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Elben Drachen Schatten

Elben Drachen Schatten

Titel: Elben Drachen Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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fragte Nathranwen besorgt.
    »So lebendig der Traum von Bathranor auch in mir ist«, sagte der junge Elbenkrieger, »ich habe Jahrhunderte gelebt, ohne die Gestade der Erfüllten Hoffnung je mit eigenen Augen zu sehen. Ohne Cherenwen jedoch kann ich nicht leben.«
    Darauf sagte Nathranwen nichts mehr. Sie nickte nur; ob sie damit andeuten wollte, dass sie die Ansicht des Elbenkriegers teilte, oder einfach nur, dass sie seine Beweggründe verstand, wusste er nicht.

    Die überwältigende Mehrheit des Kronrats erklärte, in Elbiana bleiben zu wollen. Einer nach dem anderen trat nach vorn, und es freute Keandir, dass sie den Namen dieses neuen Reiches bereits nach so kurzer Zeit wie einen Begriff benutzen, der ihnen seit langer Zeit geläufig war. Offenbar war es genau das, wonach ihre Seelen verlangten, ging es ihm durch den Kopf.
    Fürst Bolandor gehörte zu den Wenigen, die auf ihrem Standpunkt beharrten und dazu aufriefen, weiterhin dem Traum von Bathranor zu folgen. Herzog Palandras unterstützte ihn dabei. Im Kronrat fanden sie nicht einmal bei den Älteren viel Unterstützung. Und wie viele Elben sich am nächsten Tag bereit finden würden, um mit ihnen weiterzusegeln, musste sich erst noch zeigen.
    »Von nun an«, verkündete Keandir, »gilt eine neue Zeitrechnung. Wir werden die Jahre von diesem Moment an zählen, nachdem wir im Nebelmeer den Bezug zur Zeit vollkommen verloren hatten. Und ab morgen beginnt der Aufbau Elbenhavens.«

3. Kapitel
    Brass Elimbor

    Am Strand wurden große Zelte aufgebaut, wie man sie vor langer Zeit in Athranor benutzt hatte, wenn die Krieger der Elben ein Heerlager errichteten. Die Materialien waren mit magischen Tinkturen behandelt worden, um sie die Reise überstehen zu lassen. Trotz allem waren die Stockflecken unübersehbar, und der aus der Seide athranorischen Riesenraupen gewobene Stoff hatte sein strahlendes Weiß längst verloren.
    Manche aus dem Gefolge des Königs argumentierten, dass es unwürdig sei, diese Zelte zu benutzen, da ihr Anblick doch den ästhetischen Ansprüchen Hohn spräche, die unter den Elben üblich waren. Aber König Keandir widersprach dieser Ansicht. Er wollte ein Zeichen setzen, dass die Geschichte des Reiches Elbiana hier und jetzt begonnen hatte. »Diese Zelte, so schmutzig und gezeichnet von der Zeit sie auch sein mögen, sind die Keimzelle von Elbenhaven, der ersten Stadt des neuen Reiches.«
    Selbst Elben, die dem König als direkte Gefolgsleute sehr nahe standen, schüttelten nur den Kopf darüber, dass es Keandir auch seiner schwangeren Frau zumutete, an Land in einem solchen Zelt zu übernachten. »Die Tharnawn ankert vor der Küste und wäre ein viel sicherer Ort«, meinte unter anderem Siranodir von den zwei Schwertern.
    Und auch Herzog Palandras wandte sich noch einmal an Keandir. »Es ist betrüblich genug, dass eine Elbin aus dem ruhmreichen Hause Torandiris den Traum von Bathranor aufgibt. Den Idealen unsers Ahnherrn spricht das Hohn. Dass Ruwen loyal zu Euch steht, entspricht ihrer Art und wäre unter normalen Umständen auch ihre Pflicht. Aber in diesem Fall müsste sie Euch widersprechen und versuchen, Euch von Eurem verhängnisvollen Weg abzubringen.«
    »Dass sie es nicht tut, liegt vielleicht daran, dass sie selbst den Glauben an dieses neue Reich teilt«, erwiderte Keandir. »Schließlich ist ihre Zwillingsschwangerschaft ein deutliches Hoffnungszeichen.«
    Herzog Palandras nickte düster. »Ich habe noch einmal versucht, mit ihr darüber zu sprechen, doch sie ist so hartnäckig dem Irrglauben verhaftet, mit dem Ihr sie infiziert habt, dass es dem Bemühen gleichkäme, eine Lebensüberdrüssige von der Schönheit der sterblichen Welt zu überzeugen.« Der Herzog machte eine weit ausholende Geste über das gerade errichtete Lager aus fleckigen Zelten. »Aber dass sie gezwungen ist, Ihre Kinder in solch schmutzigen Behausungen auszutragen …« Er schüttelte den Kopf.
    »Schwangerschaften sind so selten geworden, dass sich kaum noch jemand daran zu erinnern scheint und das Wissen darüber langsam in Vergessenheit gerät. Ich habe mich bei Nathranwen der Heilerin erkundigt. Dieser Zustand einer Elbenfrau hat nichts mit einer Krankheit zu tun, die behandelt werden muss. Und schon gar nicht in diesem frühen Stadium, in dem selbst das empfindlichste Elbenohr noch nicht einmal den Herzschlag des Nachwuchses zu hören vermag.«
    Herzog Palandras verzog das Gesicht. »Eine Geburt in Schmutz, Schande und Verrat. Daraus gebiert nur der

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