El Chapo - Beith, M: Chapo - The Last Narco
Tschechische Republik –, um, wie ein Experte es ausdrückte, eine »Vermögensbasis« für seine Mittel zu schaffen. Der Gedankengang war einfach. Das Sinaloa-Kartell wollte seine Vermögenswerte stabilisieren und seine Milliarden in sichere Häfen lenken.
Dank ihrer Finanzpolizei gelang es den Franzosen und den Spaniern, einige – aber längst nicht alle – Vermögenswerte zu beschlagnahmen.
In ganz Europa verkauften die Mexikaner Kokain und Heroin. Laut dem International Narcotics Board der Vereinten Nationen rekrutierten sie zentralamerikanische Gang-Mitglieder, um sich von ihnen in Europa vertreten zu lassen. Der Bericht der Zeitung El Universal , der behauptete, Chapo schicke seine Killer zur Ausbildung in den Iran, wurde von den USA dementiert. Dennoch arbeiten die Mexikaner definitiv direkt mit einigen Verbrecherorganisationen anderer Kontinente zusammen.
Für das Sinaloa-Kartell erwies sich insbesondere Afrika aufgrund seiner Rebellenbewegungen und machtlosen Staatsapparate als attraktives Geschäftsfeld. Experten weisen warnend darauf hin, dass die mexikanischen Kartelle inzwischen in siebenundvierzig afrikanischen Staaten präsent sind. Für die mexikanischen Narcos war es kein Problem, afrikanische Pässe und Papiere zu erhalten, um Waffen und Drogen über den Kontinent zu transportieren. Alles, was sie dazu benötigten, war der Kontakt zu den Regierungen und ein bisschen Bargeld. Südamerikanische Narcos etablierten zudem ein Netz von Scheinfirmen, Fischereibetriebe im Senegal zum Beispiel, die zur Geldwäsche dienten. Laut Experten vor Ort, die die Kartell-Aktivitäten verfolgen, sind sogar einige Regierungen Westafrikas verdächtig, mit den Narcos zu kollaborieren, zumindest wirkte der Zufluss ausländischer Mittel in deren Staatskassen äußerst suspekt.
Der ehemalige DEA-Operationschef Michael Braun sagte indes vor dem US-Kongress aus, dass eine erhöhte Kokainnachfrage in Europa – er bezifferte die nach Europa exportierte Menge auf etwa fünfhundert Tonnen – insbesondere Westafrika mehr und mehr zu einem attraktiven Umschlagplatz für die mexikanischen Kartelle mache. »Sie müssen das so sehen«, sagte er, »was die Karibik und Mexiko für die USA darstellen, bedeutet Westafrika für Europa.«
Und es gab noch mehr Argumente für den Paradigmenwechsel. Mit der Stärke des Euro gegenüber dem Dollar, so warnte Braun, »biete sich Europa als die perfekte neue Spielwiese für die skrupellosen Kartelle an … Ich sehe Europa heute am Rand einer ähnlichen Drogenhandels- und Missbrauchskatastrophe, wie sie unsere Nation vor dreißig Jahren durchzustehen hatte. Wenn Sie sich vor Augen führen wollen, was ich für Europa in den kommenden Jahren vorhersehe, brauchen Sie sich nur Miami Ende der Siebziger vorzustellen, gefolgt von der Crack-Epidemie, die die USA in den Achtzigern heimsuchte.«
Anfang 2010 löste die ägyptische Polizei ein von Mexikanern betriebenes Kokain-Labor auf. Conejos, wie die Scouts der Kartelle genannt werden, wurden überall in Nordafrika gesichtet, ebenso in asiatischen Ländern wie zum Beispiel Japan. Auf die Frage, ob es möglich sei, dass die mexikanischen Kartelle mit den terroristischen Zellen in einigen destabilisierten Teilen der Welt zusammenarbeiteten, antwortete Braun: »Das raubt mir den Schlaf, denn nichts verfolgt mich mehr als diese Vorstellung.«
Braun warnte deshalb, die Beziehungen zwischen den mexikanischen Kartellen und den Terroristen würden tagtäglich enger werden. »Sie verkehren in denselben dunklen Bars und besuchen dieselben Prostituierten«, sagte er. »Sie knüpfen Verbindungen, die bald von der persönlichen auf die strategische Ebene übergehen werden. In absehbarer Zukunft
wird die El-Kaida-AG zum Telefonhörer greifen und die Sinaloa-AG anrufen … und dann werden sie uns am Arsch kriegen.« 347
Wellen schlagen
Die Kartelle expandierten nicht nur, sie wurden auch in Bezug auf ihre Schmuggelmethoden immer kreativer.
Im Juli 2008 entdeckte ein Flugzeug der mexikanischen Marine ein merkwürdiges Objekt vor der Küste von Oaxaca. Es sah aus wie ein Boot, das mit hoher Geschwindigkeit nordwärts fuhr. Doch auf dem Radar wirkte es nicht wie ein normales Wasserfahrzeug. Etwa 140 Seemeilen südlich der Touristenhochburg Huatulco kam das zehn Meter lange, halbtauchfähige Boot an die Oberfläche.
Drei Stunden lang verfolgten das Marine-Flugzeug und die Küstenwache das Boot. Schließlich gelang es ihnen, es zum Beidrehen zu zwingen. Es
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