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Elben Drachen Schatten

Elben Drachen Schatten

Titel: Elben Drachen Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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"Und wie ihr seht, Leute, bin ich krank! Ich habe nur noch wenige Tage zu leben." Ruckartig nahm Edro die Hand von des Mannes Schulter.
    "Was ist es für eine Krankheit, die Ihr habt, Mann?", fragte er ihn.
    "Der blaue Nebel verursacht sie - und auch ihr werdet sie in nicht allzu ferner Zeit bekommen, Freunde! Retned und einige wenige Gesunde versuchen nun, sich unter der Kuppel von Bedin zu verkriechen. Sie hoffen so, ihrem Schicksal entgehen zu können - dem Schicksal dieser Welt. Diese Welt stirbt, wisst Ihr, Herr?"
    "Diese Welt stirbt?", fragte Edro verblüfft. Der kranke Mann nickte.
    "Ja, sie stirbt." Er lächelte wieder sein gequältes Lächeln. "Welten sterben ebenso wie Menschen sterben - nur dauert es bei ihnen viel länger. Aber ihr Tod ist ebenso unaufhaltsam, wie der Tod eines Menschen. Und meistens sind es die Menschen selbst, die den Tod ihrer Welt herbeiführen und so war es auch hier! Man baute Maschinen, die zwar viel gutes bewirkten, aber unter anderem auch diesen blauen Nebel als Abfall produzierten. Zu spät erkannte man die Gefährlichkeit dieses Nebels. Er vermag mindestens zwei Dutzend Krankheiten hervorrufen, von denen die meisten schnell zum Tode führen. Diese Welt ist verloren, Leute - auch wenn Retned und seine Getreuen es nicht wahrhaben wollen! Auch sie werden sterben. Der blaue Nebel wird sich durch ihre steinerne Kuppel fressen und sie einstürzen lassen!"
    "Aber Retned ist doch ein Gott!", meinte Phakl der Schlaue. Der Kranke lachte schallend.
    "Guter Freund, niemand weiß genau, was Retned ist. Ob Gott oder Adept oder Prophet - es ist nicht entscheidend." Edro zuckte mit den Schultern.
    "Und es ist Euch wirklich nicht möglich, uns über den Fluss zu setzen, guter Mann?", fragte er, aber der Dakorier ahnte die Antwort bereits im Voraus.
    "Retned hat den Kranken verboten, auf das andere Flussufer zu kommen. Ich riskiere viel, wenn ich Euch übersetze."
    "Wir haben wertvolle Steine bei uns. Damit könnten wir die Überfahrt bezahlen", erklärte Sorin. Der Bootsbesitzer lächelte matt.
    "Welchen Wert haben solche Reichtümer auf einer Welt, die dem Untergang geweiht ist? Was sollte ich mit meinen Steinen anfangen? Ich könnte sie mir um den Hals binden und mich in den NebelFluss stürzen, um wenigstens ein würdevolles Grab zu haben!" Er lachte kurz auf, wobei sich sein von Pocken bedecktes Gesicht seltsam verzog.
    "Nein, mein Freund, lasst Eure Schätze da, wo sie sind! Ich will sie nicht!" Er wandte sich an Edro.
    "Nehmt mein Boot, wenn es Euch glücklich zu machen vermag, Herr! Ich schenke es Euch, denn mir wird es ohnehin nicht mehr viel nützen und bald wird es auch keinem anderen mehr nützen!"
    "Ich danke Euch." Das war Mergun.
    "Fahrt Flussabwärts - dann werdet ihr Bedin nicht verfehlen", erklärte der seltsame Mann. Er wandte sich um und zog davon, ohne noch ein weiteres Wort zu verlieren. Aus welchem Grunde hat Retned uns hier her entführt?, fragte sich Edro. Er wollte dem Kranken schon nacheilen, um ihn zu fragen, ließ es darin aber doch. Irgendwo in den von einem kalten Wind in Bewegung gehaltenen Nebelschwaden verschwand er - um zu sterben. Sie waren schon weit hinausgerudert und ließen sich nun von der Strömung treiben, da begannen Phakl und Garot plötzlich zu stöhnen.
    "Was ist mir schwindelig!", rief Phakl und presste beide Hände an seinen Kopf.
    "Vielleicht eine der zwei Dutzend Nebelkrankheiten", meinte Krasi.
    "Oder das Wasser!", sagte Edro. Phakls Gesicht wurde leichenblass und sein Kinn fiel nach unten. Entgeistert starrte er den Dakorier an.
    "Ihr meint wirklich..." Aber Edro zuckte nur mit den Schultern. Da begann Garot plötzlich zu schreien. Wild strampelte er um sich und brachte damit das kleine Boot beinahe zum Kentern. Aber noch ehe jemand ihn hätte festhalten können, war er über Bord gegangen. Er tauchte nicht wieder auf. Das Gewicht der Steine in seinen Taschen zog ihn hinab und ließ ihn ertrinken. Für Garot den Starken konnten sie nichts mehr tun. Er würde eine ganze Welt als Totengruft haben. Inzwischen wirkte Phakl der Schlaue verzweifelt. Mergun versuchte ihn festzuhalten, da er mit seinen Bewegungen ebenfalls das Boot in Gefahr brachte. Als er ihn jedoch erreichte, waren seine Augen bereits gebrochen. Schweigend und mit merkwürdig verrenkten Augen schaute das Gesicht des Toten zu Mergun.
    "Er ist tot", stellte der Mann von der Wolfsinsel leise fest.
    "Dann wirf ihn über Bord!", befahl Edro - und Mergun gehorchte. Auch Phakls Leiche

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