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El Silbador

El Silbador

Titel: El Silbador Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berndt Guben
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des Sitzungssaals entlanglaufenden Diwan niedergelassen und erwarteten ihren Herrscher. Tief verbeugten sie sich, als er den Raum betrat: Baba Ali nahm auf seinem Polsterthron Platz und begann:
    »Allah hat mich durch eure Wahl zum Herrscher eingesetzt hier in der Stadt und in den Provinzen von El Maghreb. Ist es nicht so?«
    Die bärtigen Staatsräte, die mit untergeschlagenen Füßen auf ihren Kissen hockten, nickten ernst und würdig.
    »So vernehmt denn, was ich euch zu künden habe: Der Giaur-König, der dritte Kara 1 von Spanien, hat sich erdreistet, wiederum eine seiner Flotten gegen unsere Küste zu schicken, nachdem es seinem Vorgänger erst im Jahre 1142 der Hidschra [4] gelang, Oran zu erobern. Ihr seht, weise Freunde, daß der Gott der Ungläubigen einen nimmersatten Bauch hat. Der Giaur wird alles verschlingen, wenn wir uns ihm nicht mit all unserer Macht entgegenstellen. Ich habe daher folgendes zu bestimmen:
    Meine Generäle teilen unsere berittenen Heerhaufen in zwei Teile. General Murat-Khan geht mit dem größeren Haufen nach El Kisem, wo die Spanier ihre Schiffe haben, und greift die Soldaten unvermittelt an. Ich selbst aber ziehe mit dem anderen Haufen gen Abend und zerreibe die Spanier, die sich unserer Stadt bereits bis auf vier Tagesreisen genähert haben. Ich hoffe, ihr stimmt meinem Beschluß zu.«
    Allgemeines Beifallsmurmeln erhob sich. Baba Ali merkte, daß niemand eine gegenteilige Meinung vertrat. Deshalb rückte er jetzt mit einer Erklärung heraus, bei der ihm nicht ganz wohl war.
    »Ich sehe, daß ich eure Zustimmung gefunden habe. Ich kann nun auch sagen, daß Murat-Khan schon seit sieben Tagen unterwegs ist, um die Spanier anzugreifen. Ich gab diesen Befehl, weil ich euer Einverständnis voraussetzte.«
    Die bärtigen Mitglieder des Staatsrates sahen einander schweigend an. In dem einen oder anderen glomm Mißtrauen auf. Der von ihnen gewählte Daj handelte ihnen zu eigenmächtig. Natürlich hatte man ihm eine gewisse Souveränität übertragen; aber die Staatsräte wachten streng darüber, daß ihre eigenen Rechte nicht dabei geschmälert wurden. Der Daj hatte die Macht über Leben und Tod der Untertanen, nicht aber über die Offiziere der Milizen, wenn diese nicht von einem ordentlichen Soldatengericht abgeurteilt waren. Der einfache Einwohner dieser eigenartigen Republik bedeutete den Janitscharen nichts. Mit ihm mochte der Daj machen, was er wollte. Er konnte ihm den Kopf abschlagen. Was lag daran?
    Der republikanische Gedanke dieser Regierung endete bei den Janitscharen. Milizen und Daj mit dem Staatsrat bildeten eine Hierarchie, eine Art Politbüro. Das Volk — der kleine Mann auf der Straße, wie wir sagen würden — galt nichts und hatte nichts zu sagen. Ihm gegenüber war der Daj der absolute Alleinherrscher.
    Der Staatsrat begann wieder zu murmeln. Dann nickten die dunkelhäutigen Männer. Die Eigenmächtigkeit des Daj war damit legalisiert.
    »Der Prophet wird euch für euer Vertrauen mit allen Genüssen des siebten Himmels belohnen«, ergriff der Daj wiederum das Wort. »Wir werden große Beute machen, und ihr, meine Freunde, sollt nicht leer ausgehen. — Nun noch ein anderer Punkt. Es wird sich inzwischen herumgesprochen haben, daß mir fünf Sklaven gebracht wurden, die wohl wert sind, daß man sie beachtet. Der eine von ihnen ist ein wahrer Teufel in Menschengestalt — — aber er kann Waffen bauen. Während ich abwesend bin, werde ich Hussejn die Erlaubnis geben, über ihn zu wachen und dafür zu sorgen, daß er mit dem Gewehrbau beginnt. Ich verspreche mir viel davon;
    denn dieses Gewehr--hört nicht auf zu schießen! Man braucht nur den Abzug zu drücken, und Kugel auf Kugel kommt aus seinem Lauf. Wir werden eine Armee damit ausrüsten — sofern ich eure Zustimmung erhalte«, fügte er vorsichtigerweise ein, »und damit die ganze Welt erobern. Wir werden den Sandschak-Scherif [5] wieder auf dem Krelat al-ham-rah [6] aufpflanzen. Wir werden Herrscher sein über alles Land zwischen Morgen und Abend.« Schweigen. Dann erhoben sich die Männer, die den Staatsrat bildeten. Ihre fanatischen Augen funkelten.
    »La ilaha ila Allahu wa Mohammad rasul al-mahdi«, gurgelten sie begeistert. Das war so viel wie eine felsenfeste Bekräftigung.
    Baba Ali atmete auf. Er hatte gewonnen. Die Schweißperlen auf seinem dicken Gesicht zeigten, daß auch ein Pascha vor Angst schwitzen kann. Die Sitzung war beendet.
    Als des Muezzins Stimme vom Minaren verklungen war, sammelten sich

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