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Elben Drachen Schatten

Elben Drachen Schatten

Titel: Elben Drachen Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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bewusst, wie groß der Einfluss gerade dieser beiden Sprecher war auf die Generation jener Elben, die Athranor und den Traum von den Gestaden der Erfüllten Hoffnung noch selbst erlebt hatten. Allein mit den Seegeborenen ein Reich zu gründen, wäre kaum möglich gewesen. Ihre Zahl war zu klein, und man hätte auf einen Großteil des Wissens und der Erfahrung verzichten müssen, die die Älteren mitbrachten.
    Nacheinander erhoben sich weitere Würdenträger und versicherten, dass sie entschlossen waren, sich in den Dienst des neuen Reichs Elbiana zu stellen. Der Erste von ihnen war Thamandor. Der Waffenmeister hatte die beiden Zauberstäbe des Augenlosen Sehers bei sich. Er trat vor und legte die Stäbe gekreuzt auf den Altar. »Ich werde all meine Fähigkeiten und meine Erfindungsgabe in den Dienst des Aufbaus von Elbiana stellen. Und eines Tages werde ich auch die Magie des Augenlosen Sehers entschlüsseln und für uns nutzbar machen. Ob die Namenlosen Götter damit einverstanden sind oder nicht, soll mir gleichgültig sein. Denn angesichts der in meinen Augen erwiesenen Gleichgültigkeit der Götter uns gegenüber, steht auch jedem von uns das Recht zu, gleichgültig gegenüber ihnen zu sein.«
    Zustimmendes Geraune war zu hören. Fürst Bolandor registrierte durchaus, dass seine Sache auf verlorenem Posten stand. »Sind die Götter uns gegenüber wirklich gleichgültig?«, rief er und deutete auf die Elbensteine. »Warum befragt ihr sie nicht? Fürchtet ihr vielleicht ihre Antwort? Ist es nicht eher so? Und warum fragt ihr nicht eure Vorväter, die ins Reich der Jenseitigen Verklärung eingegangen sind? Mögt Ihr euch die Klage der Eldran über euch und euren Verrat an ihnen nicht anhören? Fehlt euch der Mut dazu und hofft ihr insgeheim, dass keiner unserer Schamanen es wagen wird, die Elbensteine zu ergreifen und die Jenseitigen zu beschwören?«
    Die Jenseitigen – damit waren alle Bewohner der drei geistigen Ebenen gemeint, sowohl die Namenlosen Götter als auch Eldran und Maladran. Allerdings war es langer her, dass sie den Elben das letzte Mal zu Hilfe gekommen waren.
    Nach Bolandors Vorschlag senkte sich tiefes Schweigen über die Versammlung. Alle Blicke waren auf einmal auf den regungslos dasitzenden Brass Elimbor gerichtet. Schließlich war es ihm als Letzten vor mehr als einer Ewigkeit gelungen, Kontakt zu den Namenlosen Göttern herzustellen.
    Brass Elimbor schaute auf. »Wäre denn irgendeine der beiden streitenden Parteien überhaupt bereit, den Rat der Jenseitigen anzunehmen?«
    Die Antwort war erneutes Schweigen. Brass Elimbor ließ den Blick in die Runde schweifen. All diese Elben, die im Vergleich zu ihm so unglaublich jung waren, einige nur wenige Hundert Jahre alt – würden sie auf die Jenseitigen hören? Nein, niemand von ihnen würde von seinen bereits festgelegten Standpunkt abweichen, egal, was die Götter oder die Eldran sagten, da war sich Brass Elimbor sicher. Und das sagte er ihnen auch: »Ihr habt die Namenlosen Götter und die Eldran doch längst vergessen. Ihr redet von ihnen, redet über sie – aber keiner von euch weiß sie zu ehren, zu würdigen und zu schätzen. Flüchtige Erinnerungen sind sie für euch, Relikte der Vergangenheit. Wenn ihr sie anruft – sofern ihr das überhaupt noch tut ―, dann ist dies nichts weiter als ein traditionelles Ritual für euch, um eine gefühlsmäßige Verbundenheit der Beteiligten zu stiften. Doch mehr ist es nicht. Ihr habt keine Bindung mehr an die Götter und eure Vorfahren.« Traurig schüttelte er den Kopf. »Ihr werft den Göttern vor, euch gegenüber gleichgültig geworden zu sein – doch warum sollten sie sich um euch kümmern, da sie in euren Herzen und euren Gedanken zu Schatten geworden sind? Dies ist der Grund, warum sie Maldrana, dem Reich der Verblassenden Schatten, inzwischen näher sind als Eldrana. Ich werde sie nicht anrufen, und ich werde auch die Eldran nicht anrufen. Ihr habt ihnen eure Herzen schon vor langer Zeit verschlossen und würdet sie nicht hören. Und selbst wenn, ihr würdet nicht auf sie hören!«
    Wieder warf er einen Blick in die Runde, wieder schüttelte er das Haupt. »Eure Entscheidung ist längst gefallen«, sagte er. »Nur wenige von euch schwanken noch. Die Mehrheit wird sich König Keandir anschließen, eine kleine Minderheit wird mit Fürst Bolandor weitersegeln auf der Suche nach den Gestaden von Bathranor. Warum sollte ich mich dieser großen geistigen Anstrengung unterziehen und die Eldran

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