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Elben Drachen Schatten

Elben Drachen Schatten

Titel: Elben Drachen Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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oder gar die Namenlosen Götter beschwören, da eure Entscheidungen schon feststehen? Die einen würden sich bestätigt fühlen, die anderen erneut Vorwürfe gegen die Götter erheben und ihr Urteil anzweifeln. In meinem Alter sei es mir gestattet, dass ich meine Kräfte schone.«
    Fürst Bolandor hatte den Schamanen während dessen Rede erschrocken angestarrt. In ihn hatte er seine letzte Hoffnung gesetzt. Er selbst verfügte nicht über die nötigen Fähigkeiten, die Namenlosen Götter zu beschwören. Und selbst hinsichtlich der Eldran oder der Maladran fehlte ihm das spezielle magische Wissen der Schamanen. »Und was ist mit Euch, Brass Elimbor?«, fragte er mit bedrückt klingender Stimme. »Für welche Seite habt Ihr Euch entschieden?«
    »Warum interessiert Euch das so brennend, werter Fürst?«, fragte Brass Elimbor. »Würdet Ihr Eure Entscheidung noch einmal überdenken, wenn meine anders auffiele als die Eure?«
    »Das … nein, das nicht«, gab Bolandor zu. »Doch glaube ich nicht, dass Ihr Eure eigene Entscheidung treffen werdet, ohne den Rat der Jenseitigen einzuholen.«
    Der uralte Schamane nickte. »Die Wahrheit ist: Ich habe die Jenseitigen bereits gefragt. Ich war in allen drei geistigen Sphären. Auf der Fahrt von der Insel des Augenlosen Sehers hierher blieb dazu genug Zeit.«
    »Und? Wie lautete das Urteil der Jenseitigen?«, fragte Herzog Palandras. Sein Platz befand sich unmittelbar neben dem thronartigen Stuhls, auf dem der Schamane saß. Der Herzog drehte sich zu Brass Elimbor um, und als er keine Antwort erhielt, runzelte er die Stirn. Allerdings wagte er nicht nachzufragen. Dazu war sein Respekt vor dem Obersten Schamanen dann doch zu groß.
    Schließlich aber antwortete ihm Brass Elimbor doch: »Die Jenseitigen werden uns nicht verlassen. Gleichgültig, was wir tun. Sie folgen denjenigen unseres Volkes, die weiter nach Bathranor suchen, ebenso wie sie bei jenen bleiben, die das Reich Elbiana errichten wollen.«
    »Dann stimmt es, dass wir den Jenseitigen gleichgültig sind?«, platzte es aus Fürst Bolandor heraus. »Das kann … das will ich nicht glauben.«
    »Das solltet Ihr auch nicht«, sagte Brass Elimbor, »denn es wäre der falsche Schluss.«
    Noch eine einzige Möglichkeit sah Fürst Bolandor, um die wenigen, die noch wankelmütig waren, auf seine Seite zu ziehen und vielleicht auch ein paar der anderen, die sich bereits für ihren König entschieden hatten, noch einmal zum Nachdenken zu bewegen. So fragte er: »Wenn die Namenlosen Götter und die Eldran sich nicht entscheiden mögen, Brass Elimbor, so sagt uns Eure Entscheidung, die Ihr gefällt habt, nachdem Ihr mit den Jenseitigen Kontakt hattet.«
    Brass Elimbor erkannte den schlauen Trick des Fürsten, der hinter dessen Aufforderung stand: Wenn er – Brass Elimbor – sich für eine Weiterreise entschied, nachdem er die Jenseitigen befragt hatte, so mochten viele annehmen, die Götter und die Eldran hätten ihm vielleicht doch eher dazu geraten, die Suche nach Bathranor fortzusetzen, statt an dieser Küste zu bleiben.
    »Meine Entscheidung hat nichts mit den Göttern oder den Ahnen zu tun«, antwortete er, um sich von keine der beiden Parteien vereinnahmen zu lassen. »Ich habe für mich entschieden, hier zu bleiben, an der Küste dieses Kontinents, und zuzusehen, wie das neue Elbenreich Elbiana entsteht.«
    Bolandor war wie vor dem Kopf geschlagen. Aus weit aufgerissenen Augen starrte er Brass Elimbor an. »Ihr – Ihr wollt hier bleiben und Euch uns nicht anschließen?«, brachte er hervor. Dann rief er: »Aber das ist … Verrat! Verrat an den Namenlosen Göttern! Verraten an den Eldran!«
    Brass Elimbor ließ sich von den harten Worten des Fürsten nicht aus der Fassung bringen oder provozieren. Mit ruhiger Stimme antwortete er: »Würde ich das Volk der Elben denn nicht verraten, würde ich mit Euch segeln, Fürst Bolandor? Die Mehrzahl der Elben wird hier bleiben, das erkenne ich, und Ihr wisst es auch. Nur eine Minderheit wird Euch folgen, mein Fürst, um Euch auf der weiteren Suche nach Bathranor weiterhin zu unterstützen. Und als Oberster Schamane ist mein Platz beim Volk der Elben – und bei seinem König.« Dann zuckte er mit den schmalen Schultern und fügte hinzu: »Außerdem möchte ich nach all den Ewigkeiten in einer nebeligen See, in der selbst die Zeit ihre Bedeutung verlor, wieder festen Boden unter meinen Füßen spüren, über Sand und Gras gehen und ein Haus bewohnen. Dinge, die viele unter uns nie

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