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Elantris

Elantris

Titel: Elantris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
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trinken zu holen. Was waren diese Anzeichen, die Daora an ihr bemerkt haben wollte? Die Frau war normalerweise so eine gute Beobachterin. Weshalb war ihr in diesem Falle ein solches Fehlurteil unterlaufen? Selbstverständlich mochte Sarene Shuden, aber nicht in romantischem Sinne. Er war zu ruhig und, wie Eondel, ein wenig zu streng für ihren Geschmack. Sarene war sich durchaus bewusst, dass sie einen Mann brauchte, der sie gewähren ließ, den sie aber nicht nach Belieben verbiegen konnte.
Mit einem Schulterzucken schlug Sarene sich Daoras irrtümliche Annahmen aus dem Kopf. Dann setzte sie sich und überlegte, wie sie Lebensgeist bei dessen letzter und bisher detailliertester Liste einen Strich durch die Rechnung machen könnte.
Kapitel 27
    Lange, sehr lange starrte Hrathen das Papier an. Es war ein Bericht über König Iadons Finanzlage laut den Berechnungen derethischer Spione.
Irgendwie hatte Iadon sich vom Verlust der Schiffe und deren Ladung erholt. Telrii würde nicht König werden.
Hrathen saß an seinem Schreibtisch, immer noch in der Rüstung, die er getragen hatte, als er das Zimmer betreten und das Schreiben vorgefunden hatte. Das Blatt Papier ruhte unbeweglich in seinen gelähmten Fingern. Vielleicht hätte ihn diese Kunde nicht derart erschüttert, wenn ihn nicht auch noch andere Sorgen plagen würden; immerhin hatte er im Laufe seines Lebens schon mit zahlreichen misslungenen Plänen fertig werden müssen. Unter dem Blatt Papier befand sich jedoch seine Liste der örtlichen Artethen. Er hatte jedem Einzelnen die Stelle des Oberartethen angeboten, und alle hatten sie abgelehnt. Es blieb nur noch ein einziger Mann übrig, der die Stelle übernehmen könnte.
Hrathens gewohntes Selbstbewusstsein, sein Gefühl, alles unter Kontrolle zu haben, hatten zu bröckeln begonnen wie eine einstürzende Mauer. Iadons finanzielle Sanierung war nur ein weiterer zu Boden gefallener Stein. Dilaf schien die Kapelle quasi zu leiten. Er setzte Hrathen noch nicht einmal von der Hälfte der Treffen und Predigten in Kenntnis, die er organisierte. Die Art, wie Dilaf Hrathen die Kontrolle entriss, hatte etwas Rachsüchtiges an sich. Vielleicht war der Arteth immer noch wütend über den Vorfall mit dem elantrischen Gefangenen, oder vielleicht reagierte er einfach seinen Groll darüber, dass Sarene die Elantrier vermenschlichte, an Hrathen ab.
Wie dem auch sein mochte, nach und nach war Dilaf dabei, die Macht zu ergreifen. Der Vorgang war schleichend, aber er schien unvermeidlich zu sein. Der listige Arteth behauptete, niedrige organisatorische Belange seien »die Zeit meines Lord Hroden nicht wert« - eine Behauptung, die bis zu einem gewissen Grad stimmte. Gyorne hatten fast nie etwas mit den alltäglichen Geschäften einer Kapelle zu tun, und Hrathen konnte nicht alles persönlich erledigen. Dilaf sprang ein, um die Lücken zu füllen. Selbst wenn Hrathen nicht einlenkte und das Naheliegendste tat - nämlich Dilaf zum Oberartethen zu ernennen -, würde es letzten Endes auf das Gleiche hinauslaufen.
Hrathen war dabei, seine Macht über Arelon zu verlieren. Die Adeligen wandten sich inzwischen an Dilaf statt an ihn, und während die Mitgliederzahl der derethischen Kirche immer noch stieg, stieg sie doch nicht schnell genug. Irgendwie hatte Sarene seinen Plan vereitelt, Telrii auf den Thron zu setzen; und nachdem die Bewohner von Kae Elantris besucht hatten, würden sie die Elantrier nicht länger für Dämonen halten. Hrathens Aktivitäten in Arelon waren bisher alles andere als erfolgreich gewesen.
Und über allem schwebte Hrathens im Schwanken begriffener Glaube. Dies war gewiss nicht der richtige Zeitpunkt, um seine Religiosität infrage zu stellen. Das verstand Hrathen. Doch sein Verstand - im Widerstreit mit seinem Gefühl - war die Wurzel des Problems. Da nun der Same der Unsicherheit in seinem Herzen Wurzeln geschlagen hatte, konnte er ihn nicht einfach ausjäten.
Es war zu viel. Auf einmal hatte er das Gefühl, das Zimmer würde gleich über ihm zusammenstürzen. Die Wände und die Decke kamen immer näher, als wollten sie ihn unter ihrem Gewicht zermalmen. Hrathen taumelte bei dem Versuch zu entkommen und fiel auf den marmornen Boden. Nichts gelang ihm, nichts konnte ihm noch helfen.
Er stöhnte schmerzvoll auf, als ihm die scharfen Kanten seiner Rüstung in die Haut schnitten. Er rollte sich auf die Knie und fing an zu beten.
Als Priester des Shu-Dereth verbrachte Hrathen jede Woche Stunden im Gebet. Doch jene

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