Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Elantris

Elantris

Titel: Elantris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
Vom Netzwerk:
immer gefährlicher und wilder zu werden. Offensichtlich ahnten sie, dass es auf dem Platz etwas zu essen gab, und ihre Unfähigkeit, an das Essen zu gelangen, hatte sie noch tiefer in den Wahnsinn getrieben.
Raoden hatte versucht, ihnen Nahrungsmittel hinzulegen, aber dieses Ablenkungsmanöver hatte nur kurze Zeit funktioniert. Sie stopften sich voll und liefen dann weiter, noch rasender als zuvor. Sie waren von einem einzigen Ziel besessen: den Karren mit Nahrungsmitteln auf dem Platz zu erreichen.
Wenn wir nur mehr Soldaten hätten!, dachte Raoden verdrossen. Er hatte viele seiner Leute an Sarenes Essensausgabe verloren, wohingegen Shaors Anhängerschar anscheinend gleich groß blieb. Raoden und Galladon hatten beide angeboten, sich Saolins Kämpfern anzuschließen, aber der angegraute Hauptmann ließ das nicht zu.
»Anführer kämpfen nicht«, hatte der Mann mit der gebrochenen Nase knapp gesagt. »Ihr seid zu wertvoll.«
Raoden wusste, dass der Mann recht hatte. Er und Galladon waren keine Soldaten. Sie würden nicht viel ausrichten können, außer Saolins sorgfältig ausgebildete Truppe durcheinander zu bringen. Ihnen blieb kaum eine Wahl, und Saolins Plan schien immer noch die beste von etlichen schlechten Alternativen zu sein.
»Na gut«, sagte Raoden. »Tut es.«
»Ausgezeichnet, Mylord«, sagte Saolin mit einer leichten Verbeugung. »Ich werde mit den Vorbereitungen beginnen. Uns bleiben nur wenige Minuten bis zum Eintreffen der Prinzessin.«
Raoden verabschiedete Saolin mit einem Nicken. Der Plan des Soldaten bestand in einem verzweifelten, allerletzten Versuch, ihren Gegnern eine Falle zu stellen. Shaors Männer nahmen immer den gleichen Weg, bevor sie sich aufteilten und versuchten, zu dem Platz vorzudringen, und Saolin hatte vor, sie aus dem Hinterhalt zu überfallen, sobald sie anrückten. Es war riskant, aber wahrscheinlich war es ihre einzige Chance. Die Soldaten konnten nicht so weiterkämpfen wie bisher.
»Wir gehen dann wohl besser«, sagte Raoden.
Galladon nickte. Auf dem Weg zu dem Platz fühlte Raoden sich unwohl bei der Entscheidung, die er getroffen hatte. Wenn Saolin verlor, würden die Barbaren durchbrechen. Wenn Saolin siegte, bedeutete das den Tod oder die Untauglichkeit Dutzender Elantrier. Männer auf beiden Seiten, die Raoden hätte beschützen sollen.
So oder so habe ich versagt, dachte Raoden.
Sarene spürte, dass etwas nicht stimmte, aber sie kam nicht dahinter, um was es sich handelte. Lebensgeist war nervös, seine sonstige Leutseligkeit gedämpft. Es lag nicht an ihr - etwas anderes steckte dahinter. Vielleicht eine Bürde, die der Anführer zu schultern hatte.
Am liebsten hätte sie ihn gefragt, was es war. Sie kümmerte sich um die mittlerweile zur Routine gewordene Essensausgabe, doch die Besorgnis des Elantriers machte sie nervös. Jedes Mal, wenn er an den Karren trat, um einen Gegenstand in Empfang zu nehmen, blickte sie ihm in die Augen und konnte seine Anspannung sehen. Sie konnte sich nicht dazu überwinden, ihn nach dem Problem zu fragen. Schon zu lange hatte sie kaltes Desinteresse vorgetäuscht und seine Versuche, sich mit ihr anzufreunden, im Keim erstickt. Genau wie in Teod hatte sie sich selbst in eine Rolle manövriert. Und wie damals Verfluchte sie sich selbst, ohne wirklich zu wissen, wie sie ihre selbst auferlegte gleichgültige Fassade abschütteln sollte.
Glücklicherweise teilte Lebensgeist ihre Hemmungen nicht. A ls die Adeligen sich versammelten, um mit der Verteilung der Nahrungsmittel zu beginnen, zog er sie beiseite. Sie entfernten sich ein klein wenig von der Hauptgruppe.
Sarene beäugte ihn neugierig. »Was?«
Lebensgeist blickte zu den adeligen Männern und sogar ein paar Damen, die darauf warteten, dass die Elantrier sich ihnen nähern und das Essen in Empfang nehmen würden. Schließlich wandte er sich Sarene zu. »Heute könnte etwas passieren«, sagte er.
»Was?«, fragte sie mit gerunzelter Stirn.
»Entsinnt Ihr Euch, dass ich einmal gesagt habe, nicht alle Elantrier seien so friedlich wie diejenigen hier?«
»Ja«, sagte Sarene gedehnt. Was führt Ihr im Schilde, Lebensgeist ? Was für ein Spielchen wird hier gespielt? Er wirkte so ehrlich, so ernst. Dennoch wurde sie die Sorge nicht los, er könnte nur mit ihr spielen.
»Tja...«, sagte Lebensgeist. »Seid einfach nur vorbereitet. Behaltet die Wachen in Eurer Nähe.«
Sarene legte die Stirn in Falten. Sie erahnte ein neues Gefühl in seinen Augen, etwas, was sie noch nie zuvor an ihm

Weitere Kostenlose Bücher