Elben Drachen Schatten
auch wieder geflogen war. Edro konnte deutlich ihre Blutspuren auf dem staubigen Boden sehen. Mergun musste ihr eine schwere Wunde geschlagen haben.
"Warum folgen wir eigentlich der Blutspur der Echse?", fragte Sorin und blieb stehen.
"Weil sie zur Zeit der einzige Wegweiser ist, nach dem wir uns richten können", erklärte Edro, ohne stehenzubleiben. Er ging weiter, ohne darauf zu achten, ob die anderen ihm folgten. Nach einem kurzen Zögern ging auch Sorin weiter. Die Blutspuren wurden immer deutlicher! Entweder war der Nebel dünner geworden und die Sicht besser, oder aber das Blut mehr, das aus der Wunde des Drachen zu Boden getropft war. Edro sah es mehr nach der zweiten Möglichkeit aus.
"Mich würde es nicht wundern, wenn wir bald auf den Kadaver dieses Tieres stießen", erklärte Mergun. Und Edro nickte.
"Ja, es muss in der Tat viel Blut verloren haben. Ich glaube auch nicht, dass es das noch lange aushalten kann." Und dann dachte der Dakorier an Elfénia. Würde er dieses Land je erreichen? Im Augenblick lag es in unglaublich weiter Ferne. Es schien ihm unerreichbar zu sein! Elfénia - dieser Name stimmte ihn traurig. Er war gefangen in einer anderen Welt - und hier gab es sicherlich kein Land mit jenem geheimnisvollen Namen! Nein, in einer so schrecklichen, kalten und öden Welt wie dieser konnte es kein Land geben, wo Träume in Erfüllung gehen! Um Elfénia zu erreichen musste er den Abgrund zwischen den Welten überwinden. Aber wie? Denn kehrten seine Gedenken zu Lakyr und Gialbeth. Wo mochten die beiden sich befinden? Und wo mochte sich die zweiköpfige Katze befinden? Irgendwo in diesen kalten Nebelschwaden harrten sie vermutlich ihrem ungewissen Schicksale.....
*
Lakyr hatte die Gefahr förmlich gespürt, als wenn sie sich wie eine schwarze Wolke über ihn gesenkt hätte! Er zog blitzartig sein Schwert (er hatte es in den blauen Nebelschwaden gefunden) und warnte Gialbeth mit einem Schrei, als ein riesiges Einhorn aus dem Nebel hervorstampfte. Die säulengleichen Beine ließen den Boden unter ihm erzittern. Trotz seiner Plumpheit und Größe, wer es in der Lage äußerst schnell zu reagieren. Lakyr blieben nur Bruchteile einer Sekunde, um dem Monstrum auszuweichen und ihm dabei auch gleich einen schweren Schlag beizubringen. Das Einhorn brüllte laut auf. Hätte Gialbeth jetzt seinen Bogen dabei gehabt, so hätte das Untier nur noch Sekunden zu leben gehabt, aber sein Bogen war nun in den Händen der Tempelsoldaten des Rattentempels von Ghormall. Aber auch so währte sein Leben nicht mehr lange! Durch seine Wunde arg geschwächt, verlor es seine Fähigkeit schnell zu reagieren. Es zögerte und das nutzte Lakyr geschickt aus. Ein schneller, tiefer Stich brachte es denn endgültig zur Strecke. Lakyr seufzte und holte das Schwert aus dem Fleisch des Tieres. An des Einhorns haarigem Fell wischte er es ab. Das Einhorn war das erste lebende Wesen, dass den beiden begegnet war, seit sie in diese seltsame Nebelwelt verschlagen wurden, von der sie annahmen, sie sei die Welt Retneds.
"Woher mag des Einhorn kommen?", fragte Gialbeth, der Zwerg. Er steckte sein Schwert beiseite und untersuchte flüchtig das Fell des Untieres.
"Vielleicht hat Retned es geschickt", vermutete Lakyr. Der Thorkyraner hatte den Verlust seiner Katze noch immer nicht verwinden können. Auf seltsame Weise hatte er sie lieb gehabt.
"Es ist alles möglich, in dieser schrecklichen, öden Welt", versicherte ihm Gialbeth. Aus der Ferne wurden plötzlich Stimmen hörbar! Es waren ohne Zweifel Menschenstimmen - und sie sprachen die Sprache der Westländer! Gestalten traten aus dem Chaos des blauen Nebels. Es waren fünf Männer und vier Frauen. Hoch erfreut und jedes Misstrauen vergessend traten Lakyr und Gialbeth ihnen entgegen.
"Ich bin Drolsthor! Habt ihr beide das Einhorn erlegt?" fragte einer der Männer. Lakyr nickte leicht. "Wir waren hinter ihm her und haben es gejagt! Aber ihr habt es erlegt, und deshalb frage ich euch nun, ob wir ebenfalls vom Fleisch dieses Tieres essen dürfen? Für euch beide ist es ohnehin zu viel und unsere Mägen sind leer und knurren nach einem Stück Fleisch." Lakyr schmunzelte.
"Dieses Einhorn bedrohte uns und wir mussten uns verteidigen. Wir dachten jedoch nicht daran, es zu essen. Wenn ihr also wollt, so stillt eure hungrigen Mägen mit diesem Fleisch."
"Ich danke Euch, Herr", erwiderte Drolsthor. Der Fremde wandte sich dem Kadaver des Einhorns zu. Aber was war das? Der tote Körper zerfiel zu
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