Elben Drachen Schatten
während Krasi und Sorin in einem Nachbarhaus ihre Tage verbrachten. Grimmon grinste Kiria an und holte den Schlüssel des Stahltores aus seiner Tasche.
"Hier, werte Lady, den habe ich Eurem Retned abgenommen, ob Ihr's mir nun glaubt oder nicht!" Stolz hob er den kleinen Würfel in die Höhe.
"Was ist das?", fragte sie erstaunt.
"Ihr wisst es nicht? Es ist der Schlüssel, mit dem sich das große Tor von Bedin öffnen lässt", erklärte der unsichtbare Dieb. Mit Befriedigung registrierte er Kirias Bestürzung. Er lächelte geheimnisvoll und mit einem Schuss Überheblichkeit.
"Ihr lügt", stellte Kiria schließlich kühl fest. "Ihr müsst lügen, eine andere Erklärung kann es nicht geben." Aber man sah ihr an, dass sie an diese Erklärung selbst nicht so recht glauben konnte. Sie wusste, dass es nicht so war und doch behauptete sie es.
"Wenn Ihr wollt, so will ich gerne mit Euch zum Tor gehen und Euch die Wirkungsweise des Schlüssels erklären", sagte Grimmon mit vor Spott triefender Stimme.
"Ich bin nämlich der beste Dieb von Bedin, müsst Ihr wissen, meine Lady. Wollt Ihr mal sehen, wie ich mich unsichtbar machen kann?"
"Nein." Sie wandte sich um und ging aus dem Raum. Grimmon zuckte nur unschuldig mit den Schultern.
"Ich weiß, wo sich diese Maschine befindet, Freunde", begann er und erklärte es ihnen schnell.
"Die Schwierigkeit ist nur, wie wir Retned ausschalten!"
"Er ist ein Gott und Götter sind mächtig", gab Sorin zu bedenken. Krasi lächelte.
"Auf diesem Gebiet habe ich einige Erfahrungen", sagte er. Aber Edro schüttelte mit dem Kopf.
"Es wäre gefährlich, ihn töten zu wollen. Schließlich wissen wir nicht, wie man diese Maschine bedient und es könnte gut sein, dass wir ihn noch brauchen." Grimmon lehnte sich zurück und starrte Edro mit leuchtenden Augen an. Er seufzte.
"Daran habe ich freilich noch gar nicht gedacht. Auch weiß ich nicht, wie man es anstellen könnte, einen Gott zu töten!" Er lachte leise und fegte sich mit der Hand die Haare aus dem Gesicht.
"Was wir auch vorhaben, Freunde, wir müssen es schnell tun! Wir haben nicht mehr viel Zeit und diese Welt stirbt schnell!", meinte Krasi der Geisterbeschwörer.
"Nein, wir müssen mit größter Sorgfalt vorgehen, sonst bleiben wir auf der Strecke. Es gehört viel dazu, Retned zu betrügen. Glaubt mir, ich tue es nicht zum erstenmal." In den darauffolgenden Tagen planten sie ihr Unternehmen genau bis ins Detail. Wer Edro zu dieser Zeit Sorgen bereitete, war Kiria. Zwar war sie freundlich und zuvorkommend und vielleicht empfand der Dakorier sogar so etwas wie Sympathie für sie, aber er wusste nicht recht, ob er ihr trauen konnte. Deshalb verbrachte er so viel Zeit wie irgend möglich mit ihr, um sie zu beobachten. Er musste sie unbedingt im Auge behalten, denn ein eventueller Verrat wurde alle Hoffnungen auf eine Rückkehr in seine Welt begraben. Was ihn aber auch erschreckte, dass war Kirias Blindheit. Die offensichtliche Blindheit für die Gefahr! Nie wollte sie bei den oft sehr langen Diskussionen, die er mit ihr führte, zugeben, dass diese Welt am sterben war! Wenn Edro sie dann allerdings mit seinen Argumenten allzu sehr in die Enge trieb, so pflegte sie stets auf Retned hinzuweisen und zu sagen: "Retned wird uns retten, so groß die Gefahr auch sein mag, die uns bedroht! Zumindest wir hier in Bedin sind nicht in Gefahr! Die Steinkuppel über uns schützt uns, versteht Ihr, Herr Edro? Es hat keinen Sinn, sich über die Zukunft Sorgen zu machen. Ebenso hat es keinen Sinn etwas zu suchen, dass es vermutlich gar nicht gibt. Ich glaube, dieses Land mit dem seltsamen Namen Elfénia ist nur ein Geschöpf Eurer Einbildung! Nirgendwo gehen Träume in Erfüllung weder in dieser Welt noch in der, aus der Ihr kommt!"
Und dann hatte sie sich immer über das Gesicht gewischt, um ihre herumhängenden Haare beiseite zu fegen und hatte ihn angesehen. Aber ihre Augen, so schien es Edro, waren leer, wie die Augen eines Blinden. Ihre Augen waren zweifellos schön und lieblich. Sie strahlten ihn an und leuchteten und ihr Blick nahm den seinen gefangen.
Aber trotzdem vermisste Edro etwas an diesen Augen und sie schienen ihm trotz allem leer.
"Ich verstehe Euch nicht, Edro! Ihr seid so intelligent, und doch gleichzeitig so töricht. Wie passt das zusammen? Ihr sucht ein Land, das es nicht gibt, Ihr redet vom Untergang dieser Welt, obwohl Ihr so gut wie ich wisst, dass die Mauern von Bedin eine unüberwindbare Barriere für den blauen Nebel
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