, das in diesem Jahr in den Entzugskliniken der Stadt verübt worden war. Auf der Straße hieß es, Gang-Mitglieder mit Verbindungen zu Chapo seien für die Morde verantwortlich. 316

    Sinaloa – Status quo?
    In Sinaloa indes war man einhellig der Meinung, die Armee habe es sich schlicht und einfach behaglich gemacht. Mit dem Aufstieg von La Familia und der Expansion der Zetas, ganz zu schweigen vom außer Kontrolle geratenen Blutvergießen in Ciudad Juárez, schien es, als sei Chapo von der Prioritätenliste gerutscht. Die Soldaten führten in der Sierra zwar nach wie ihre Razzien durch, beschlagnahmten Fahrzeuge und zerstörten Meth-Küchen und Marihuanaplantagen, doch im Großen und Ganzen war man zum Status quo ante zurückgekehrt, während das Militär sich stärker auf die Probleme andernorts konzentrierte.
    Chapo bewegte sich noch immer frei in seinem »Wohnzimmer« – irgendwo gut versteckt in den Bergen. Davon waren zumindest die Einheimischen überzeugt. Jedenfalls hatte man ihn immer noch nicht erwischt, und die Federales schienen das Interesse am Boss der Bosse verloren zu haben. 317 Generalstaatsanwalt Eduardo Medina Mora war sogar so weit gegangen, Chapo als »ausgebrannten Football-Star« abzutun, etwa so wie Präsident Bush sich über Osama bin Laden geäußert hatte, nachdem dieser den US-Truppen in Afghanistan wieder und wieder durch die Maschen geschlüpft war. 318
    Ein PGR-Insider zog sogar Parallelen zwischen Chapo und dem El-Kaida-Boss, nicht ohne sich allerdings dabei abzusichern: »Schauen Sie«, sagte der ehemalige Berater von Medina Mora, »er versteckt sich, wahrscheinlich in den Bergen von Durango. Er bewegt sich gut, er verfügt über Geld. So geht das Gerücht um, die Regierung habe ihn noch nicht gefasst, weil sie einen Pakt mit ihm geschlossen habe. Allerdings verfügen die USA bekanntlich über den

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