Elben Drachen Schatten
Hauses aufgeweckt.
"Was macht Ihr da?", hörte er da plötzlich eine erstaunte Stimme.
Edro blickte sich blitzschnell um und sah in das fette Gesicht eines Mannes,der sicherlich nicht an Unterernährung litt.
Er war in ein weißes Nachthemd gekleidet und in der Hand hielt er eine Lampe.
"Wer seid Ihr?", fragte Edro, der ebenso erstaunt wie der Mann vor ihm war.
"Ich bin Druas. Und Ihr?"
"Mein Name ist Edro."
"Und was sucht Ihr hier - mitten in der Nacht?"
"Ich wäre ja auch am Tag gekommen, hätte Euch Euer thyrnesischer Wächter eingelassen. Ich suche nach alten Landkarten."
"Wo ist Saurin jetzt?"
"Saurin?"
"Der Thyrnese."
"Er ist bewusstlos und liegt im Garten hinter einem Strauch." Druas nickte düster und stellte die Lampe auf einem kleineren Tisch ab.
"Urkivrykä!", rief er dann. Und aus dem Nichts entstand ein weißes, leuchtendes, formloses Etwas. Edro erschrak.
"Das ist Urkivrykä, mein Leibwächter. Er versteht wenig Spaß, besonders bei Dieben!"
"Ich wollte nicht stehlen."
Druas lachte schallend.
"So? Was wolltet Ihr denn?"
"Ich bin auf der Suche nach einem Land mit dem Namen Elfénia. Aber es ist auf keiner mir bekannten Karte verzeichnet. Als ich von Euch und Euren Karten erfuhr, dachte ich, dass dieses Land vielleicht auf ihnen verzeichnet sein könnte. Und um dieses festzustellen bin ich hier."
Druas betrachtete Edro nachdenklich. Seine braunen Augen musterten ihn einige Augenblicke lang durchdringend.
Währenddessen verhielt sich Urkivrykä, der Dämon, den Druas zum Leibwächter hatte, völlig ruhig.
"Soll ich Euch nun glauben, Herr, oder nicht?", fragte er dann, wobei er heftig mit den Schultern zuckte.
"Von einem Land mit dem seltsamen Namen Elfénia habe ich jedenfalls noch nichts gehört. Ich glaube auch nicht, dass es auf dieser Welt ein Land mit diesem Namen gibt!"
"Und auf Euren Karten? Sind dort nicht doch irgendwelche Hinweise?", fragte Edro enttäuscht. Aber Druas schüttelte den Kopf.
Das weiße, formlose Etwas, das Urkivrykä war, schwebte langsam auf Edro zu. Dieser zog daraufhin sein Schwert.
Druas lachte hässlich.
"Das hilft Euch gegen diesen Dämon nicht!", stellte er höhnisch fest, und Edro ahnte, dass er recht behalten sollte.
Da spürte er einen ungeheuren Druck in seinem Kopf, der allmählich auch schmerzhaft wurde.
Verzweifelt ließ er sein Schwert fallen und fasste mit beiden Händen nach seinem Kopf.
Um ihn herum sah er nur noch weißen Nebel - Urkivrykä! Der Schmerz wurde bald so brennend, dass er nichts mehr um ihn herum wahrnehmen konnte. Er merkte noch, wie er zu Boden sank.
Und dann ward es Nacht um ihn.
Als Edro erwachte, war das erste, was er spürte, die Pfote einer Katze.
Als er sich aufrichtete, erblickte er sie!
Die Zweiköpfige.
Sie stand da und schaute ihn mit ihren vier Augen nachdenklich an.
Auf dem Boden lag weißer Staub!
Was hatte die Katze nur mit Urkivrykä angestellt?
Hatte sie eine Art magisches Duell mit ihm ausgetragen? Und wie war sie hier her gelangt?
Niemand würde Edro auf diese Fragen Antworten geben können, mit Ausnahme der Katze, und die konnte nun einmal nicht sprechen. Und wo war Druas? Eine unheilvolle Ahnung beschlich Edro!
Er stand auf und steckte sein Schwert in die Scheide. Schließlich fand er Druas in einer Ecke des Raumes - mit zerbissener Kehle.
Nein, den Tod hatte Edro dem reichen Mann nicht gewünscht! Dann suchte Edro in den angrenzenden Räumen nach Druas` Landkarten.
Schließlich fand er sie auch.
Geduldig studierte er sie eine nach der anderen. Aber auf keiner fand er den Namen Elfénia.
Schließlich gab er es auf und verließ zusammen mit der Zweiköpfigen das Haus.
Im Garten fand er dann auch die Leiche des Thyrnesen. Sie ließ keinen Zweifel daran, wer für ihren Tod verantwortlich war.
*
Stumm schlich Edro durch die nächtlichen Straßen Paramons. Dicht folgte ihm die dämonische Katze. Auch als er die Straße der steinernen Götzen endlich verlassen hatte, war in ihm noch keine Ruhe eingekehrt. Sein Inneres war aufgewühlt wie schon seit langem nicht mehr. In dieser Nacht hatte es zwei Tote gegeben. Zwar war er am Tod Druas` und des Thyrnesen nicht schuld, aber er fühlte sich in gewissem Sinne mitverantwortlich. Was war diese Zweiköpfige doch für ein dämonisches Wesen! Aber hatte sie das alles nicht nur seinetwegen getan? Hatte sie die beiden Männer denn nicht nur deshalb umgebracht, um ihn vor Urkivrykä zu retten?
Nach einer Weile hatte er wieder die Taverne erreicht,
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