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Elben Drachen Schatten

Elben Drachen Schatten

Titel: Elben Drachen Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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dicht auf - aber der Zwerg vergaß nicht, sein Schwert zu ziehen. Lakyr jedoch ließ dies zunächst sein, denn er wollte nicht sofort den Eindruck von Feindlichkeit vermitteln. Sie schritten nun also durch das mit seltsam fremdartigen Ornamenten verzierte Burgtor. Die Häuser der Burg waren in einem katastrophalen Zustand. Es schien einem unbefangenen Besucher so, als sei sie unbewohnt. Aber Lakyr und Gialbeth wollten dies nicht so recht glauben! Irgendetwas zog die zweiköpfige Katze zu dieser Burg! Irgendein Instinkt oder eine Eingebung. Ein Kreischen! Lakyr ließ sein Schwert hervorschnellen und bemerkte dann einen dreiköpfigen Geier, der über der düsteren Burg seine einsamen Kreise zog. Der eisige Wind hatte sein Federkleid arg zerzaust und seine drei Köpfe sahen boshaft auf Lakyr und den Zwerg hinab. Gialbeth stieß irgendeinen Fluch in der Zwergensprache aus, den der Mann aus Thorkyr nicht verstehen konnte.
    "Wäre es möglich, dass dieses Geschöpf dort oben mit Eurer Katze verwandt ist, Herr Lakyr? Schließlich haben beide mehr als nur einen Kopf", murmelte der Zwerg.
    Lakyr zuckte mit den Schultern.
    "Ich weiß nicht viel über meine Katze. Ich weiß nicht einmal ihren Namen - geschweige denn etwas über ihre Verwandtschaft!"
    "Vielleicht wäre es an Euch gewesen, Herr, dieser Katze einen Namen zu geben?"
    Lakyr schwieg und sah dem Geier eine Weile zu. Seine unruhigen Flügelschläge und sein Kampf gegen den eisigen Wind, der den blauen Nebel in Bewegung hielt, faszinierten ihn auf seltsame Weise. Aber ein leises Miauen (kaum hörbar) genügte, um Lakyr von diesem Anblick loszureißen. Aus einem düsteren, verfallenen Schuppen (vor langer Zeit vielleicht einmal ein Pferdestall) kam etwas etwas Kleines, Schwarzes, Pelziges. Es huschte über den Burgplatz auf Lakyr zu und blieb dicht vor ihm stehen. Zwei Paar Augen funkelten Lakyr wie glühende Kohlen an. Lakyr war außerstande, irgendetwas zu sagen. Stumm nahm er seine Katze auf den Arm und streichelte sie sanft. Ihre Augen sahen ihn ausdrucksvoll an; gleichsam als wollten sie ihm erzählen, was sie gesehen hatten. Dann gingen Lakyr und Gialbeth weiter über den Burghof.
    "Da!", rief Gialbeth und deutete auf eines der Fenster dieses ehemals vornehmen Hauses. Die Scheiben waren längst aus ihren Rahmen gefallen. Lakyr bemerkte eine Gestalt an einem dieser Fenster. Sie war in einen langen Mantel gehüllt. Graue Haare wehten im Wind. Als die seltsame Gestalt Lakyr und Gialbeth bemerkte, zog sie sich rasch zurück.
    "Wer könnte das sein?", fragte Gialbeth mit gezogenem Schwert.
    "Ich weiß es nicht!"
    "Vielleicht ist es Retned!"
    "Retned sieht anders aus!"
    "Es heißt, dass Retned sich in vielerlei Gestalt und Aussehen zeigt." Die zweiköpfige Katze auf Lakyrs Arm miaute leise, aber nicht ängstlich oder aggressiv. Vielleicht wollte sie sagen, dass ihnen von dieser geisterhaften Gestalt keine Gefahr drohe. Wer weiß? Ein Kreischen durchschnitt die feuchte Luft - es war der dreiköpfige Geier. Er hörte nun damit auf, Kreise zu fliegen. Mit unregelmäßigen Schlägen gelangte er in eines der vielen Fenster des alten Herrenhauses und verschwand dort. Mit wenigen Schritten hatten auch Lakyr und Gialbeth dieses Haus erreicht. Eine Tür war gar nicht mehr vorhanden - jemand musste sie vor langer Zeit aus den Angeln gehoben haben. Lakyr hatte sein Schwert eingesteckt. Er wusste, dass wenn sie hier wahrhaftig auf den schrecklichen Retned träfen, er mit einer solchen Waffe kaum etwas gegen ihn ausrichten konnte. Nicht so Gialbeth! Fest hielt er seine Waffe umklammert. Der Zwerg war dazu bereit, jedem eventuellen (auch noch so hinterhältigen) Angriff zuvorzukommen. Wachsam streiften seine Augen über die Dinge seiner Umgebung und untersuchten sie sorgsam und mit Bedacht. Sie traten nun also in das alte Haus ein. Der erste Raum (ursprünglich wahrscheinlich ein Empfangszimmer) war dreckig und unordentlich. Zerbrochene Stühle und andere Möbelstücke lagen herum und der Putz blätterte von den Wänden. Aus Ritzen in der Decke rieselte feiner Staub - von einem eisigen Wind hier hin geweht.
    "Retneds Residenz habe ich mir ein wenig anders vorgestellt", murmelte der Zwerg, wobei er sich einige Bretter aus dem Weg räumte. Vorsichtig schlichen sie dann eine knarrende Treppe hinauf. Sie gelangten in einen Raum, der etwas besser aufgeräumt war, als der `Empfangsraum`. Ein Kaminfeuer prasselte vor sich hin und durch die offenen Fenster blies ein eisiger Hauch, der Lakyr

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