Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Elben Drachen Schatten

Elben Drachen Schatten

Titel: Elben Drachen Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
Vom Netzwerk:
Irgendwo in der Ferne konnten die Reisenden schneebedeckte Gipfel erkennen. Dörfer und dichter besiedelte Gebiete mieden sie.
    "Sagt mir, Gialbeth, wer war es, der Euch sagte, dass wir den Weg gehen würden, den wir gegangen sind?", fragte Mergun den Zwerg.
    "Es war ein etwas sonderbarer Mann, vielleicht ein Magier oder Adept, ich weiß es nicht. Von seinem Gesicht habe ich nichts sehen können. Er war in eine schwere Kutte gehüllt, und der Schatten, welchen seine Kapuze warf, verdeckte sein Antlitz."
    "Ihr wisst nichts Näheres über diesen Mann?"
    "Nein."
    "Aber Ihr habt ihm geglaubt!"
    "Ja."
    "Aber warum?", fragte Mergun.
    "Warum nicht ?" Der Mann von der Wolfsinsel seufzte und Lakyrs Katze miaute.
    "Wisst Ihr, Herr Mergun, wenn man auf der Suche nach Elfénia ist, dann folgt man jeder noch so kleinen Fährte."

    *

    Am Himmel stand ein wüstes Gemälde aus Wolken und Sonnenstrahlen.
    Lag Elfénia vielleicht dort oben in den Wolken? Es konnte dann auch nicht sein, dass dieses Land auf einer Landkarte eingezeichnet war! Gegen Nachmittag machten die vier Reiter auf einem Felsplateau Rast und aßen von ihrem mitgebrachten Proviant. Ein Raubvogel kreischte und ein leichter Wind wehte. Als Mergun Gialbeth etwas von seinem Proviant reichte, wehrte dieser lächelnd ab.
    "Lasst nur, Herr Mergun. Nehmt Ihr das Essen - Ihr habt es eher nötig als ich", meinte er dann rätselhaft. Mergun zuckte unschlüssig mit den Schultern.
    "Ihr müsst es wissen, Gialbeth. Aber klagt mir nachher nicht Euren Hunger!"
    "Ihr werdet es mir vielleicht nicht zutrauen, aber ich verstehe mich ein wenig auf die Zauberei!" Nicht selten sagte man den Zwergen magische Fähigkeiten nach. Aber dennoch waren die anderen alle sehr erstaunt. Vielleicht lag es daran, dass es zu jener Zeit schon nicht mehr allzu viele Zwerge auf der Welt gab. Gialbeth verschränkte nun Arme und Beine und schloss dabei die Augen (so wie es die Priester am Fuße des Uytrirran, des Berges, auf dem die Götter der Menschen wohnten, manchmal taten, wenn sie meditierten). Man sah seinen Zügen die Anstrengung wohl an, denn sie verzogen sich grimassenhaft. Seine Hautfarbe wechselte in ein giftiges Grün. Schwarze Nebelschwaden erschienen aus dem Nichts und hüllten den Zwerg für einen Moment ganz ein. Als sie sich erhoben, stand eine Holzplatte mit frisch zubereitetem, dampfenden Fleisch vor Gialbeth, der stolz auf das Werk seiner Zauberkraft blickte.
    "Meine Hochachtung!", meinte Mergun anerkennend und der Zwerg lächelte bescheiden.
    "Hier! Nehmt Euch!", sagte er und reichte die Platte herum. Zuerst zögerten Edro und Lakyr, aber dann griffen auch sie zu. Nachdem sie die ersten Bissen verschlungen hatten, sagte Edro: "Ihr scheint ja ein großer Magier zu sein, Gialbeth!" Der Zwerg schob sich lächelnd ein Stück Fleisch in den Mund.
    "Ja, ich kann eine Platte mit Fleisch herzaubern, aber das ist schon anstrengend genug. Für Größeres reicht meine Macht nicht!"

    *

    Um Merguns Pferd zu entlasten, nahm Edro Gialbeth für die weitere Reise in seinen Sattel. Es war schon dunkel, da erreichten sie Whanur, eine andere Hafenstadt an der Küste des Ghormallischen Meeres. Aber hier fanden sie nirgends eine Herberge, und so mussten sie in einem Pferdestall übernachten. Zu dieser Zeit feierte man in Whanur nämlich das Naco-Fest. Naco hatte vor mehr als 200 Jahren gelebt und damals mit Hilfe von Magie seine Stadt vor der Übermacht der aus dem Norden kommenden Brenen gerettet - und seit dem gedachte man jedes Jahr dem Sieg des Naco. Aus der ganzen Umgebung waren die Menschen in die Stadt geströmt, um die Feierlichkeiten mitzuerleben. Aber es waren auch viele Ausländer (vor allem Händler aus Arana, Ylland oder Ghormall) gekommen. Sie alle zusammen überfüllten die Stadt hoffnungslos. Auf jeden "echten" Whanurier kamen mindestens drei Fremde!
    "Zu dumm, dass wir gerade jetzt hier aufkreuzen mussten!", schimpfte Gialbeth verdrossen, dem es offenbar am schwersten fiel, sich an sein Lager aus Stroh zu gewöhnen. Mergun brummte etwas, was jedoch niemand recht zu deuten vermochte. Er hatte auf der barbarischen Wolfsinsel ohnehin nie großen Luxus kennengelernt und so störte ihn das Lager im Heu auch wenig. Er glaubte sogar, schon in weniger bequemen Betten geschlafen zu haben, als in diesem Bett aus Heu und Stroh.
    "Etwas besseres, als zum Naco-Fest hier einzutreffen, konnte uns gar nicht passieren, Freunde! Das Fest dauert vier Tage und zieht eine Unmenge von Menschen nach Whanur.

Weitere Kostenlose Bücher