Elben Drachen Schatten
Viele kommen von weit her! Es wäre zumindest möglich, dass einer von ihnen etwas über Elfénia weiß", erklärte Edro gut gelaunt.
"Vielleicht kann uns Freund Gialbeth ein bequemeres Lager herzaubern!", knurrte Lakyr - und seine Katze bekräftigte ihn mit einem lautstarken Fauchen, das alle erschreckte. Wie loyal ist dieses Dämonenwesen?, fragte sich Edro unwillkürlich. Aber dann musste er daran denken, dass die Zweiköpfige ihm schließlich das Leben gerettet hatte. Gialbeth schüttelte betrübt den Kopf.
"Um Euch ein weicheres Lager herzuzaubern, Herr Lakyr, reicht meine bescheidene Kraft leider nicht aus!" Lakyr fluchte leise vor sich hin.
"Wer mag bloß Euer Zaubermeister gewesen sein?", fragte er wenig taktvoll.
Gialbeth errötete. "Es war der berühmte Hulkin, falls Euch dieser Name etwas sagt! Er war der berühmteste Zauberer des ganzen Mondlandes!", rief der Zwerg zornig.
"Er war?", fragte der Thorkyraner bissig.
"Piraten von der Adlerinsel erschlugen ihn." Lakyr sagte nun nichts mehr. Er schien eingesehen zu haben, dass er Gialbeth gekränkt hatte. Misstrauisch schaute der Zwerg die zweiköpfige Katze auf des Thorkyraners Schoß an und sie erwiderte seinen Blick. Irgendwo in seinen Erinnerungen war etwas, was mit einer zweiköpfigen Katze zu tun hatte .Aber er wusste es nicht mehr recht. So sehr er konnte strengte Gialbeth sich an, um sich zu erinnern. Nachdenklich kratzte er sich an seinem kurzen Spitzbart. Hatte ihm nicht Hulkin einst von einer zweiköpfigen Katze erzählt? Er wusste es nicht mehr. Es schien ihm fast so, als würde die Katze ihn durch ihren Blick daran hindern, sich zu erinnern. Ihre zwei Paar Augen hielten den Zwerg gefangen. Es war eine tiefe Sehnsucht, die aus diesen Augen sprach. Ja, auch diese Katze war nach etwas auf der Suche. Suchte auch sie Elfénia? Oder war es etwas anderes, wonach sie sich sehnte?
Am nächsten Morgen zauberte Gialbeth zunächst einmal eine Platte mit allerlei Köstlichkeiten herbei, an der sie sich satt essen konnten. Als Edro sich zufrieden mit einem Ärmel den Mund abwischte, blickte er in der Runde umher und musterte jeden eingehend. "Wir werden heute intensiv nach Elfénia forschen. Es ist am besten, wenn wir uns zu diesem Zwecke aufteilen", meinte er dann. Gialbeth nickte heftig. "Ich werde mit Mergun gehen!", kündigte er an.
"Das soll mir recht sein. So werde ich mit Lakyr auf die Suche gehen!", erwiderte Edro. Gialbeth war froh, nicht mit Lakyr gehen zu müssen. Aus irgendeinem unbekannten Grund graute ihm vor dessen dämonischer Katze. Und so trennten sich die Gefährten dann und jede der beiden Gruppen ging ihre eigenen Wege. Als Edro und Lakyr gerade über den großen Marktplatz gingen, zeigte sich der König dem Volk. In einer Sänfte wurde Grusin II. durch die Menge getragen. Matt lächelnd wedelte der bleiche König mit der Hand und die Whanurier winkten zurück. Aber er konnte nicht darüber hinwegtäuschen, dass er nur ein Schatten des großen Naco war, der Whanur einst vor den Brenen gerettet hatte! Es mochte nur noch eine Frage der Zeit sein,wann Grusin II. einer der vielen Hofintrigen zum Opfer fiel. Bereits jetzt ging das Gerücht um, dass einige ehrgeizige Generäle dementsprechende Pläne gefasst hatten. Kenner der Situation gaben Grusin höchstens noch ein Jahr. Aber wenn es schlimm kam, dann konnte der Machtwechsel auch schon in den nächsten Tagen stattfinden. Irgendwo in einer der vielen Seitenstraßen verschwand die Sänfte mit dem bleichen König.
"Habt Ihr gesehen, wie bleich der König ist?", hörte Edro einen der Händler zu einem Ghormallier sagen.
"Ja, er sieht krank aus", stimmte der Angeredete zu.
"Man sagt, unser König Grusin sei verhext!" Der Ghormallier zuckte mit den Schultern.
"Egal, was mit ihm ist! Jedenfalls wird er die Herrschaft wohl nicht mehr lange ausüben können!" Edro und Lakyr ließen sich von der Menge treiben und trafen eine Vielzahl sonderbarer Leute. Viele von ihnen stammten aus fernen Ländern und waren schon viel in der Welt herumgekommen. Aber keiner von ihnen kannte ein Land mit dem Namen Elfénia. In einer dunklen Nebenstraße aber sollten sie einen Hinweis finden! Eine sonderbare Frau trat ihnen in den Weg. Ihre blinden Augen starrten zuerst Edro und dann Lakyr stumm an.
"Ihr seid auf der Suche nach Elfénia, nicht wahr?", fragte sie mit blassen Lippen. Ihre weißen Haare wurden durch den frischen Wind, der sich seinen Weg zwischen den Häusern suchte, in Bewegung gehalten. Ihr
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